Alias - Moederischer Nebenjob
begann die Platte zu glühen. Sie sah, wie ein schmaler horizontaler Lichtbalken sich langsam von oben nach unten bewegte und Noahs Handfläche scannte. Ein lautes Klicken durchbrach die Stille, und die Tür schwang auf.
»Schnell«, trieb Noah sie zur Eile an, packte sie am Arm und zog sie mit sich in die stockdunkle Gruft. Mit einem leisen Geräusch fiel die schwere Tür hinter ihnen wieder ins Schloss.
»Wo sind wir hier?«, flüsterte Sydney geschockt.
»In einem Ausrüstungsdepot des SD-6«, antwortete Noah, ohne seine Stimme zu senken. »Schalldicht, kugelsicher und bis oben hin voll mit Zeug, das wir brauchen.« Er machte ein Pause, dann fuhr er, nun mit deutlich formellerem Tonfall, fort: »Computer, Stimmerkennung, Agent Noah Hicks.«
An der Decke flammte eine rote Lampe auf und erhellte einen kleinen, rechteckigen Raum. Hinter ihnen befand sich die Wand mit der Eingangstür und direkt vor ihnen eine weitere, in der zahlreiche Gedenksteine die einzelnen Sargkammern der Toten bezeichneten, die in der Gruft ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten. Überrascht ließ Sydney ihren Blick durch die unerwartet schaurige Kammer wandern.
»Das hier ist ein Ausrüstungsdepot?«, fragte sie verdutzt. Sie hatte bereits von diesen Lagern gehört - geheime Zufluchtsorte, über den ganzen Erdball verteilt -, aber sie hatte nicht geahnt, dass sie so aussahen.
Noah streckte die Hand aus und drückte seinen Daumen gegen eine Steingravur. Ein weiterer Scan, und die gesamte Wand mit den vermeintlichen Sargkammern versank geräuschlos im Boden, eine Mauerattrappe, hinter der sich der wahre Zweck der Totengruft verbarg.
Sie befanden sich nunmehr in einem etwa drei Quadratmeter großen, fensterlosen Raum. Einige Regale an der linken Wand waren bis zum Bersten gefüllt mit Geheimdienst-Equipment. Auf der rechten Seite lehnten an einem mit einer Plane abgedeckten großen Irgendwas, das in der Ecke stand, ein paar aufeinander gestapelte Kisten. Noah ging hinüber, nahm einen schwarzen Rucksack vom Haken und warf ihn Sydney zu.
»Nehmen Sie sich, was Sie brauchen«, sagte er, »wir kommen nämlich nicht mehr ins Hotel zurück.«
Sich sodann den Regalen zuwendend, begann er das Inventar zu durchwühlen und ließ alles, was er für nützlich befand, hinter sich auf den Boden fallen.
»Worauf warten Sie? An die Arbeit«, forderte er Sydney auf, als er bemerkte, dass sie sich keinen Zentimeter von der Stelle gerührt hatte. »Hier. Ich denke, diese Hosen haben in etwa Ihre Größe.« Ein Paar schwarze Stretchhosen flogen in Sydneys Richtung, gefolgt von einem dazu passenden Rollkragenpulli. »Am besten probieren Sie auch gleich ein paar von diesen Schuhen an. Mit denen, die Sie anhaben, kommen Sie nicht weit, wenn wir Fersengeld geben müssen.«
Indem sie Noah den Rücken zuwandte, zog Sydney sich rasch um, zwängte sich unter dem Kleid in die Stretchhosen, bevor sie es gegen den Rollkragenpulli tauschte. Für den Fall, dass sie sie noch einmal benötigen würde, faltete sie anschließend ihre Designersachen ordentlich zusammen und verstaute sie zusammen mit den Sandaletten in ihrem Rucksack. Als sie sich wieder umdrehte, trug Noah ebenfalls schon schwarze Hosen. Weiter war er allerdings noch nicht gekommen. Die Muskeln und Sehnen seines nackten Oberkörpers spannten sich, als er in eines der oberen Regale langte und einige kleine Plastikschachteln herunterholte. Verlegen wandte Sydney ihren Blick ab, doch Noah schien ihre Irritation nicht einmal zu bemerken.
»Sender«, erklärte er, öffnete jede einzelne der Schachteln und überprüfte deren Inhalt. Nachdem er offenbar gefunden hatte, was er suchte, reichte er Sydney eines der Kistchen. »Schnappen Sie sich einen von diesen Allzweckgürteln und machen Sie das Empfangsteil daran fest. Anschließend verbinden Sie dieses Kabel mit dem Mikro und dem Knopfhörer.«
Sydney tat, wie ihr geheißen, während Noah nach einem Hemd für sich suchte. Anders als die winzig kleinen Sender, die sie bislang benutzt hatten, waren diese hier schwer, unhandlich und kaum zu übersehen. Das Empfangsteil war breiter als der Gürtel, der Hörer wurde außen am Ohr befestigt und das damit verbundene Mikro über ein schmales Gestell seitlich des Kopfes hinunter zum Kinn geführt.
»Ich komme mir vor wie ein Rockstar«, witzelte sie. »Fehlen nur noch die Fans.«
Noah lächelte anerkennend. »Damit sind Sie in bester Gesellschaft. Jim Morrison liegt hier nämlich irgendwo begraben.«
Ausdruckslos
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