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Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Wohltätigkeitslegate interessieren mich nicht.»
    «Ganz recht. Die Zinsen von Anteilsscheinen im Wert von zehntausend Pfund erhält Mrs. Cecily Ackroyd auf Lebenszeit. Miss Flora Ackroyd erbt zwanzigtausend Pfund in bar. Der verbleibende Rest – das Besitztum und die Anteile der Firma Ackroyd & Sohn – fällt an Ralph Paton.»
    «Besaß Mr. Ackroyd ein großes Vermögen?»
    «Ein sehr großes. Captain Paton wird ein außerorden t lich wohlhabender junger Mann sein.»
    Es entstand eine Pause. Poirot und der Rechtsanwalt sahen einander an.
    «Dr. Hammond», tönte Mrs. Ackroyds Stimme vom Kamin her.
    Der Anwalt folgte dem Ruf. Poirot nahm mich am Arm und zog mich in die Fensternische.
    «Sehen Sie die Schwertlilien an», bemerkte er überlaut. «Sind sie nicht wundervoll? So starke, gefällige Farben!»
    Zugleich fühlte ich den Druck seiner Hand auf meinem Arm, und er fuhr mit leiser Stimme fort: «Wollen Sie mir wirklich beistehen? An der Untersuchung teilnehmen?»
    «Ja, sehr gern.»
    «Gut, dann wollen wir Verbündete sein. In kurzer Zeit wird sich Major Blunt zu uns gesellen. Er fühlt sich in der Nähe der guten Mama nicht wohl. Nun möchte ich verschiedenes erfahren, ohne ihn die Absicht merken zu lassen. Verstehen Sie? Daher sollen Sie einige Fragen an ihn richten.»
    «Und was soll ich fragen?»
    «Ich möchte, dass Sie im Gespräch Mrs. Ferrars erwähnen.»
    «Und?»
    «Sprechen Sie ganz ungezwungen. Fragen Sie ihn, ob er hier war, als ihr Gatte starb. Sie verstehen doch, wie ich das meine! Und beobachten Sie den Ausdruck seines Gesichtes. Verstanden?»
    Genau wie Poirot es vorausgesagt hatte, verließ Blunt in seiner plötzlichen Art die anderen und kam zu uns herüber.
    Ich schlug ihm einen Spaziergang auf der Terrasse vor.
    Poirot blieb zurück.
    «Wie sich im Laufe weniger Tage die Dinge ändern», begann ich. «Am letzten Mittwoch war ich hier. Auch damals ging ich auf der Terrasse auf und ab. Neben mir schritt in bester Stimmung Roger Ackroyd. Und nun, drei Tage später, Ackroyd tot, der arme Kerl – Mrs. Ferrars tot – Sie kannten sie, nicht wahr?»
    Blunt nickte.
    «Hatten Sie sie kürzlich wieder gesehen?»
    «Sprach einmal mit Ackroyd dort vor. Glaube, es war am letzten Dienstag. Bezauberndes Weib, doch irgendwie verdächtig. Und verschlossen, man wusste nie, wie sie es wirklich meinte.»
    Ich blickte in seine ruhigen grauen Augen. Da war sicher nichts dahinter. Er fuhr fort: «Als ich das letzte Mal herkam, hatten sie und ihr Gatte eben ihre Zelte aufg e schlagen.» Er hielt einen Augenblick inne und fügte hinzu: «Seltsam, wie sehr sie sich seitdem verändert hatte.»
    «In welcher Hinsicht?», fragte ich.
    «Um zehn Jahre gealtert.»
    «Waren Sie hier, als ihr Gatte starb?»
    Ich bemühte mich, die Frage so harmlos wie möglich zu stellen.
    «Nein. Nach allem, was ich hörte, war es ein Glück, dass sie ihn los wurde. Lieblos vielleicht, aber wahr!»
    «Ashley Ferrars war kein Mustergatte», stimmte ich vorsichtig bei.
    «Ein Schuft, glaube ich», meinte Blunt.
    «Nein, nur ein Mann, der mehr Geld besaß, als ihm gu t tat.»
    «Oh, Geld! Alles Unglück auf der Welt kann auf Geld zurückgeführt werden oder auf dessen Mangel.»
    «Welches von beiden ist Ihr persönliches Unglück?»
    «Ich habe so viel, wie ich brauche. Ich bin einer jener Glücklichen.»
    «Wirklich?»
    «Tatsächlich bin ich momentan nicht bei Kasse. Machte vor einem Jahr eine Erbschaft, und ich Narr ließ mich überreden, mich auf eine ganz verwegene Spekulation einzulassen.»
    Sympathisch berührt, erzählte ich ihm mein eigenes, ähnliches Unglück.
    Dann ertönte der Gong, und wir gingen zum Lunch.
    Poirot hielt mich einen Augenblick zurück.
    «Nun?»
    «Er ist nicht verdächtig», sagte ich. «Ganz sicher nicht.»
    «Nichts?»
    «Er hat vor einem Jahr eine Erbschaft gemacht», sagte ich. «Ich möchte schwören, dass der Mann einwandfrei und über alle Zweifel erhaben ist.»
    «Gewiss, gewiss», sagte Poirot besänftigend. «Regen Sie sich nur nicht auf.»
    Er sprach wie mit einem widerspenstigen Kind.
    Später zog Mrs. Ackroyd mich beiseite, und wir setzten uns auf ein Sofa.
    «Ich fühle mich etwas verletzt», flüsterte sie und förderte ein Taschentuch zu Tage, das seiner Winzigkeit nach offensichtlich nicht zum Trocknen von Tränenbächen taugte. «Ja, verletzt durch Rogers Mangel an Vertrauen. Jene zwanzigtausend Pfund hätte er mir hinterlassen müssen – nicht Flora. Einer Mutter könnte wohl die

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