Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albrecht von Haller
Vom Netzwerk:
übrig ist.«
    »Glüklich ist es für die Menschen, daß sie nicht plözlich den äussersten Staffel der Bosheit erreichen, daß die Macht der Sitten, und die Furcht der Folge ihnen nicht zuläßt, von der Tugend tief in die Abgründe des Lasters sich plözlich zu stürzen, und daß sie stuffenweise zu großen Vergehungen sich entblöden. Ein Fürst kan folglich in einer gemäßigten Staatsverfassung mehrentheils durch Vorstellungen, durch den gesezmäßigen Widerstand der ihm beygeordneten Machten, durch die Zeichen des algemeinen Widerwillens, durch Ahndungen an seinen bösen Bedienten, in dem unglüklichen Lauffe seiner Abartung aufgehalten werden. Selten wird in einer wohlabgewogenen Staatsverfassung die traurige Nothwendigkeit entstehen, daß das Volk wider denjenigen sich wafnen müßte, für den es sonst sein Leben aufzuopfern schuldig wäre. Nur in den übel bestimten, ohne Gleichgewicht wankenden, durch keine Grundgeseze, befestigten Staaten hat es die Wüteriche gegeben, in deren Blut das Volk seine Sicherheit hat suchen müssen. So war die Römische Herrschaft eine Brut der kriegerischen Gewalt, und der heuchelnden Staatsklugheit, wo das Ansehen einer Republik blieb, und dennoch alle Gewalt bey dem Schwerdte der Prätorianer und der Legionen war. So ist es zu Byzanz, wo keine Schranken den Fürsten umzielen, wo sein Willen ohne die Hülfe der Geseze in die Erfüllung geht, wo ihn nichts hindert, alles zu wagen, und auch nichts ihn wider die Verzweiflung der Unterdrükten beschüzt. Der mit der Ungnade bedrohte Kämmerling, der seiner Würde entsezte Feldherr, weiß daß er nicht mehr Gefahr bey dem Aufruhr, als beym Gehorsam läuft, daß er nicht die Geseze, nicht das Volk, sondern nur den Fürsten zum Feinde und zu fürchten hat; daß ihm noch eine Hofnung bleibt, den Dolchen dem Fürsten ins Herz zu drüken, eh ihn das Beil erreicht: er wagt die nicht hofnungslose Unternehmung, und oft erliegt der Fürst, eben weil er alles vermocht hat, weil keiner Geseze Aufsehen ihn eingeschränkt und aufgehalten haben, sich in den Abgrund zu stürzen; weil die Geseze ihn so wenig beschüzt haben, als sie seine Unterthanen beschüzt hatten.«
    »Selten, und in einzelnen Jahrhunderten, wird also ein umschränkter Fürst sich selber Feind genug, durch alle Hindernisse, durch alle Geseze zu brechen, und solche Gewaltthaten zu unternehmen, die seine Unterthanen zu der Verzweiflung bringen, ohne die sie niemahls die gefährliche Umstürzung eines rechtmäßigen auf seinem Throne sizenden Fürsten unternehmen würden; häufig sind hingegen, und durch die kleinsten Ursachen entstehn, die Veränderungen despotischer Staaten. Selbst in dem gesitteten Byzanz, wo das Christenthum Gedult und Gehorsam lehrt, wo vielvermögende Priester meistentheils dem Fürsten zugethan, des Volkes Wallungen zurükhalten, auch da sizt vielleicht der funfzigste Kaiserstam auf dem Throne, seitdem der erste Cäsar die Freyheit unterdrükte; und bey den wilden Morgenländern vertreibt ein Wüterich den andern, wie die vom Sturme getriebenen Wolken einander vom Reiche der Luft verdrängen.«
    »Die zweyte Macht in einer gemäßigten Staatsverfassung ist der Adel. Alfred hat vielleicht den Amund im Verdacht, er sey dem Adel ungewogen; aber Amund würde wider sich selber sprechen: er hat selbst seiner Geburt die Vorzüge und die Ehrenbezeugungen zu danken, die der Gemeine dem Edelgebohrnen nicht ungerne erweiset. Der Adel ist keine Erfindung der Griechen, der gesitteten Aegyptier, noch der ämsigen Seren, er haftete auch zu Rom nur zur Hälfte an der Abstammung von alten Helden. Die Vorzüge des Adels sind in Norden zu suchen, und der erste Edelmann war ein streitbarer Kämpfer; seine Söhne folgten seinen Fußstapfen, und die einzige Bemühung vieler auf einander folgenden Geschlechter war der Krieg. Durch die fortgesezte Wichtigkeit, die der kriegerische Muht und die Auferziehung in den Waffen, den Enkeln der ersten Helden gaben, gewöhnte sich das Volk die Vertheidiger der Nation von demjenigen Pöbel zu unterscheiden, der das Vieh hütete, den Aker baute, und im Gebrauche der Waffen minder geübt, minder fürchterlich, und den in beständigen Streitigkeiten lebenden Horden zu ihrer Beschüzung minder nohtwendig war.«
    »Enger noch und beharrlicher wurde der Vorzug des Adels befestigt, da zuerst die späteren Kaiser der Römer und Byzantiner den an den Gränzen wilder Völker sich niederlassenden Kriegsleuten eigene Stüke Länder mit dem Bedinge

Weitere Kostenlose Bücher