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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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durch die Bomben freigelegt worden. Sie stieg die Steinstufen hinauf. Oben, von einer halben Mauer verborgen, lagen zwei Planken. Ihr geheimer Eingang. Sie schob eine der Planken in das herausgesprengte Fenster der Priorei nebenan und trippelte hinüber. Die Priorei war vollständig ausgebrannt, Fenster und Türen gab es nicht mehr – und innen befand sich lediglich eine leicht zu überwachende Innentreppe hinauf zum ersten Stock. Sie beendete die Überprüfung, wickelte das rosafarbene Papier ab und versteckte die Batterie an einer regengeschützten Stelle. Ein letzter Blick noch. Die Ausgänge waren vorbereitet, der Eingang klar. Durch ein ausgebombtes Fenster konnte sie die Spitze der Guildhall sehen. Sie war letzten Sommer getroffen worden, auf dem Gelände standen nun ein Wassertank und eine lange Antenne, die sich in den Himmel erhob – ein Sender, der zumindest für einige Zeit ihre eigene Übertragung kaschieren würde. Beim Abstieg über die römische Treppe hätte sie sich fast den Knöchel verstaucht. Sie musste wirklich etwas vorsichtiger sein. Mit dem Motorbus fuhr sie zurück zum Haus von Mr. Pentham, ihrem Zuhause, in das sie allerdings nach dem heutigen Abend nicht mehr zurückkehren würde.
     
    Highcastle bellte seine Anweisungen an Illingworth in das Telefon des Juweliers. Er hatte einen Einsatz zu planen und dafür genau fünf Minuten Zeit. Er brauchte drei Mannschaften. Jede sollte sich in zwei Einheiten aufteilen: Die Alpha-Einheiten würden alle Straßen in der Umgebung von Mr. Penthams Haus kontrollieren, die Beta-Einheiten sollten vorgehen, um Abendammer hochzunehmen, falls sie durch die erste Reihe hindurchschlüpfte.
    Sie würde nicht hindurchschlüpfen. Highcastle selbst würde den Befehl über die vorderen Einheiten übernehmen.
    »Alles wegen eines falschen Manschettenknopfs, Sir?«, sagte Illingworth.
    »Nein«, erwiderte er. »Alles wegen so einem verdammten Gefühl.«
    Er sammelte die Männer um sich, wies sie in drei Sätzen ein und übernahm das Kommando über einen Laster mit Peilsender, ein schlammbraunes Gefährt mit mattgrünen Lettern, die ihn als Lieferwagen von Pearson & Eliot auswiesen. Er wünschte sich, er hätte Ginger nicht Wall und Lady Harriet hinterhergeschickt, aber das war jetzt nicht mehr zu ändern. Er war der Einzige, der ihm jetzt fehlte. Highcastle wies den Fahrer an, nicht herumzukaspern, worauf der Laster durch die Stadt raste, quietschend in eine Kurve ging und kreischend zum Halt kam. Vor ihnen, eingehüllt von den verdammten Auspuffabgasen, staute sich der Verkehr. Um ein Haar hätten sie einen Austin gerammt.
    »Zurück!« Highcastle drehte sich um. Auch da standen bereits Fahrzeuge.
    Sie saßen fest.
     
    Chilton hasste es, wenn er warten musste, insbesondere auf solche wie Rugg und Renard. Zwanzig Minuten lang war er durch die Central Hall geschlendert und hatte Interesse für den Mosaikboden vorgetäuscht. Aber das Gebäude hatte nur bis zur Abenddämmerung geöffnet, und er musste mit den beiden Schlägern reden, bevor es schloss. Er hatte das Treffen arrangiert, um zu erfahren, ob Rugg und Renard Tom das Paket abgenommen hatten, nun allerdings stand mehr auf dem Spiel. Er musste ihnen sagen, dass Sondegger kein Überläufer, kein Defätist war. Er war ein Patriot, und sie hatten ihm zu helfen.
    Chilton schritt zwischen den Statuen von Street und Blackstone auf und ab, sein Spazierstock hallte durch den hohen Raum. Es war keine Zeit zu verlieren, was seinen Ärger über Rugg und Renard und ihre Unpünktlichkeit noch verstärkte. Dazu kam noch Harriet und ihre Respektlosigkeit ihm gegenüber. Es würde der Tag kommen, an dem sie ihm noch danken würde, dann, wenn sie einsah, dass er nicht für sich, sondern für sie so gehandelt hatte. Sie würde es noch bedauern, so mit ihm gesprochen, die Hand gegen ihn erhoben zu haben. Gegen ihn!
    Ein Husten dröhnte durch die Halle. Chilton blickte zum Eingang und sah eine drahtige Gestalt um die Ecke huschen: Renard. Chilton verließ das Gebäude und ging in Richtung Markt. Als er an einer Telefonzelle vorbeikam, erschienen neben ihm Rugg und Renard. Vier Straßenzüge weiter zogen sie ihn unter ein Gerüst und in eine leerstehende Lagerhalle.
    Es war dunkel und roch nach Moder und ungewaschenen Leibern. Chilton glaubte fast die Flöhe zu spüren, die ihm über die Hosenbeine krabbelten.
    Eine Stimme kam aus der Dunkelheit: »Sucht euch eure eigene Bleibe.«
    Nachdem sich seine Augen an die Dunkelheit

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