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Alfred - König der Angel-Sachsen

Titel: Alfred - König der Angel-Sachsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albrecht von Haller
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Parlamente der Edlen abgethan worden, und des Volkes Macht sey viel zu gering gewesen, (Seite 234) zwischen der königlichen Macht und der aristokratischen ein bedeutendes Gleichgewicht zu halten. aller nördlichen Völker, der Germanier, der Scandinavier, der mächtigen Franken, und selbst der Sachsen; obwohl das Uebergewicht des Adels almählig das Volk unter sich gedrükt, und fast bis zur Knechtschaft erniedrigt hat.«
    »Unsere Ahnen waren alle gleich. Wer Waffen trug, hatte einen gleichen Antheil an der Herrschaft eines Volkes, dessen Sicherheit er mit seinem Blute zu erkaufen bereit war. Wann große Entschlüsse genommen wurden, wann der Krieg erklärt, wann Frieden geschlossen werden solte, so versammelte sich das ganze Volk, das Heer freyer Kelten. Ihr Ruf, der Schall ihrer an einander gestoßenen Schilde, erklärten den Willen des Volkes, und wurde zum Geseze. Sie wählten ihre Heerführer, ihre Könige. Der König war ein Krieger, der seines Volkes Vertrauen durch seine Tapferkeit erworben hatte, er war ein Feldherr, aber nicht ein Meister seiner Mitbürger; selbst bey den Früchten seiner Siege erwuchs für ihn kein Anspruch zur Beute, der eines gemeinen Bürgers Rechte hätte verdringen können.«
    »Die Menschen haben alle ein gleiches Recht zur Glükseligkeit. Ein Staat muß auf eine Weise eingerichtet seyn, daß so viele Bürger, als möglich ist, glüklich seyen, und in dem höchsten Grade glüklich seyen, der nur erreicht werden kan. Hier fehlt die despotische Regierung, die nur für die Macht und die Glükseligkeit des Beherrschers sorget, und derselben das Wohlseyn der Unterthanen aufopfert, die nur Werkzeuge bleiben, wodurch der Monarch seinen Willen ausführen kan. Aber ein weiser Gesezgeber will nicht, daß unter vielen Millionen nur ein Glüklicher sey.«
    »Eben so wenig solte die Macht von der Fähigkeit getrent werden, die Macht zu gebrauchen. Einem Weisen ist es ein Widerspruch, einen Ritter in der Wiege zu sehen, dessen zarte Hände vielleicht niemals stark genug seyn werden, das Schwerdt zu führen. Widersinnig scheint es, nicht in den erwiesenen Vorzügen des Verstandes und des Muhtes eines Mannes, sondern in den Vorzügen seiner Voreltern, das Recht zu gründen, denjenigen zu befehlen, ohne deren Raht er sich oft nicht zu leiten wußte.«
    Alfred warf ein. »Meine Ahnen haben weislich gehandelt, daß sie diesen Theil ihrer Staatsverfassung verändert haben. Die Menschen sind nicht gleich. Diese Gleichheit ist ein Gedicht stolzer Sophisten. Die Tapferkeit hebt einen Bürger über den andern, auf eine verdiente Höhe empor, die Weisheit kan ihn über alle erheben: wer Rähte zu geben weiß, die ein ganzes Volk zu seinem Glüke leiten, der ist dem Volke mehr wehrt, als einer der Tausende, die auf dem Wege folgen, den er ihnen zeigt, und den sie selbst niemahls gefunden hätten. Der Wehrt eines jeden Bürgers ist der Antheil, den er zum algemeinen Besten beyträgt.«
    »Sind die Menschen nicht gleich, so müssen ihre Stimmen nicht gleich viel gültig seyn. Tausend unwissender Menschen nachgeahmte Meynungen sind nicht mehr wehrt, als des Einzelnen Weisheit, dem sie alle folgen. Die Menge läßt sich alzu leicht durch feurige Reden misleiten, die ein Ehrgeiziger nach dem Geschmake und den Vorurtheilen seines Volkes zu entwerfen, und mit einer schmeichelnden Beredsamkeit auszuschmüken weiß. Ich habe die grausamen Wirkungen mir bekant gemacht, die die Reden eines misvergnügten Tribuns, eines ehrgeizigen Kleons's, eines verführenden Demosthenes gehabt haben; und ihnen widerstund weder die ernsthafte Gründlichkeit des Phocion, noch die ungeschminkte Tugend des jüngern Kato. Wie die Wellen des Meers durch einen heftigen Wind sich empören, so wallen die Gemühter der gedankenlosen Menge nach der Richtung, die ihnen ein gefälliger Redner giebt. Von allen Gestalten der Regierung würde ich die Obermacht in den Händen des gesamten Volks am wenigsten billigen. Sie, die weder die Auferziehung zu den Geschäfften zubereitet, noch die Erfahrung unterwiesen hat, sie solten von niedrigen Arbeiten sich empor schwingen, und mit unausgebildeten Sinnen, über die obersten Angelegenheiten des Reiches absprechen? das wil die Weisheit, das wil auch mein Freund nicht, der so viele Völker gesehen hat, der aus der Geschichte die Verwaltung des jezigen zu rahten weiß.«
    »Ich bin weit entfernt, sagte Amund, das Volk zu den Berahtschlagungen zu ziehn, und ihm die oberste Gewalt anzuvertrauen. Zu wohl ist

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