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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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unbedingt in Bestform erwischt.«
    »Das trifft auf mich ebenfalls zu.« Davies-Frank beugte sich vor. »Ich brauche Ihre Hilfe. Wir brauchen Ihre Hilfe.«
    Tom hätte beinahe laut aufgelacht. »Ich? Da haben Sie sich den Falschen ausgesucht.«
    »Thomas Stuart Wall, im Oktober 1912 geboren als Sohn von Farley und Eugenia Wall. US-Army ab ’32, Einsätze in Haiti und China, befördert, ehrenvoll entlassen und Anfang ’40 den kanadischen Streitkräften beigetreten, dort aufgrund des alten Dienstgrades zum Sergeant erhoben. Führer einer Einheit aus US-Freiwilligen und Kanadiern in Griechenland und auf Kr …«
    »Großartig. Reicht schon.«
    »Das ist der Mann, dessen Hilfe wir brauchen.«
    »Sie glauben, dieser Mann kann Ihnen helfen?«
    »Genau das ist die Frage.«
    Davies-Frank tastete sein Jackett ab, zog ein Zigarettenetui heraus und hielt es Tom hin. Tom nahm eine Zigarette, beugte sich vor, als Davies-Frank das Feuerzeug aufschnappen ließ, und sog die Flamme zu sich heran. Englische Zigaretten, mit nichts gefüllt. Trotzdem, ein Lungenzug, und er fühlte sich ruhiger, klarer.
    »Was ich glaube?«, sagte Davies-Frank. »Ich glaube, es ist nicht in Ihrem Interesse, uns zu helfen, Tom. Ich glaube, es könnte Ihnen schaden – es könnte sogar uns schaden. Ehrlich gesagt beunruhigt mich das zweite mehr als das erste. Ich glaube, Sie sind der Einzige, der uns helfen kann, und die einzige Möglichkeit, Ihre Hilfe zu bekommen, besteht in einem Täuschungsmanöver – indem wir uns Ihre Krankheit zunutze machen.«
    Tom schüttelte den Kopf. »Ich bin müde, ich bin ausgelaugt. Ich kann mir noch nicht mal selbst helfen.«
    »Sie sind zum Shepherd Market und zur amerikanischen Botschaft.«
    »Um mir eine neue Krawatte zu besorgen.«
    »Um Earl zu finden.«
    »Sie wissen, wo er ist?«
    »Ich weiß, wo er nicht ist.«
    Tom blies den Rauch aus. »Großartig.«
    »Er ist nicht dort, wo man ihn sonst finden könnte. Er war nicht zu Hause, er war nicht im Büro. Soweit ich es zu sagen vermag – und glauben Sie mir, Mr. Wall, ich hab deswegen einige Mühen auf mich genommen –, ist er einfach verschwunden.«
    »Ist das Ihr Täuschungsmanöver? Indem Sie mir sagen, Earl sei verschwunden?«
    »Nein, das ist die Wahrheit. Er ist seit über einer Woche fort.«
    Woher wollte Davies-Frank das wissen? Natürlich gehörte er zum britischen Geheimdienst – zu einem seiner vielen Zweige –, und Earl war sein amerikanisches Pendant im COI, dem neugegründeten Büro des Coordinator of Information. Der Informationsaustausch zwischen den beiden Ländern allerdings fand so gut wie nicht statt. Anders als die Briten oder Deutschen, die auf eine lange Erfahrung in diesem Spiel zurückblicken konnten, verfügten die USA über keine zentrale Geheimdienstorganisation, sondern hatten eine Reihe einzelner Einrichtungen – im Außenministerium und dem Militär, das Office of Naval Intelligence, ONI, der Marine und das Military Intelligence Detachment, MID, der Armee. Sie waren allesamt unterfinanziert und unterbesetzt, stritten sich um ihre jeweiligen Einflusssphären und betätigten sich mehr in bürokratischen Grabenkämpfen als im Sammeln von Informationen.
    Trotz der Einwände von einem Dutzend unterstellten Einrichtungen hatte Präsident Roosevelt vor kurzem »Wild Bill« Donovan zum neuen Leiter des COI ernannt. Donovan war einer, der sich nicht gleich in die Hosen machte, aber noch hatte der COI seinen ersten Jahrestag nicht hinter sich. Die Beziehungen zu den Briten waren eher herzlich als effektiv, aber selbst diese Herzlichkeit war gewissen Spannungen ausgesetzt. Der COI informierte die Briten nicht über verschwundene amerikanische Agenten, und die Briten konnten nicht jeden COI-Offizier in England beschatten. Oder vielleicht doch?
    »Ich versteh nicht ganz«, sagte Tom. »Was ist zwischen Ihnen und Earl?«
    »Nichts – er ist verschwunden. Und wenn wir ihn nicht finden konnten, werden Sie ihn erst recht nicht finden.«
    »Er ist keiner, den Sie finden könnten.«
    »Wir haben mit den Amerikanern zusammengearbeitet«, sagte Davics-Frank. »Sie hatten noch weniger Glück als wir. Ich vermute, Ihr Bruder ist in COI-Aktivitäten verstrickt, ohne dass der COI davon weiß.«
    »Earl hat schon immer gern sein eigenes Ding gedreht.«
    »Wäre nicht das erste Mal, nach allem, was mir zu Ohren gekommen ist.«
    »Er ist verschwunden?«, sagte Tom. »Earl ist verschwunden?«
    »Wie vom Erdboden verschluckt.«
    Klang glaubhaft und passte zu

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