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Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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einer Taschenlampe hinaus.
    «Hier ist genau zu sehen, welchen Weg er nahm und wie er hereinkam. Sehen Sie.»
    Im grellen Licht konnte man deutlich einige Fußspuren wahrnehmen. Sie schienen von Schuhen mit Gummisohlen herzurühren. Eine besonders auffällige Spur lief gegen das Haus hin, eine andere, die ein wenig darüber lag, führte in die entgegengesetzte Richtung.
    «Das ist deutlich genug», sagte der Inspektor. «Fehlen irgendwelche Wertsachen?»
    Geoffrey Raymond schüttelte den Kopf.
    «Nein, soweit wir bisher feststellen konnten. Mr. Ackroyd hatte niemals Dinge von besonderem Wert in seinem Arbeitszimmer.»
    Geoffrey sah mich dabei fragend an.
    «Hm», meinte der Inspektor. «Der Mann sah ein offenes Fenster, stieg ein und sah dort Mr. Ackroyd, der vielleicht eingeschlummert war. Der Mann erstach ihn hinterrücks, verlor aber den Mut und machte sich davon. Doch ließ er recht deutliche Spuren zurück. Es dürfte uns nicht schwerfallen, seiner habhaft zu werden. Hat niemand verdächtige Fremde gesehen?»
    «Oh!» sagte ich plötzlich.
    «Was gibt es, Doktor?»
    «Heute Abend begegnete mir ein Mann – gerade als ich aus dem Gartentor trat. Er fragte, welcher Weg nach Fernly Park führe.»
    «Um wie viel Uhr war das?»
    «Genau um neun. Ich hörte die Uhr schlagen, als ich aus der Pforte trat.»
    Ich beschrieb den Mann, soweit ich es vermochte.
    Der Inspektor wandte sich an den Butler.
    «Ist jemand, der dieser Beschreibung entspricht, zum Haupteingang gekommen?»
    «Nein, Sir. Den ganzen Abend über war niemand da. Ich werde aber noch einmal nachfragen.»
    Er ging zur Tür, doch der Inspektor hielt ihn zurück.
    «Nicht doch, danke. Ich möchte meine Erkundigungen selbst einholen. Vor allem möchte ich die Zeit etwas genauer feststellen. Wann wurde Mr. Ackroyd zuletzt lebend gesehen?»
    «Wahrscheinlich von mir», sagte ich, «als ich ihn – warten Sie – ungefähr zehn Minuten vor neun verließ. Er sagte, er wünsche nicht gestört zu werden, und ich gab den Befehl an Parker weiter.»
    «Jawohl, Sir», bestätigte Parker ehrerbietig.
    «Mr. Ackroyd lebte aber sicher noch um halb zehn Uhr», warf Raymond ein, «denn ich hörte ihn sprechen.»
    «Mit wem hat er gesprochen?»
    «Das weiß ich nicht. Natürlich nahm ich damals mit Bestimmtheit an, Doktor Sheppard sei bei ihm. Ich wollte ihn etwas fragen, aber als ich Stimmen hörte, fiel mir ein, dass er gewünscht hatte, während der Unterredung mit Doktor Sheppard nicht gestört zu werden, und so kehrte ich wieder um. Doch nun hat es den Anschein, als sei der Doktor schon fort gewesen.»
    Ich nickte.
    «Um Viertel nach neun war ich zuhause», sagte ich. «Und ich bin erst nach dem Telefonanruf wieder fortgegangen.»
    «Wer kann um halb zehn Uhr bei ihm gewesen sein?» fragte der Inspektor. «Vielleicht Sie, Mr …»
    «Major Blunt», half ich aus.
    «Major Blunt?», fragte der Inspektor respektvoll.
    Blunt nickte nur bestätigend.
    «Ich glaube, wir haben uns schon früher einmal getroffen, Major», sagte der Inspektor. «Ich erkannte Sie nicht gleich. Waren Sie nicht voriges Jahr im Mai bei Mr. Ackroyd?»
    «Im Juni», verbesserte Blunt.
    «Ja, richtig, im Juni. Nun, was ich sagen wollte, waren Sie um halb zehn Uhr bei Mr. Ackroyd?»
    Blunt schüttelte den Kopf.
    «Ich sah ihn seit dem Abendbrot nicht mehr», erwiderte er.
    Nun wandte sich der Inspektor wieder an Raymond.
    «Hörten Sie nicht etwas von dem Gespräch?»
    «Nur ein Bruchstück», antwortete Raymond, «und da ich Doktor Sheppard bei Mr. Ackroyd glaubte, schienen mir diese Worte äußerst merkwürdig. Soweit ich mich entsinnen kann, lauteten sie folgendermaßen: ‹Die Anforderungen, die an meine Börse gestellt werden, nehmen in der letzten Zeit einen derartigen Umfang an, dass ich Ihrem Ersuchen leider nicht nachkommen kann …› Ich ging natürlich sofort wieder weg und hörte daher nichts weiter. Doch wunderte ich mich, weil Doktor Sheppard …»
    « … weder Darlehen für sich verlangt noch für andere betteln geht», beendigte ich den Satz.
    «Eine Bettelei», sagte der Inspektor nachdenklich. «Das könnte ein sehr wichtiger Anhaltspunkt werden.» Er wandte sich dem Butler zu. «Parker, Sie sagen, dass niemand durch das Haupttor eingelassen wurde?»
    «Jawohl, Sir.»
    «So scheint es beinahe sicher, dass Mr. Ackroyd selbst den Fremden einließ. Doch verstehe ich nicht recht …»
    Der Inspektor sah einige Augenblicke vor sich hin.
    «Eines ist sicher», sagte er endlich. «Mr.

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