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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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Kinder von einer Bombe zerfetzt worden waren … Sechzehn Punkte auf der Karte, allesamt nichtssagend und sinnlos. Highcastles einzige Pflicht bestand darin, das Doppelspiel-System zu schützen. Er hatte London mit Lastwagen überflutet, die mit Peilsendern ausgestattet waren, er hatte die Sicherheitsmaßnahmen für die umgedrehten Agenten verstärkt, sogar Tom Wall und Lady Harriet ausgeschickt, um Earl zu finden, mit Ginger im Schlepp, falls sich ein Kontakt ergeben sollte. Es war nur ein Strohhalm, an den er sich klammerte, und ein sehr brüchiger noch dazu. Eine Sekretärin klopfte an die offenstehende Tür, um ihm sein Mittagessen zu bringen. Highcastle winkte sie fort. Irgendetwas fehlte in seiner Rechnung. Rupert fehlte ihm ebenfalls. Den Mikrofilm hatte er trotz seiner Befürchtungen an die Amerikaner weitergeleitet, Rupert zu Ehren – und die Amerikaner zeigten sich völlig unbeeindruckt. Ergab für Highcastle keinen Sinn, weshalb er Nachforschungen anstellte und herausfand, dass die Yanks bereits vor einigen Monaten den Großteil des Materials erhalten hatten. Einer der Doppelagenten des MI-6, eine Slawe unter dem Decknamen Quadrangle, war vergangenen Sommer mit einem eigenen Mikropunkt in die Staaten geschickt worden. Auf seinem Mikropunkt fanden weder Botschafter Oshima noch die Zusammenstellung der Angriffsstreitmacht Erwähnung – noch dass diese am 18. November auslaufen sollte –, aber er enthielt einen ausführlichen Fragenkatalog zum Stützpunkt Pearl Harbor. Die Ähnlichkeit zu Tom Walls Mikropunkt war verblüffend, sie stimmten fast Wort für Wort überein.
    Quadrangle war mit dem obersten Chef der Bundesermittlungsbehörde, dem FBI, zusammengetroffen – einem Typen namens Hoover –, nachdem man ihn einen Monat lang hatte warten lassen. Der Slawe, ganz Playboy, hatte es sich in New York gut gehen lassen, hatte blonde Zwillinge im Bett und FBI-Mikrofone unter den Lampenschirmen. Als Hoover sich endlich dazu herabließ, ihn zu empfangen, meinte er nur, er habe keine Verwendung für ausländische Spione. Er konfiszierte Quadrangles Barschaft, verhaftete beinahe dessen deutschen Kontakt und drohte ihn wegen Verstoßes gegen den Mann Act anzuzeigen, nachdem Quadrangle mit einer unverheirateten Frau nach Florida gefahren war. Kein Wort über Pearl Harbor. Soweit Highcastle zu sagen vermochte, mussten die Informationen irgendwo auf Hoovers Schreibtisch verschütt gegangen sein.
    Highcastle konnte sich das nicht vorstellen. Wurde Walls Mikrofilm – vom Hunnen oder dessen Vorgesetzten – auf der Grundlage von Quadrangles Mikrofilm erstellt, um den Gegner in die Irre zu führen? Oder bedeutete die Duplizierung der Daten, dass diese stimmten? Das Telefon klingelte. Illingworth war dran. Er berichtete, dass die Bombe, die Rupert getötet hatte, eine SD 2-Splitterbombe war, zweifellos ein aufgelesener Blindgänger. Und er wusste Neues über Melville zu berichten.
    »Melville, der Stenotypist, der auf dem Ruinengelände ums Leben gekommen ist? Das war kein Unfall.«
    »Nein, Sir«, sagte Illingworth. »In seinen Besitztümern fand sich ein Tagebuch …«
    »Das wird im ersten Bericht nicht erwähnt.«
    »Wurde vom Büro des Coroners übersehen. Es wurde erst letzte Nacht entdeckt.«
    Highcastle grunzte.
    »Mr. Melville hat anscheinend zu Sondegger eine Beziehung aufgebaut und war von ihm, äh, in nicht geringem Maße beeinflusst worden.«
    »›In nicht geringem Maße‹?«
    »Melville ist umgedreht worden, Sir.«
    »Aus dem anderen Zimmer heraus? Nur durch die Stimme?«
    »Scheint so. Anscheinend glaubte er, er würde für König und Vaterland handeln. Dass Sondegger gegen die Deutschen arbeitete.«
    »Fahren Sie fort.«
    Illingworth erzählte ihm, dass Sondegger und Wall im Tagebuch erwähnt wurden, des weiteren ein Paket für Tom und ein Treffen mit Abendammer. »Melville schrieb eine sehr eigene Form der Stenografie; wir hatten einige Probleme, sie zu entziffern. Wenn Sie sich jedoch an den Luftschutzwart erinnern wollen …«
    »Der Melvilles Leiche fand?«
    »Der behauptet, die Leiche sei noch warm gewesen, als er sie gefunden hatte. Keine Verfärbung. Keine Leichenstarre.«
    »Und?«
    »Eine junge Person hatte sich am Tatort aufgehalten, eine junge Frau.«
    »Eine Zeugin? Sagen Sie mir nicht, dass Sie einen Namen haben.«
    »Leider nicht, Sir.«
    »Verdammte Scheiße.«
    »Ja, Sir.«
    »Beschreibung?«
    »Von durchschnittlicher Größe, schlank, helles Haar, knielanger Rock. Wahrscheinlich Anfang

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