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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albrecht von Haller
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mit eben dem freudigen Eifer zu, als wenn er der echte Erbe des Throns gewesen wäre.«
    »Hätte Michael seine Krone an das Beste seines Volkes verknüpft, wären die Geseze seine Schranken gewesen, hätte sein Fall das Wohlseyn des Landes erschüttert: so wäre beym Basil niemahls der vermessene Gedanken aufgestiegen, über die Leiche Michaels den Thron zu besteigen. Aber ein Despot ist eine umgekehrte Pyramide, ein ungeheures Gewicht ruhet auf der Spize, auf einem Punkte; der Hauch eines Westwindes kan den wiedersinnigen Bau umstürzen.«
    »Nicht allemahl greift der gedrükte Unterthan zum Dolch, oft beugt er sich zum Joch mit unthätigem Murren, ihn kan die Religion in Ketten trösten, oder der Schreken einer besoldeten Kriegsmacht zur Gedult zwingen. Aber dennoch ist der unumschränkte Herrscher unglüklich, weit unglüklicher, als der durch die Geseze gebundene Fürst. Dieser hat eigene Staatskörper um sich, die ihm die Wahrheit sagen; er hat Große, die ungerechten Befehlen sie nicht unterziehen, er hat Geseze, die er ohne Gefahr, und ohne Wiederstand nicht übertreten kan. Alle diese Machten, die ihn einschränken, wachen zugleich für seine Sicherheit. Er wird nicht ungerecht, er greift das Eigenthum seiner Bürger, das Leben seiner Diener nicht an, weil er den Zwek nicht ohne sich zu verunehren, nicht ohne unübersteiglichen Wiederstand erreichen würde. Er lernt von der Erfahrung, daß nur diejenigen Bürger gehorchen, die ihren Herrn lieben, daß diese Liebe zu gewinnen, er Glükselige machen muß, und daß er sein Volk nicht glüklich machen kan, wenn er selbst nicht arbeitsam, gütig und gerecht ist. Manche That, die dem morgenländischen Despoten Spiel und Zeitvertreib ist, würde durch den bloßen Gedanken die ganze Seele eines Fürsten erschüttern, der sich erinnert, daß seine Größe auf die allgemeine Verehrung und diese auf seine Tugend sich gründet. Was ein Tyrann zu Byzanz ruhig entwirft, und mit kaltem Blute bewerkstelligen läßt, das Blenden eines Staatsbedienten, das Verstümlen eines verdächtigen Großen, hat zu eines scaninavischen Königs Gedanken niemahls einen Zugang gefunden.«
    Alfred erwiederte. »Ich bemerke, daß Amund weder der Macht der Großen, noch der unumschränkten Gewalt der Könige günstig ist. Kent er aber eine Staatsverfassung, wo alle Machten einander im Gleichgewichte halten, wo der König vor dem Ungehorsam und dem Aufruhr, und das Volk vor der Unterdrükung gesichert ist? Ich habe die Geschichte gelesen, und meyne gefunden zu haben, daß diejenige Regierung die beste ist, in welcher ein Tugendhafter herrschet; es mag denn der König herrschen, oder wie zu Sparta die Großen, oder wie zu Rom das Volk. Wo hingegen der Herrscher ungerecht und verdorben ist, so ist auch der Staat unglüklich. So war es unter den bösen Cäsarn zu Rom, unter dem ungerechten Volke zu Athen, unter den drükenden Großen des spätern Sparta; und die Staatsverfassung kan die schlimmen Folgen einer auf lasterhaften Trieben ruhenden Regierung nicht verhindern.«
    Amund verbeugte sich gegen den König: »Alfred liebt die Wahrheit, und wird sie hören, auch wann sie seinen Gedanken entgegen wäre. Sie kan es nicht seyn; denn wer die Wahrheit sucht, hat sie noch allemal gefunden. Es ist allerdings alles unvollkommen, was von Menschen verwaltet wird; aber groß ist dennoch der Einfluß der Regierungsform auf die Sitten des Volks, und selbst auf die Regierung der Fürsten.«
    »Ich habe den Misbrauch der unumschränkten Macht bewiesen und erfahren. In Alfreds Händen wird sie eine segnende Gabe des Himmels seyn; aber wie einzeln schenkt das Verhängniß einen Alfred? Die Weisheit des Gesezgebers muß verhüten, daß der unwürdige Sohn eines Salomons nicht alles zerstöre, was die bemühte Weisheit des Vaters gebaut hat. Sie muß das Schiksal des Volkes nicht den oft geringen Ursachen überlassen, die einen Königssohn unfähig oder unwillig machen, das Beste der Seinigen zu besorgen. Der frühe Tod des weisesten und tugendhaftesten Herrschers kan einen Unmündigen in den Händen solcher Weiber, solcher Kämmerlinge lassen, in welchen das zarte Gewächse zu keiner Tugend umgebogen, nach der Leitung des Lasters erstarket. Dem Unwürdigen muß es nicht frey stehen, nicht leicht seyn, die Geisel Gottes zu werden, er der sein Statthalter seyn solte.«
    »Ich habe ein Volk gekant, ein großmühtiges, ein zu allem Edeln gebildetes Volk. Es verfiel nach und nach durch unvermerkte Schritte in den

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