Alfred - König der Angel-Sachsen
vor seinen fürchterlichen Tazen, stehend, sein Messer ins Herz. Er konnte die Kämpferlieder singen, sein Herz brante bey den Namen alter Helden. Er wallete vor Begierde, seines väterlichen Sizes Namen durch seine Thaten bekant zu machen, und dann vor sein versprüztes Blut in Odins-Halle die Belohnung zu empfangen.
Hasting, ein Nordischer Fürst, gieng nach Byzanz, und war der Anführer einer Schaar von Waregern, den einzigen echten Kriegern, die das ausgeartete Griechenland besaß, und denen es die Beschüzung seines Fürsten anvertrauen konte. Aufrichtig, in den Verrähtereyen der neuen Römer unerfahren, ihrem Eyde getreu, tapfer und standhaft, waren die wenigen Kämpfer die Stüze des sinkenden Reiches. Der junge Amund begleitete den kühnen Hasting, und ließ sich mit ihm unter die Wareger aufnehmen. Manche Thaten von redlichem Muhte, von kühner Entschlossenheit, begieng der Rechtschaffene. Er war auch gegen die Vorzüge nicht blind, die bey den Griechen noch übrig waren, er machte sich die Geschichte bekannt, er ließ sich in der Verfassung des Hofes und des Staates unterrichten, die Europa lange nachahmte, aber dennoch mit Verachtung auf die Feigheit der Byzanzier herunter sah. Er lernte die Geseze kennen, und bereicherte seinen Verstand mit Schäzen der alten Weisheit.
Freudig und jung, verliebte er sich in die schöne Theophane, die Freundin der Fürstin Eudoria, die Hasting liebte und ehlichte. Die edle Bildung der Griechin, ihre Sitten, selbst die scheue Schamhaftigkeit, mit welcher sie seine Liebes-Bezeugungen ablehnte, vermehrten Amunds Neigung, und er erwarb endlich die Schöne durch edle Thaten, und durch die Errettung ihres Vaters, den bey einem Auflaufe der blauen und grünen die ihm entgegene Parthey zu ermorden gedachte. Sein Schwerdt öffnete dem Amund bald den Zugang zu dem Unglüklichen, die muhtlosen Byzanzier flohen vor den starken Streichen des Kämpfers. Sieghaft brachte er seiner Schönen den befreyten Vater zurük. Theophane war gegen so viele Verdienste nicht undankbar, sie wurde die seine, und der Redliche, der die Braut geliebt hatte, betete die Gemahlin an.
Ein kaiserliches Haus wurde gestürzt. Hasting hatte es vergebens vertheidigt, so lang er sein Schwerdt zu führen vermochte. Er wurde überwältigt, und ihm blieb zu seiner Rettung nichts übrig, als ein Schif, das im Hafen lag. Dahin brachte er seine Fürstin, und dahin führte sein Gefährte Amund die schöne Theophane. Glüklich kamen sie in die Mündung des Niesters, und durch Wege, die damahls von den Scandinaviern täglich betreten wurden, nach dem verbündeten Novogorod, und nach Schweden zurük.
Der edeln Griechin kam der Anblik der rauhen, und unfruchtbaren Gebürge unerträglich vor. Hier fand sie nichts mehr von den Annehmlichkeiten, die der milde Süd auf das herrliche Byzanz streute. Hütten von ungeheuern Steinen übel wieder die Kälte verwahrt, mußten die prächtigen Paläste ersezen, in denen Eudoria ihre Jugend zugebracht hatte. Der späte Frühling war mit scharfen Winden vermischt, der lange Winter vernichtete den Schmuk der Erde; der Herbst brachte keine Trauben, die edlen Früchte Griechenlands glänzten an den Bäumen nicht, und die Erde gieng in den Augen der zärtlichen Fürstin niemahls aus der Trauer.
Hasting liebte die schöne Eudoria, und versprach ihr, durch sein Schwerdt mildere Gegenden zu gewinnen, wo sie herrschen solte. Sie war zu Beamfleat, und mit ihr die reizende Theophane, als die Sachsen das befestigte Lager der Scandinavier überfielen, dieweil ihre meisten Krieger abwesend waren. Hasting rasete vor Zorn, wie er den großen Unfall vernahm; Amund der streitbare vergoß Thränen von Verzweiflung, wie er von dem Verlust seiner Theophane hörte. Aber Alfred, der edle, troknete diese Thränen ab; »Geht, sagte er den schönen Gemahlinnen seiner Feinde, sagt den Normännern, ich führe mit keinen Weibern Krieg: ich führe ihn auch bloß gezwungen mit den Unterdrükern meines Volkes, und mein gröster Wunsch wäre ihre Freundschaft zu gewinnen.« Alfred hatte die griechischen Schönheiten bewundert, aber sein enthaltsames Herz war gegen alle fremde Reize verschlossen.
Hasting erwiederte die Güte Alfreds durch eine doppelte Feindschaft. Aber Amund war edler gesinnet. Volkommen glüklich in den Armen seiner geliebten Theophane, wurde er bald der Freund des Helden, dem er ihre Umarmungen zu danken hatte. Sie rühmte ihm selbst die sorgfältige Großmuht, mit welcher Alfred auch allen
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