Alibi in High Heels (German Edition)
Unterlippe und nahm den Hörer ab, ohne Licht zu machen. Ich wählte die ersten beiden Ziffern seiner Handynummer.
Dann legte ich auf.
Nein. Ich würde nicht anrufen. Ich hatte getan, was ich konnte. Ich hatte mich entschuldigt. Hatte es ihm erklärt. Ich war ganz offen ihm gegenüber gewesen. Jetzt war der Ball in seinem Feld. Ich würde nicht den ersten Schritt tun.
Andererseits … was, wenn er nicht anrief?
Wieder starrte ich das Telefon an. Was, wenn er darauf wartete, dass ich anrief? Was, wenn er sich nicht sicher war, ob ich wollte, dass er anrief? Heute Nachmittag war ich ganz schön sauer gewesen. Vielleicht sollte ich ihn doch anrufen, nur um ihm zu sagen, dass es in Ordnung war, wenn er mich anrief.
Ich nahm den Hörer erneut in die Hand, und dieses Mal wählte ich die komplette Nummer und hörte es zweimal klingeln, bevor ich auflegte.
Ich kniff die Augen zusammen und rieb mir mit den geballten Fäusten darüber. Mist . Was war ich nur für ein Angsthase.
Und dann wurde mir mit Schrecken klar, dass sein Handy nun einen Anruf von mir anzeigte. Na, wunderbar. Jetzt wusste er, dass ich angerufen und keine Nachricht hinterlassen hatte. Wie sah das denn jetzt aus?
Vermutlich war es besser, wenn ich noch einmal anrief und ihm wenigstens erklärte, warum ich aufgelegt hatte. Nur damit er nicht dachte, dass ich aus Schiss gekniffen hätte. (Auch wenn es natürlich genauso gewesen war.)
Also ergriff ich zum dritten Mal den Hörer und wählte seine Nummer. Es klingelte drei Mal, dann sprang die Mailbox an.
»Hi. Äh, ich bin es.« Ich hüstelte. »Äh, Maddie. Nur für den Fall, dass du nicht weißt, welche ich ich bin. Denn ich bin sicher, du kennst viele Ichs.« Oh Gott, was redete ich denn da? »Ja, also, egal. Äh, ich wollte dir nur sagen, dass ich dich gerade angerufen habe und keine Nachricht hinterlassen habe. Aber nicht, weil ich einen Rückzieher oder so gemacht hätte, sondern weil, äh, die Verbindung schlecht war. Ja, das Netz hier in Frankreich ist echt schlecht. Also, äh, das wollte ich nur klarstellen. Dass ich dich nicht nicht angerufen habe. Was ja wohl die Tatsache beweist, dass ich dich anrufe. Jetzt gerade sogar. Was du ja bereits weißt, wenn du das hier hörst. Was du hoffentlich tust. Also, ähm, tschüss.«
Ich legte auf – und krümmte mich vor Scham. Oh. Mein. Gott. Ich hatte mich wie eine Irre aufgeführt. Wenn er das hörte, würde er drei Kreuze schlagen, dass er mich los war. Das war die schlimmste Nachricht, die je jemand auf einem Anrufbeantworter hinterlassen hatte.
Ich setzte mich aufrecht hin. Ich holte mehrmals tief Luft. Okay, Maddie, kein Problem. Das kriegst du wieder hin .
Ich nahm das Telefon und wählte Ramirez’ Nummer.
»Hi. Ich bin es noch mal, Maddie. Hör zu, ich wollte mich nur für diese fürchterliche Nachricht entschuldigen, die ich dir gerade hinterlassen habe. Ich bin, äh … ich habe ein paar Schmerztabletten geschluckt, und die schlagen mir, glaube ich, aufs Hirn.« Ich biss mir wieder auf die Unterlippe. »Ja, ich, äh, wenn ich die genommen habe, kann ich nicht klar denken. Na ja, egal, ich wollte mich nur entschuldigen für die ganze –«
Aber weiter kam ich nicht, denn es ertönte ein lautes Piepen und eine mechanische Stimme sagte: »Diese Mailbox ist voll. Vielen Dank für Ihren Anruf.«
Dann war die Leitung tot.
Ich starrte den Hörer in meiner Hand an.
»Nein!« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, nein, nein, nein.«
Ich wählte Ramirez’ private Festnetznummer. Nach dem dritten Freizeichen sprang der Anrufbeantworter an.
»Hallo, ich bin es.« Ich hielt inne. »Maddie. Ich habe dir gerade eine Nachricht auf deinem Handy hinterlassen, aber die Mailbox war voll, bevor ich fertig war. Und ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut – ganz furchtbar leid. Alles, was passiert ist. Und obwohl ich mich wirklich sehr verständnisvoll gezeigt habe und du dagegen ganz und gar nicht, bin ich bereit, dir entgegenzukommen und mich noch mal zu entschuldigen. Zweimal. Dreimal. So oft, wie es nötig ist. Okay? Also, ähm, ich wollte dir nur sagen, dass du mich anrufen kannst, wenn du willst. Mir wäre es recht. Ich nehme ab. Und warte nicht, bis die Mailbox angeht.« Ich zögerte wieder. »Nicht, dass ich dir vorwerfen würde, dass ich jetzt auf deinen AB spreche. Ich … gehe auf jeden Fall dran.«
Ich legte auf und ließ mich zurück in die Kissen fallen.
Jetzt war es klar. Ich brauchte dringend Hilfe.
Ich stand auf dem Laufsteg im
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