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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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würde ich zu Hause bleiben. Beim AFS wollen sie mich noch nicht mal einen Wagen fahren lassen.« Sie sah zu Audrey. »Ebenfalls dabei?«
    »Ich bin Ekdysiastin.«
    »Und geben dabei zweifellos eine bessere Figur ab als jeder Mann.«
    »Vor zwei Wochen?«, sagte Tom. Die Blonde erzählte, man habe was gehört.
    »Geschrei von hinten. Na ja, auf dem Treidelpfad gab’s immer wieder mal Probleme, ich hab mir also eine Flasche gegriffen und bin raus, die Jungs hinter mir her. Dann hör ich einen Mann singen, so schön wie ein Vogel. Irgendein Säufer, der es doch glatt geschafft hat, sich hier einzusperren …«
    » Was? Er war eingesperrt?«
    Die Blonde rüttelte am Riegel der Holztür. »War felsenfest verschlossen.«
    »Er war drinnen eingesperrt?«
    »Bevor wir das Schloss angebracht haben, wurde es als Toilette benutzt.«
    Highcastle hatte von einem Schloss nichts erwähnt. Falls Sondegger drinnen eingeschlossen war, hatte er sich vielleicht doch nicht so freiwillig gestellt, wie Tom angenommen hatte. »Sie haben also aufgesperrt und …«
    »Nein, nein«, sagte die Frau. »Der Schlüssel ist vor einigen Monaten verschwunden. Aber man kann von außen den Riegel einrasten lassen, wenn man etwas daran rüttelt.« Sie schloss die Tür und schob ruckelnd den Eisenriegel vor.
    »Und der Mann war eingesperrt?«
    »Der Penner? Hatte keine Papiere bei sich, dafür aber ein Veilchen, als wäre ihm eins mit einem Ziegel übergebraten worden. Ned meinte, er müsste warten, bis die Polizei eintrifft.«
    »Er hat nicht versucht, sich aus dem Staub zu machen?«
    »Er hätte es ja noch nicht mal bis zur Tür geschafft. Taumelte ganz fürchterlich, kam gerade mal auf die Beine, als die Polizei eintraf. Wer immer ihm eins verpasst hat, hat ganze Arbeit geleistet.«
    Tom sah es vor sich. Der plötzliche Lärm vom Backsteinhäuschen, die kunterbunte Prozession, angeführt von der flaschenschwingenden Jeanne d’Arc. Sondegger verletzt … Erneut betrat Tom den Bau und zerrte am Gitter. Es ließ sich nicht bewegen. Er ging nach draußen und dachte nach. Eineinhalb Meter über das Ufer zum Wasser. Er überprüfte das Gitter von außen. Nichts. Er ging hinein und zog die Bank ins fahle Londoner Licht. An einer Kante zeigten sich Rostspuren. Ja. Er sah zum Kanal, zum seichten Wasser, das sich träge und glatt bewegte. Er suchte in seinem Jackett nach dem Bild von Earl und zeigte es der Frau. »Kommt er Ihnen bekannt vor?«
    Sie errötete und senkte den Kopf. Ja, Earl kam ihr bekannt vor. Er hatte ihr den Schlüssel geklaut, ihr das Herz gebrochen und sich dann aus dem Staub gemacht. Tom starrte an Audrey vorbei zum trüben Wasser. »Wir haben Earl gefunden.«
     
    Harriet griff sich eine gusseiserne Pfanne vom Haken. Sie hörte eine Treppenstufe knarren. Zog die Schuhe aus und drehte in der Küche den Wasserhahn auf. Sie schlich sich in den Flur. Eine missgestaltete Silhouette kam die Treppe herab.
    Ihr Atem ging stoßweise. Sie presste sich mit dem Rücken in die Nische zwischen Treppe und Kommode und hielt mit beiden Händen die Pfanne umklammert. Ihre Arme zitterten. Der Schatten zögerte. Lauschte. Das Wasser in der Küche plätscherte in fröhlicher Sorglosigkeit, und der Schatten setzte seinen Weg fort. Wenn er auf sie zukam, würde sie die Pfanne schwingen und dann sofort in den Garten stürzen. Sollte er sich abwenden, hin zur Eingangstür, würde sie in der Nische bleiben und darum beten, dass der Eindringling ging.
    Der Schatten wandte sich zur Tür.
    Sie wagte es noch nicht einmal, erleichtert auszuatmen. Sie spähte um die Kommode und erkannte, dass der Eindringling Anzug und Wanderschuhe trug. Als er den Stoff ihres Mantels am Kleiderständer befühlte, krampfte sich ihr Magen
zusammen – seine Hände an ihrem Mantel, sie empfand es als Übergriff. Sie trat aus ihrem Versteck und schwang voller Angst und Wut die Pfanne, schwang sie zu schnell und verfehlte den Mann um einige Zentimeter.
    Tennis, Harriet – Rückhand. Der Mann drehte sich halb zu ihr um und hob die Hände, um den zweiten Schlag abzufangen. Es war ihr Vater. Er hatte Renards Plaidmantel über dem Arm gelegt. Mit einem lauten Knall fiel die Pfanne zu Boden.
    »Ich hab’s dir schon immer mal sagen wollen«, begann er im Plauderton, »falls so was mal passiert, dass ich in der Stadt bin und kein Zimmer habe. Dass der Club renoviert wird. Ich hab deinen Schlüssel benutzt, um hier reinzukommen, um mich auszuruhen, bevor ich aufs Land zurückfahre.«
    »Du

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