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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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einer geschickten Armbewegung in den Polizeigriff nehmen und abführen. Aber stattdessen hebt sie einem Kind in hellblauer Cookie-Monster-Hose den heruntergefallenen Stoffteddy auf. Ich glaube, meine Wahrnehmung ist nach den vergangenen acht Stunden Flug und den ganzen Drinks in der Tat etwas getrübt. Ich binde mir meinen Schuh wieder zu, und dann bin ich an der Reihe. Der Grenzer, der mit seinen Segelohren und den listigen Augen der exakte Klon von Will Smith sein könnte, winkt mich heran. Ich gebe ihm meine Reiseunterlagen. Er ist ausgesprochen freundlich und prüft schnell im Computer nach, ob ich einer terroristischen Vereinigung angehöre oder in den USA schon einmal mit einem Truck voller Dynamit verhaftet wurde. Beides scheint nicht der Fall zu sein. Dass Muammar al-Gaddafi kein Verwandter von mir war, entnimmt er meinen wahrheitsgemäß ausgefüllten Visa-Unterlagen. Dann vergleicht er das Bild in meinem Pass mit  meinem übermüdeten und alles andere als perfekt geschminkten Gesicht. Immer wieder wandern seine schelmischen Augen zwischen mir und dem Ausweis hin und her.
    »Hübscher BH !« , gibt er mir als Kompliment mit auf den Weg. Etwas verunsichert werfe ich einen flüchtigen Blick auf seinen Computer-Monitor. Vielleicht ist das gleichzeitig so eine Art Durchleuchtungsgerät. Aber das scheint nicht der Fall. Auf dem Bildschirm frisst Pac-Man gerade meine Einreisedaten auf. Ich nehme die Reiseunterlagen geprüft wieder in Empfang. Ich verstehe nicht ganz, wie er in einer solchen doch eher formellen Situation auf eine derartige Äußerung kommt, nicke freundlich und gehe weiter. Will Smith aber pfeift mich zurück. Auch wenn es für ihn persönlich ein Genuss sei, gibt er mir zu verstehen, seien die USA ein doch eher konservatives Land, und er würde es zu schätzen wissen, wenn ich meine Bluse beim Betreten der Vereinigten Staaten schlösse.
    »Victoria has no more secrets!«, grinst er breit.
    Mein Blick fährt nach unten. Mein BH blitzt in voller Spitze durch mein bis zum letzten Knopf geöffnetes Oberteil. Danke, Ruth, schießt es mir durch den Kopf. Wenn du das nächste Mal gegen ein Schild rennst und zusammenbrichst, kralle dich bitte nicht mehr an mir fest. Lass dich einfach aufs Pflaster knallen!
    Peinlich berührt packe ich meine Dessous wieder ein und tipple, schuldbewusst in die Neue Welt. Auch Ruth und Nina haben inzwischen an zwei anderen Schaltern die Formalitäten erledigt, und wir treffen uns am Gepäckband im unteren Stockwerk des Flughafengebäudes. Nina zetert, da sie der Einreisebeamte auf achtunddreißig geschätzt hat, und Ruth starrt hypnotisiert auf das rotierende Gepäckband. Ich bekomme Angst, sie könnte jede Sekunde in einen tranceartigen Zustand fallen. Ruths Kopf fängt leicht an zu wippen, als ein Koffer, der ihrem sehr ähnlich sieht, von einem kahlköpfigen Araber vom Band gezerrt wird. Sie gibt ein paar glucksende Töne von sich.
    »Ist dir schlecht ?«
    Ich mache mir wirklich Sorgen. Nina interpretiert Ruths Urlaute richtig.
    »Sie will bloß möglichst schnell etwas anziehen, auf dem sich nicht die Konturen ihres Mageninhalts abzeichnen .«
    Ruth bestätigt das mit einem heftigen Nicken, da rennt Nina schon johlend auf das Gepäckrondell zu. Ihre gelbe Lederimitat-Reisetasche mit dem abgerissenen Tragegriff wird als Erste aus den Katakomben der Gepäckhalle ausgespuckt. Unmittelbar gefolgt von meinem geliehenen Hartschalenkoffer mit dem blöden »Bad Tölz«-Aufkleber, den mein Vater, bekennender Otti-Fischer-Fan, dort nach einem Kuraufenthalt angebracht hat. Ich glaube zwar nicht, dass die Amis irgendetwas mit dem Wort »Tölz« anfangen können, aber »Bad« ist für sie englisch und heißt nun mal eindeutig »böse«. Und wie kann schon jemand drauf sein, der unaufgefordert das Wort »böse« auf seinen Koffer klebt. Sicher wird kein Ami freiwillig einen deutschen Kurort besuchen. Auch ein Sanitär-Fachgeschäft kann in Deutschland einen Ami nur ratlos zurücklassen, wenn im Schaufenster ein Werbeschild mit der Aufschrift »Bad Design« prangt.
    »So, das war der Letzte !« , jammert Ruth, »mein Koffer ist weg!«
    Ein dunkelblauer Tramperrucksack wackelt missmutig auf dem Förderband um das Gepäckrondell. Das Abenteuer verheißende Backpack wird von einem langhaarigen Alt-Achtundsechziger abgeholt, der fröhlich damit dem Ausgang entgegenstrebt. Wir sind allein in der Halle. Mit ohrenbetäubendem Quietschen bleibt das Band stehen. Damit verschwindet auch das

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