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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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»Bitte.«
    »Dann gehen Sie.«
     
    Abendammer hatte überlegt, beide Botengänge auf einmal zu erledigen und die Batterie zu klauen, während sie mit dem Kinderwagen das Funkgerät zum Sendeort brachte. Ihre Schmetterlingsnatur hatte ihr ins Ohr geflüstert: Wenn du so vorgehst, bleibt dir noch Zeit, Tommy Wall ausfindig zu machen! Sie musste den Wunsch resolut unterdrücken. Sie sprühte eben vor Aufregung – endlich würden sie den Funkspruch absetzen –, trotzdem, die Sicherheit hatte Vorrang. Sie würde erst die Batterie besorgen und die Sicherheit des Sendeorts überprüfen, und dann erst das Funkgerät dorthin bringen.
    Sie ließ den Kinderwagen in der Obhut des toten Mr. Pentham und requirierte einen Kilometer vom Haus entfernt ein Fahrrad. Sie brauchte eine Zwölf-Volt-Autobatterie. Oder Strom aus der Steckdose, doch das wäre dämlich, da die Briten mithilfe ihrer Peilsender den Sendeort bis auf einen Häuserblock genau bestimmen konnten. Dann mussten sie nur noch in jedem Haus den Strom abstellen und warten, bis das Funkgerät verstummte, um ihren exakten Standort zu ermitteln.
    Sehr viel besser war es, sich dem minimalen Risiko auszusetzen, das mit dem Beschaffen einer Batterie einherging. Sie hätte auch eine gekauft, aber der Schwarzmarkt war riskant. Und außerdem war das Stibitzen mehr nach ihrem Geschmack.
    Sie war dumm und dämlich geprüft worden, was ihr drahtloses Funkgerät anbelangte. Der Sender hatte einen durchstimmbaren Steueroszillator, der den Frequenzbereich von 5 MHz bis 16 MHz in zwei gewählten Bereichen abdeckte, und verfügte über eine Triode mit Außenkontaktsockel und einem Gitter. Alles ohne viel Firlefanz, also eigentlich ganz einfach. So einfach wie das Klauen der Batterie. Abendammer hatte zunächst einen hübschen Wagen erspäht, einen Darracq, der ganz allein unter einem Baum mit ausladender Krone stand. Darracqs hatten Zwölf-Volt-Batterien, die sich – reif zum Pflücken – in einem aufklappbaren Fach im Volant befanden. Niemand war zu
sehen – allerdings gab es kein aufklappbares Fach! Stattdessen befand sich die Batterie unter dem Fahrersitz. Sie fasste in ihre Tasche, um den Schraubenschlüssel herauszuholen, und beugte sich hinab. Sechs Volt, keine zwölf.
    Hinter sich hörte sie Schritte, ein Mann räusperte sich. Sie ließ einen Zettel auf den Wagenboden fallen und blieb über den Fahrersitz gebeugt. Er räusperte sich erneut. Sie schlängelte und wand sich ausgiebig, als sie sich schließlich erhob, stammelte und errötete und gestand, dass eine äußerst wichtige Adresse – hier auf diesem Papierzettelchen – ihr entkommen und in seinem Wagen gelandet sei. Sie habe es nur aufgehoben, aber natürlich müsse er sie für eine ganz, ganz schäbige Motorwagendiebin halten! Er erwies sich als sehr galant und nahm sie und ihr Fahrrad auf eine Fahrt durch die Stadt mit. Mit großen Augen sprach sie ihn auf seinen wunderschönen Wagen an. Ein Darracq Baujahr 1923, sagte er, was die verfluchte Sechs-Volt-Batterie erklärte. Darracqs hatten erst nach 1924 oder 1925 Zwölf-Volt-Batterien.
    Sie verabschiedete sich von dem Gentleman, fuhr dann eine kurze Strecke mit dem Rad zur Gegenüberwachung. Sie würde sich beeilen müssen. In einer Viertelstunde kam sie an einem Sunbeam, einem Alvis und einem Bentley vorbei. Sie alle hätten sich wunderbar geeignet, wenn sie nur an einem etwas besseren Ort gestanden hätten.
    Oh, wie wundervoll! Auf der anderen Straßenseite entdeckte sie einen Bedford-Laster, der an der Außenseite zwei Zwölf-Volt-Batterien befestigt hatte. Sie glitt hinter den Wagen und löste die Kontakte. Die Batterie benahm sich wie ein Lämmchen, sprang ihr in die Arme und von dort in das leuchtend rosarote Papier in ihrem Fahrradkorb. Sie fuhr durch die Gasse hinter dem Postamt, vorbei am Viadukt, machte einige Umwege, bis sie das Fahrrad schließlich am Bahnhof abstellte. Sie war bereits mit dem Fahrrad gesehen worden, und es wäre nicht gut, wenn sie allzu vorhersehbar wurde.
    Die Batterie war schrecklich schwer, aber sie trug sie, als wäre sie federleicht, sprang in die Circle-Linie, stieg zur Northern um, presste ihr leuchtend rosarotes Paket – das sie mittlerweile richtig verschnürt und mit einer hübschen Schleife versehen hatte – eng an sich und fuhr bis Moorgate, wo sie ausstieg. Sie ging am Insurance Institute vorbei und der hübschen gotischen Fassade der Kirche, bevor sie den zerstörten Kirchhof betrat. Eine alte römische Treppe war

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