Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
Vom Netzwerk:
ein paar Runden gespielt, Keine Ahnung, vier Innings oder wie das heißt, und die Tiger lagen zwei zu null hinten. Ein paar Mal verpasste der Spieler am Abschlag mit seinem Stöckchen das Bällchen und musste dann zurück auf die Bank und sich schämen. Mein Interesse am Spiel ebbte bereits nach zwei weiteren Fehlschlägen rapide ab. Bartholomäus, der Einzige aus unserer Abteilung, der sich ebenfalls auf der Tribüne befand, gesellte sich zu mir. Er hatte eine Menge Ahnung von Baseball, und schnell stellte sich heraus, dass sein persönliches Engagement der Hauptgrund für unseren Ausflug hierher war. Bartholomäus verteidigte das Spiel, bei dem in den vergangenen zwanzig Minuten eigentlich überhaupt nichts passiert war, als ob er für jeden Fehlwurf Bonusmeilen gutgeschrieben bekommen würde.
    »Es ist halt nur zweite Bundesliga in Deutschland. Bei den Profis in Amerika, da kann man richtig tolle Spielzüge sehen. Aber die Grundregeln kapiert man auch hier .«
    Dann wechselte aus irgendeinem Grund das Angriffsrecht, und die Tiger schickten ihren Schlagmann aufs Feld. Nummer vier. Miller. Bartholomäus wusste, dass es sich dabei um einen amerikanischen Collegeboy handelte, der zur Zeit in Deutschland studierte und während seines Gastsemesters bei den Tigers mitspielen durfte. Miller sah ausgesprochen gut aus, soweit man das unter dem großen Helm mit dem einseitigen Ohrenschutz erkennen konnte. Und ein sehr knackiger Arsch zeichnete sich durch die knappe, gestreifte Sporthose ab. Miller ging zum Abschlag, hob den Schläger und schaute konzentriert in Richtung Werfer. Der Werfer der Piraten, der in der Mitte des Platzes stand, nickte dem Fänger seiner Mannschaft zu. Er schwang den Arm und warf einen pfeilschnellen Ball. Die Nummer vier der Tiger holte aus und ... schlug ein Loch in die Luft.
    »Da merkt man gleich den Profi !« , raunte ich Bartholomäus ironisch zu, doch der relativierte, dass ein Fastball eben auch sauschwer zu hatten sei. Keine Ahnung, was er mir damit sagen wollte. Miller holte zum zweiten Schlag aus. Der Werfer schleuderte die Kugel, und Miller traf den Ball tatsächlich mit der Oberkante seines Baseballschlägers. Doch statt sauber in hohem Bogen übers Feld zu fliegen und ihm den Triumph eines Homeruns zu gönnen, erhob sich der Ball geradewegs nach oben, weit aufwärts in die Luft, über unsere Köpfe. Ich war wie gebannt von der immer kleiner werdenden Kugel, starrte dann immer noch gebannt auf den mittlerweile wieder größer werdenden Ball, der jetzt direkt auf mich zu sauste. Ein dumpfer Schlag, und alles um mich herum wurde schwarz.
    »I'm sorry. Tut mir echt Leid !« , hörte ich eine sanfte Stimme.
    Als ich die Augen öffnete, sah ich Millers besorgtes Gesicht über mir. Ich lag am Rand des Rasens, das Spiel war wegen mir unterbrochen worden. Die halbe Mannschaft der Tiger, all meine Kollegen und die anderen Zuschauer hatten sich um mich geschart. Sie begutachteten das stetig wachsende Hörn an meinem Kopf. Endlich kam der Mannschaftsarzt. Ehe ich ihn auf den Wert meiner Frisur hinweisen konnte, hatte er bereits eine volle Ladung Eisspray in meine Locken gepumpt. Der strenge Geruch und der Treibmittelnebel ließen mich noch einmal kurz wegtreten. Ich war dankbar, als ich undeutlich hörte, wie Katja den Vorschlag machte, mich irgendwo in den Schatten zu legen. Einige Piraten und Tiger hoben mich hoch und bugsierten mich unter eine Baumgruppe unmittelbar hinter dem Grillplatz. Das Spiel ging weiter, und ich hatte für einen Moment meine Ruhe. »Wisst ihr noch, wie Alice vom Baseball ausgeknockt wurde ?« - dieser Satz wird in die Firmenannalen eingehen und Kampatzkys Droschkensturz ein für alle Mal aus dem kollektiven Gedächtnis verbannen.
    Lallend tauchte der kleine Buchhalter neben mir auf. Er hatte exakt denselben Gedanken und darüber hinaus die geniale Idee, mir, so wehrlos wie ich jetzt dalag, einen Flachmann Cognac einzuflößen. Ich wehrte mich, als er mir den Flaschenhals auf die Lippen drückte, doch Kampatzky ließ nicht locker. Entweder sollte ich trinken oder ihm einen Kuss geben. Ich war zwar noch immer etwas benommen, aber die Kraft, ihm mit meinen Sneakers direkt in die Weichteile zu treten, würde ich sicher noch aufbringen. Ich schloss die Augen und spannte meine Muskeln an. Drei, zwei, eins, jetzt. Mein Bein schnellte hoch, doch zuckte ins Leere. Ich öffnete die Augen und sah den kleinen dicken Buchhalter zehn Zentimeter über dem Boden schweben. Hinter ihm

Weitere Kostenlose Bücher