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Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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gleichgültigen Haltung in der Eingangstür.  
    Ich stieß ihn beiseite und eilte in die Halle.
    «Wo ist er?», fragte ich schroff.
    «Verzeihung, wer?»
    «Ihr Herr, Mr. Ackroyd. Stehen Sie nicht so da, Mensch, und starren Sie mich nicht so an! Haben Sie die Polizei verständigt?»
    «Die Polizei, Sir? Sagten Sie die Polizei?» Parker blickte mich an, als wäre ich ein Gespenst.
    «Was ist mit Ihnen los, Parker? Wenn wirklich, wie Sie sagten, Ihr Herr ermordet wurde …»
    Parker stieß einen Schrei aus.
    «Der Herr? Ermordet? Unmöglich, Sir.»
    Nun war es an mir, ihn anzustarren.
    «Waren Sie es nicht, der mir vor kaum fünf Minuten telefonisch mitteilte, Mr. Ackroyd sei ermordet worden?»
    «Ich, Sir? O nein, das war ich wirklich nicht. Wie hätte ich so etwas tun können?»
    «Wollen Sie behaupten, das sei ein dummer Streich gewesen und mit Mr. Ackroyd sei alles in schönster Ordnung?»
    «Verzeihen Sie, Sir, gab sich der Mensch am Telefon für mich aus?»
    «Ich will Ihnen genau die Worte wiederholen, die ich hörte: ‹Hallo! Spricht dort Doktor Sheppard? Hier Parker, der Butler von Fernly Park. Bitte kommen Sie sofort. Mr. Ackroyd ist ermordet worden.›»
    Parker und ich starrten einander verblüfft an.
    «Ein sehr übler Scherz, Sir», sagte er schließlich in e m pörtem Ton. «Wie kann man nur so etwas tun …»
    «Wo ist Mr. Ackroyd?», fragte ich plötzlich.
    «Ich glaube, noch immer im Arbeitszimmer, Sir. Die Damen sind zu Bett gegangen, und Major Blunt und Mr. Raymond sind noch im Billardzimmer.»
    «Ich denke, ich schaue hinein und gehe einen Auge n blick zu ihm», sagte ich. «Ich weiß zwar, dass er nicht mehr gestört zu werden wünschte, aber dieser merkwürdige Scherz hat mich doch unruhig gemacht. Ich möchte mich selbst davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist.»
    «Gewiss, Sir. Auch mich beunruhigt die Sache. Wenn Sie nichts dagegen haben, möchte ich Sie begleiten.»
    «Gern», sagte ich. «Kommen Sie.»
    Wir gingen durch die rechte Tür und durch den kleinen Korridor, von dem eine schmale Treppe zu Ackroyds Schlafzimmer führt. Dann klopften wir an die Tür des Arbeitszimmers.
    Keine Antwort. Ich drückte auf die Klinke, doch die Tür war versperrt.
    «Erlauben Sie, Sir», bat Parker.
    Sehr gewandt für einen Mann seiner Statur sank er in die Knie und drückte ein Auge an das Schlüsselloch.
    «Der Schlüssel steckt», sagte er und stand auf. «Mr. Ackroyd muss sich eingeschlossen haben und eingeschl a fen sein.»
    Ich beugte mich hinunter und bestätigte Parkers Fes t stellung.
    «Das scheint so», sagte ich, «trotzdem aber werde ich Ihren Herrn aufwecken, Parker. Ich könnte nicht ruhig heimfahren, ohne aus seinem eigenen Munde gehört zu haben, dass er vollkommen wohl ist.» Dann rüttelte ich an der Tür und rief: «Ackroyd, Ackroyd, nur einen Augenblick!»
    Doch noch immer kam keine Antwort. Ich blickte mich um.
    «Ich möchte nicht das ganze Haus wecken», sagte ich zögernd. Parker ging hinüber und schloss die Tür, die in die große Halle führte und durch die wir gekommen waren.
    «So hört uns niemand, Sir. Der Billardsaal liegt ebenso auf der anderen Seite des Hauses wie die Wirtschaftsräume und die Schlafzimmer der Damen.»
    Ich nickte ungeduldig. Dann schlug ich nochmals heftig an die Tür, beugte mich nieder und schrie förmlich durch das Schlüsselloch: «Ackroyd, Ackroyd. Ich bin’s, Sheppard. Lassen Sie mich ein!»
    Totenstille. Kein Lebenszeichen kam aus dem versper r ten Zimmer. Parker und ich blickten einander an.
    «Hören Sie, Parker», sagte ich, «wir müssen die Tür einschlagen. Ich übernehme die Verantwortung.»
    «Wie Sie meinen, Sir», sagte Parker etwas unentschlo s sen.
    «Ich meine es ernst. Ich bin wirklich äußerst beunruhigt.»
    Ich blickte mich suchend um und ergriff dann einen schweren Eichenstuhl. Ein-, zwei-, dreimal stießen wir ihn gegen das Schloß. Beim vierten Mal gab es nach. Die Tür ging auf, und ich betrat mit Parker das Zimmer.
    Ackroyd saß, wie ich ihn verlassen hatte, im Lehnstuhl vor dem Kamin. Sein Kopf war zur Seite gesunken, und unterhalb des Rockkragens ragte deutlich sichtbar ein glänzender, gewundener Metallgriff hervor.
    Wir näherten uns der halb liegenden Gestalt. Ich hörte den Butler schwer und keuchend atmen.
    «Von hinten erstochen», flüsterte er. «Schrecklich.»
    Er trocknete seine Stirn mit dem Taschentuch und langte vorsichtig nach dem Griff des Dolches.
    «Sie dürfen ihn nicht berühren», rief ich

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