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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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»Übermäßiges Lachen gehört zu meinen Schwächen – eine von vielen.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht, Miss Pritchett.«
    »Ach, fragen Sie doch die Leute. Fragen Sie Tommy.«
    Sie wandte sich Tom zu, der in sein Streichholzblättchen vertieft schien.
    »Sie haben schöne Hände«, sagte Audrey. »Pflegen Sie sie sehr?«
    »Sie sind das einzige an mir, was einigermaßen passabel ist, und was mache ich? Ich vernachlässige sie ganz schrecklich.«
    »Na ja, manchmal« – Audrey war sehr darum bemüht, Tom nicht anzusehen –, »manchmal wird man von dem am besten behandelt, das man am meisten vernachlässigt.«
    »Oder man vernachlässigt das am meisten, von dem man am besten behandelt wird.«
    Audrey gelang ein freundliches Lächeln; sie war sich nicht sicher, ob Lady Harriet von Tom oder von dessen Bruder sprach, aber sie wusste ganz genau, dass sie einen verbalen Schlagabtausch nie und nimmer gewinnen würde.
    »Wir brauchen Inch«, sagte Tom. »Wissen Sie, wo er steckt?«
    »Ihr Mann ist hier Mitglied«, sagte Audrey im schönsten Plauderton.
    »Ja.« Lady Harriets Blick verfinsterte sich eine Nuance.
    »Wie glücklich Sie sein müssen! Alle Mädchen hier sind schrecklich eifersüchtig. Er ist sehr schneidig.«
    »Ja.«
    »Und mal was Neues. Ich meine, ein Gentleman aus Amerika. Na ja, jetzt gibt es ja zwei davon.« Audrey warf Tom einen Blick zu. »Also nichts Ungewöhnliches mehr.«
    »Ich weiß nicht, ob ich dem zustimmen kann«, sagte Lady Harriet. »Tom verblüfft einen immer wieder aufs Neue.«
    Audrey zwang sich zu einem Lächeln. »Ist das nicht schön, wenn man das von sehr alten Freunden sagen kann?«
    »Mein Gott«, sagte Tom, »plaudern könnt ihr doch auch später noch.«
    Glaubte er allen Ernstes, dass sie hier nur plauderten? Wie blöd sich doch selbst die klügsten Männer anstellen konnten. »Sie sind auf der Suche nach Inch«, sagte Audrey.
    »Harriet hat mit seinem Kommandanten gesprochen. Sie wissen nicht, wo er sich aufhält. Dachten, er sei hier, aber der Türsteher hält uns hin.«
    »Tom meinte, Sie könnten uns helfen.« Plötzlich war Lady Harriets Blick ruhig und sehr direkt. »Es wäre sehr wichtig für uns, wie wichtig, können wir Ihnen gar nicht sagen.«
    Schön, klug und aufrichtig. Die dumme Kuh. Trotzdem, Audrey fühlte sich Inch verpflichtet. Würde er es wollen, dass man ihn fand? Wenn es nur Tommy wäre …
    »Er hat erwähnt, dass er mit seiner Nichte irgendwohin will«, sagte sie. »Zur Sickert-Ausstellung? Haben Sie seine Privatadresse?«
    Lady Harriet sagte, sie habe dort bereits angerufen.
    Audrey kannte noch eine weitere Adresse. Sie wollte ja nicht kleinlich sein, aber die Adresse kam ihr einfach nicht über die Lippen. »Tut mir leid«, sagte sie, »aber dann weiß ich auch nicht, wo er stecken könnte.«
     
    Der Steinbutt war ganz in Ordnung gewesen, die Ente und der Rosinenpudding allerdings ausgezeichnet und das poulet à l’estragon noch besser.
    Chilton tupfte sich mit der Leinenserviette über den Mund. In der Regel kam er nur ungern in die Stadt, aber politische Geschäfte erforderten gelegentlich, dass er ein Opfer brachte. Leider bot der Club nur Marmeladenknödel mit Sahne zum Nachtisch – was eher dem Geschmack Harriets entsprochen hätte als seinem.
    Chilton lächelte in sein Weinglas, während er an seine Tochter dachte. Sie war eine Exzentrikerin, aber es gefiel ihm, ihr Steak und Nierchen mitzugeben, damit sie ihre »niederen Gelüste« befriedigen konnte. Problematisch wurde es allerdings, wenn sie sich mit ihren exzentrischen Auffassungen in politische Angelegenheiten einmischte. Lady Chilton hatte da mehr Verstand bewiesen, und er hatte gehofft, Harriet würde in dieser Hinsicht nach ihrer Mutter kommen. Er hatte gehofft, dass sie es sein ließe, mit der Politik zu liebäugeln. Aber das war nicht der Fall gewesen, und nun hatten sie beide den Preis dafür zu zahlen.
    Chilton hatte lange über die Aufzeichnungen des toten Mr. Melville nachgedacht. Herr Sonder war anscheinend ein deutscher Deserteur, der es mithilfe des Tom übergebenen Pakets darauf abgesehen hatte, das Spionagenetz der Abwehr zu schädigen. Natürlich hatte Chilton keine klare Vorstellung von den Plänen dieses Überläufers, aber er konnte nicht zulassen, dass ein antifaschistisches Vorhaben wie dieses zur Ausführung kam. Er hatte Rugg und Renard angewiesen, Tom das Paket des Deserteurs abzunehmen … um jeden Preis.
    »Wenn nötig, werden Sie Tom Wall kaltstellen«, hatte er

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