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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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war. »Stables & Co. Automobile Repair« lag am anderen Ende, hatte saubere Fenster und einen ordentlichen Sandsackstapel, auf den Eingangsstufen döste ein struppiger schwarzer Köter.
    Tom schüttelte den Kopf. Stables? Ställe? War Sondegger in eine Autowerkstatt eingebrochen, bevor er sich gestellt hatte? Es passte nicht. Er ging hinten herum zum Treidelpfad am Kanal. Vor sich sah er ein wucherndes Brombeergebüsch und ein kleines Backsteingebäude, das doppelt so groß war wie eine Telefonzelle und in dem früher eine Kanalwinde gestanden hatte. Die schwere Holztür knarrte an den massiven Scharnieren, als Tom die Klinke nach unten drückte. Der Bau war leer, bis auf vertrocknete Halme, die sich aus dem festgestampften Boden mühten, eine von Steinen umgebene Feuergrube und eine Schusterbank, die umgekippt in der Ecke lag. Graues Licht sickerte durch ein rostiges Metallgitter, durch das der Treidelpfad zu sehen war. Audrey spähte um seine Schulter. »Haben wir’s gefunden?«
    »Vielleicht.«
    »Oh, endlich! Also, was ist?«
    Er kauerte sich neben die Feuergrube und stocherte mit einem Zweig in der feuchten Asche. »Nichts vielleicht. Aber angenommen, Earl hat sich hier mit Sondegger getroffen – sehr viel abgeschiedener geht es nicht.«
    »Wer ist Sondegger? Und wie heißt sie mit Vornamen?«
    Es war, als wäre in einem dunklen Raum eine Lampe angeknipst worden. Er hatte ihr nie gesagt, warum er Earl finden musste, hatte ihr nichts erzählt, nichts gegeben, nichts mit ihr geteilt. Er sah sie an – sie wirkte begierig und aufgeregt, ihr schwarzes Haar war vom Regen zerzaust. Sie war furchtlos und schön, und er hatte sie wie eine kleine Schwester behandelt, die er nicht besonders mochte. Sie hatte Besseres verdient.
    »Ich hab Ihnen noch gar nicht gedankt«, sagte er. »Ich hab Ihnen nicht erzählt …«
    »O nein!«, sagte sie. »Danken Sie mir nicht. Das ist der erste Schritt, nicht wahr? Vielen Dank, und auf Wiedersehen. Sie haben gesagt, Sie bräuchten mich.«
    »So ist es.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und sah aus, als wollte sie etwas sagen, das er bedauern würde.
    »Gehen Sie aus der Tür«, sagte er mit belegter Stimme. »Sie stehen im Licht.«
    Er hörte auf, in der Asche herumzustochern, und untersuchte den Boden, die Wände. Er fand keine Zigarrenstumpen, keine verräterischen Blutspuren, nichts als einen kleinen Kratzer am Gitter, einen Streifen, an dem der Rost glattgeschliffen worden war. Er fuhr mit dem Finger über das Eisen, während er durch das Gitter zum Kanal sah. Er ging hinaus. Das schlammige Ufer fiel eineinhalb Meter steil zum Wasser hin ab. Spuren waren zu erkennen. »Sehen Sie die?«
    »Was?«, fragte sie.
    »Die Spuren, da und dort.«
    »Wo das Regenwasser abgeflossen ist?«
    »Ja.« Vielleicht also doch keine Schleifspuren. Er nahm seinen Hut ab und schnippte mit dem Finger gegen die Krempe. Setzte den Hut wieder auf und sah zu dem kleinen Backsteinbau. An einer Wand war die Farbe abgeblättert, dahinter kam der schmutzigbraune Verputz zum Vorschein. Daneben zwei Bäume, die sich mühsam emporkämpften, und ein halbes Dutzend Pfähle, die entlang des schmalen Treidelpfads standen.
    Eine Frau kam um das Hauptgebäude herum. Blond, einfach gekleidet, zehn Jahre älter als er, mit einem Habichtgesicht.
    »Na, gefunden, wonach Sie suchen?«
    »Lassen Sie mir noch eine Minute«, sagte er. »Vielleicht hab ich ja Glück. Sie wohnen hier in der Nähe?«
    Ungläubig sah die Blonde von Tom zu Audrey.
    »Mit der Zeit wächst er einem ans Herz«, sagte Audrey von Frau zu Frau. »Und er würde wirklich gern wissen, ob Sie hier in der Nähe wohnen.«
    Die Blonde lächelte verhalten. »Über dem Geschäft.«
    »Stables and Co.?«, fragte er.
    »Ist nicht schlechter als anderswo auch, vielleicht sogar besser. Mein Vater ist Bert Stables.«
    »Vor etwa zwei Wochen«, sagte Tom, »kam es hier zu einem Zwischenfall. Ein paar Männer vom AFS haben einen Mann gefunden und …«
    »So, so, ein paar Männer …«
    »Etwa nicht?«
    »Ich bin keine Schönheit«, sagte die Frau, »aber es kommt trotzdem nicht oft vor, dass ich für einen Gentleman gehalten werde.«
    »Das Gleiche könnte ich auch behaupten«, antwortete Tom. Audreys Lachen hallte über den Kanal, die Frau lächelte.
    »Sie haben ihn gefunden?«, fragte er.
    » Auxiliary Fire Service «, sagte sie verächtlich. »Viertausend Frauen, die nur zum Kochen und Waschen und Schrubben angestellt sind. Wenn ich die Wäsche machen möchte,

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