Alibi in High Heels (German Edition)
mich mal.
Okay, na gut. Ich gebe zu, ich fühlte mich ein wenig wackelig, aber nachdem ich die Krücken ein Stückchen höher gestellt hatte, kam ich ganz gut zurecht. Und es war ein gutes Gefühl.
Auf einmal war ich wieder ich selbst. Ich war ruhig. Ich hatte alles unter Kontrolle.
Und ich hatte einen Plan.
Ich griff nach meinem Handy und rief Marcel Dubois von Paris Spectacle an. Nach drei Freizeichen meldete er sich mit einem » Bonjour, c’est Dubois «.
»Hi. Ich habe gestern schon mal angerufen – Maddie Springer.«
» Oui, oui .« Er klang, als hätte ich ihm gerade mitgeteilt, dass er in der Lotterie gewonnen hatte. Aus Sicht eines Journalisten war es wohl auch so. »Mademoiselle Springer, natürlich. Wie schön, dass Sie noch mal anrufen.«
Wenn doch nur alle so froh über meine Anrufe wären.
»Hören Sie, ich habe beschlossen, dass ich Ihnen doch eine exklusive Stellungnahme geben werde.«
Ich hoffte inständig, dass Felix mir vergeben würde. Der Konkurrenz ein Exklusivinterview zu geben, war ungefähr so, als würde man ihm ein Glied abtrennen. Aber wenn auch nur eine winzigkleine Möglichkeit bestand, dass Felix doch, wenngleich versehentlich, in die Sache verwickelt war, konnte ich ihm diese Informationen geben, ohne meinen Plan zu gefährden. Also machte ich weiter.
»Aber selbstverständlich nur, falls Sie noch interessiert sind.«
»Ein Exklusivbericht?« Dubois’ Stimme wurde schrill, und ich hörte, wie er Papiere hin und her schob. » Oui , natürlich. Das wäre wunderbar, fantastisch. Äh, wo können wir uns treffen? Ich möchte Sie gern persönlich interviewen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, ich habe erst wieder nach der Le-Croix-Show heute Zeit«, sagte ich.
Ich hörte förmlich durch das Telefon, wie er die Schultern sinken ließ.
»Aber ich habe etwas für Sie, das Sie schon mal bringen können.«
»Oh?« Sofort war er wieder ganz bei der Sache. » Oui , schießen Sie los.«
Ich atmete tief durch, kreuzte die Finger und schickte ein Gebet zu dem Heiligen der Notlügen.
»Ich verfüge über unwiderlegbare Indizien dafür, dass ich Gisella nicht getötet habe.«
Offenbar war sein Interesse geweckt, denn ich hörte ihn nach Luft schnappen. »Was für Indizien?«, fragte er atemlos.
»Eine Kamera. Sie gehörte Gisella Rossi. Und darauf ist der Beweis, dass sie nicht nur Schmuck von ihren Auftraggebern gestohlen hat, sondern auch, dass sie einen Komplizen hatte. Einen Komplizen, der sie höchstwahrscheinlich umgebracht hat.«
Er schwieg einen Moment, während er die Information verdaute.
»Was für ein Beweis?«
»Videos. Gisella hat ihre … Aktivitäten aufgenommen.«
»Und diese Kamera befindet sich in diesem Augenblick in Ihrem Besitz?«
»So ist es«, sagte ich. Was keine komplette Lüge war. Die Kamera hatte ich ja. Nur war darauf nichts zu sehen. Aber das wusste der Täter ja nicht. Und wenn mein Bluff klappte, würde er alles tun, damit diese Videos nicht bekannt würden.
»Und dieses Beweisstück wollen Sie mir nach der Show übergeben?«
Ich nickte dem Telefon zu. »Ganz genau. Unter einer Bedingung.«
» Oui ?«, sagte er.
Ich war mir zu 99 Prozent sicher, dass er für eine Story wie diese alles tun würde.
»Ich möchte, dass Sie jetzt auf Sendung gehen und berichten, dass ich über dieses Beweisstück verfüge, dass es sich im Safe in meinem Hotelzimmer befindet und dass ich direkt nach der Le-Croix-Show mit Ihnen reden und das Beweisstück präsentieren werde.«
Ich hörte ihm an, dass er die Stirn gerunzelt hatte. »Warum?«
Weil mein Plan darin bestand, den Täter auf frischer Tat zu ertappen, wenn er versuchte, die Kamera an sich zu bringen. Aber diese Antwort wäre, fand ich, ein wenig zu unverblümt. Stattdessen sagte ich: »Das sind meine Bedingungen. So oder gar nicht.«
Nach einem Moment des Zögerns sagte er: » Oui . Ich mache es.«
Ich lächelte und verabredete mich dann mit ihm nach der Show in der Lobby des Hotels.
Dann zog ich Gisellas Kamera aus meiner Handtasche und öffnete den Schrank, in dem sich in einer Ecke ein kleiner Bodensafe befand. Ich ging in die Hocke und öffnete ihn, schob die Kamera hinein und schloss die Tür,
Phase eins, abgeschlossen.
Jetzt musste ich nur noch einen Weg finden, den Täter in flagranti zu erwischen.
Ich machte kurz bei Mom und Mrs Rosenblatt halt (das Zimmer war immer noch leer – wo, zum Teufel, trieben die beiden sich nur herum?), dann fuhr ich mit dem Aufzug hinunter in die
Weitere Kostenlose Bücher