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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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der Zeit, dass Sie deren Wert zu schätzen lernen.« Er trat auf Tom zu. Von draußen kam ein Geräusch.
    Die Tür ging auf. »Mr. MacGovern!« Es war Mrs. Harper.
    Hinter ihr stand ein englischer Gentleman mit dunklem, zerwühltem Haar und harmlos-friedfertiger Miene. Musste Davies-Frank sein.
    »Verpass Mr. Wall eine Dusche«, sagte MacGovern, »nach seinen jüngsten Eskapaden.«
    »Im Pförtnerhaus?«, sagte Mrs. Harper.
    »Hier gibt’s wunderbar heißes Wasser, wenn es erst mal fließt. Ist doch so, Mr. Wall?«
    Ein langes Schweigen.
    »Das stimmt«, sagte Tom.
    »Da sehen Sie es.« MacGovern warf dem Gentleman einen fahrigen Blick zu. »Wenn Sie uns jetzt entschuldigen, Sir? Und Sie auch, Schwester.«
    »Mr. Wall kann sich selbst waschen«, sagte Mrs. Harper.
    »Ich muss ihm die Schrammen reinigen, an die er selber nicht rankommt, Mrs. Harper.«
    Der Gentleman sagte: »Ziehen Sie es vor, hier Ihr Bad zu nehmen, Sergeant, oder woanders?«
    In seinem Tonfall lag nichts Herablassendes, nur höfliches Interesse, als wäre dies eine Situation, in der man sich häufig wiederfand, und als tue er nur das, was getan werden musste.
    »Was ich will?«, sagte Tom. »Ich will alleingelassen werden.«
    »Dieser Bitte, fürchte ich, Sergeant, kann ich nicht nachkommen. Allerdings …« Er sah zu Harper und MacGovern.
    »Wir werden draußen warten.«
    »Ich werde nicht die Verantwortung …«, begann MacGovern.
    »Es reicht«, sagte der Gentleman.
    »Sie wollen was von mir?«, fragte Tom.
    »Eine persönliche Angelegenheit.«
    Tom breitete fragend die Arme aus. Er stand hier mit nacktem Arsch – wie persönlich konnte die Angelegenheit noch werden?
    »Trotzdem«, sagte Davies-Frank.
    »Wenn Sie was von mir wollen«, sagte Tom, »lass ich mich lieber auf Mac ein.«
    »Sie werden sich schon anhören müssen, was ich Ihnen zu sagen habe«, sagte er. »Was anderes bleibt Ihnen nicht übrig. Und mir auch nicht.«
     

6
 
1. Dezember 1941, Nachmittag
    Tom trocknete sich mit dem fadenscheinigen Handtuch, das Mrs. Harper auf den Milchschemel vor der Tür gelegt hatte. Sein Anzug war gebürstet worden. Eine neue Krawatte lag bereit, so schreiend bunt, dass es ihm in den Augen schmerzte. Er zog sich an und fummelte an der Krawatte herum, bis ihm der Knoten passabel erschien, dann schob er den Draht in die Tasche. Ein abgebrochener Ziegel, ein alter Draht … langsam benahm er sich wie ein Lumpensammler. Mrs. Harper klopfte an und trat ein. »Fertig? Dann werfen wir noch einen Blick auf Ihre Hand.«
    Tom drehte sich weg, als sie den Verband abwickelte. Die kalte Luft auf der empfindlichen Haut trieb ihm Ekelschauer über den Rücken. Bei seinen Kriegsverletzungen war er kaum zusammengezuckt, jetzt konnte er den Anblick seiner eigenen Hand nicht mehr ertragen. Er wollte noch nicht mal daran denken – an die knotigen, schwärenden Narben, die runzlige, tote Haut um die weißgeränderten Wunden.
    »Na also«, sagte Mrs. Harper, während sie den Verband wieder anlegte. »Gerötete Stellen, es heilt. Sie müssen behutsamer damit umgehen. Und mit sich auch.«
    »Das von einer Frau, die sich weigert, mir den Rücken zu schrubben.«
    Sie schnalzte mit der Zunge, dann traten sie hinaus in den Gang. Niemand war zu sehen. Obwohl er MacGovern den Schädel gegen den Boden geschlagen hatte, ließen sie ihn mit Mrs. Harper allein.
    »Wo … sind alle?«, fragte er.
    »Ich hab ihnen gesagt, sie sollen sich doch nicht lächerlich machen«, sagte sie scharf.
    »Sie sind ein Engel, Mrs. Harper.«
    »Das bin ich, Sergeant.«
    Sie brachte ihn zu Kirrages Büro. Drinnen las Davies-Frank an einem kleinen Schreibtisch einen Bericht, noch immer vermittelte er einen äußerst umgänglichen Eindruck – er erinnerte Tom an einen jungen Gelehrten in einem Oscar-Wilde-Stück, den netten, etwas unscheinbaren besten Freund des Hauptdarstellers. Aber als Davies-Frank Tom begrüßte, wich jegliche Ausdruckslosigkeit aus seinem Gesicht. »Würden Sie bitte die Tür schließen, Sergeant?«
    Tom kam der Aufforderung nach und musterte den tristen Raum. »Soll mich das beruhigen?«
    »Klappt es nicht?«
    »Hab mich nie lockerer gefühlt.«
    Davies-Frank nickte ernst. »Ausgezeichnet. Natürlich werden Sie sich fragen, Sergeant, warum ich …«
    »Nennen Sie mich Tom. Ich bin niemandes Sergeant.«
    »Dann müssen Sie mich Rupert nennen.« Er schob die Akte, in der er gelesen hatte, über den Schreibtisch. »Das sind Sie.«
    »Ja? Sie haben mich nicht

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