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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albrecht von Haller
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der kaiserlichen Stämme der Seren. Aber die von ihnen auf dem Purpur erzeuget, im Genusse der obersten Macht erzogen waren, ohne daß es sie einige tugendhafte Thaten gekostet hätte, den Thron zu verdienen; sie sahen bald in der Gewalt nur das Vermögen ihren eigenen Begierden genug zu thun. Sie füllten ihre Paläste mit dem schönsten Frauenzimmer, sie verlohren bey Schauspielen die Tage die sie ihrem Volke schuldig waren: die Belustigungen wurden ihr einiges Geschäft. Ihre durch die elenden Rähte der Verschnittenen, und der geliebten Buhlschaften gewählte Bediente suchten auch kein anderes Bestes, als ihre eigene Größe, ihr Ansehen, ihren Reichthum, ihr Vergnügen: stuffenweise brauchte ein jeder den ihm Untergebenen zum Werkzeuge seiner Begierden, und der unterste, der nüzlichste Bürger darbte in übermässiger Arbeit, auf daß die Höflinge, die Richter, die Bedienten der Krone in Uebermuht und in übermäßiger Pracht leben könten. Das Volk seufzte, und bat den Himmel um Erleichterung; bald murrete es, und endlich war ihm der Tod angenehmer, als sein Zustand, es überließ sich seiner Verzweiflung; der Ehrgeiz fand ihm Anführer; muhtige und thätige Aufrührer trieben den abgearteten Wollüstling vom Throne, und rotteten den Stamm aus, der dem Volke zur unerträglichen Last gereichet hatte.«
    »Nichts ist gefährlicher, als alles vermögen. Wer mit einem finstern Blike seine Bedienten morden, und ungeahndet vieljährige Dienste mit Gift belohnen darf, der wekt selbst die Dolche auf, denjenigen aufzureiben, vor dem niemand eine Sicherheit hat. Wer ohne die Hülfe der Geseze straffen, willkührlich verbannen, eigengewältig seine vornehmsten Bedienten entsezen kan, überläßt seine Gewalt gewiß der Ausübung seiner Begierden. Wie ihn seine verdorbenen Lüste antreiben, so greift er die Zucht der edelsten Frauen an, das Vermögen der Armen an, die Schäze der Kirche an, die Ehre der Richter an, das Eigenthum eines jeden Unterthans, das seinen Lüsten Befriedigung erkaufen kan. Er strebt mit unnöhtigen Kriegen nach Triumphen, die seine Unterthanen mit ihrem Blute erkaufen müssen. Er verbaut mit prächtigen Schlössern den Lebensunterhalt der Bürger; er verschwendet in nichtsbedeutenden Feyerlichkeiten, in Schauspielen, in Gastmählern, das Brodt und die Haabe seines Volks. Alfred weiß, was in dem grossen Rom der Zaubertrank der unumschränkten Macht für Ungeheuer, auch aus besseres versprechenden Jünglingen umschaffen hat. Gott ist allweise, Ihm gehört die Allmacht, dem fehlhaften Menschen aber Schranken, die seine Begierden einzielen.«
    »So wie den unumschränkten Herrscher niemand von der Erfüllung seines Willens zurüke hält, so wird sein erster Staatsbedienter, sein Feldherr, sein Richter, sein Kammerschreiber ein Despot. Die ganze Nation schmachtet unter dem Joche, das der Stärkere allemahl dem Schwächeren auflegt, und dessen Gewicht den gemeinen Mann erdrükt, der niemand wieder drüken kan.«
    »Der Monarch liebet niemand. Jeder Bürger ist für ihn ein von dem Schiksal zur Erfüllung seines Willens bestimtes Werkzeug, dessen Dienste er geniessen kan, ohne gegen ihn in einiger Verbindlichkeit zu stehn. Der Bürger sieht mit Schreken, und mit Haß, das Schloß, wo der Verschwender seines Blutes und seines Eigenthums schwelget; er nimt an der Erhaltung seines Fürsten keinen Antheil, und kent kein grösseres Unglük, als dasjenige, das er wirklich fühlt. Ein verwegener Aufrührer bestürmt mit einer Handvoll Räuber den verlassenen Palast, und kein Bürger begehrt, den Herrscher zu beschüzen, der ihn unglüklich macht.«
    »Ich habe selbst dem Trauerspiel beygewohnt, das in Byzanz den unglüklichen Michael vom Throne stürzte. Er hatte das Beste des Reiches vernachläßigt, er war ein Schwelger, der über dem Wein vergaß, was die Pflicht eines Vaters des Volkes ist. Ein Mann, von den Geringsten seiner Unterthanen, war durch seine gute Bildung zu obern Bedienungen gestiegen, er fand eine Rotte Würger, die ihm zu Gebote stehen. Ehe die Wareger ihre Waffen brauchen konnten, war Michael ermordet, unsre Treu hatte keinen Gegenstand mehr, und so fiel unter dem Schwerdte weniger Räuber, der Nachfolger des Constantins und der Cäsarn. So wenig Antheil nahm man an seinem unglükseligen Schiksal, daß nicht eine Thräne vergossen, nicht ein Seufzer gehört, keine Bude verschlossen, kein Geschäft gestört wurde; und nach wenigen Stunden rief ganz Byzanz langes Leben dem Kaiser Basilius

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