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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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zurück. Ich gehörte also noch zur Familie. »Ich weiß genau, was Sie andeuten wollen. Glauben Sie etwa, ich schieße mein bestes Pferd ab, um auf einen Brauereigaul zu setzen ?«
    Ich deutete mit einer Handbewegung an, dass das durchaus im Bereich meines Vorstellungsvermögens lag.
    »Ich habe zu Ihren Gunsten auf meinen Urlaub verzichtet. Meine Tochter ist zu Besuch aus Cambridge .«
    »Ihre Tochter?«
    »Ja. Sie studiert dort. Ich bleibe hier, Sie fahren. So einfach ist das .«
    Das Schicksal hat zwei Aufgaben: Dafür zu sorgen, dass trotz aller Nöte und Sorgen auch in der miesesten Existenz mal die Sonne scheint, und: mir permanent eins auf die Fresse zu geben. Blondie! Ich könnte Henning mit seinem Netzwerk erwürgen.
    »Ihre Tochter«, wiederholte ich, im Wissen um das Ende meiner Laufbahn, »so eine blonde, mit kurzem Rock und dick ... ker Handtasche ?«
    »Ja, ja. Sie wollte längst hier sein. Wartet sicher wieder draußen«, sagte er mild, »sie ist etwas schüchtern. Denkt immer, dass sie stört .«
    »Ach, iwo !« , beeilte ich mich zu sagen. »Mich stört sie überhaupt nicht. Sagen Sie ihr das bitte von mir. Ich möchte, dass sie sich hier total wohl fühlt. Solange sie ... auf Sie ... wartet... oder so .«
    Jens-Uwe zog die Stirn in Falten. Das macht er immer, wenn ich rede, als sei ich gerade in die Geschlossene eingewiesen worden.
    »Danke .«
    Das zarte Stimmchen kam von hinten. Blondie hatte ihre Schüchternheit für einen Moment überwunden und das Büro ungefragt betreten. Sie musste mein Gestammel mitbekommen haben. Ich wollte mich wortreich für meinen Auftritt entschuldigen. Aus irgendeinem Grund klemmte aber meine Zunge und ich führte nur die zur Entschuldigung passenden Gesten aus. Es sah aus, als wollte ich einen Airbus in die Parkposition winken. Vater und Töchter sahen sich an.
    »Ist das die Frau, die den Urlaub nötig hat ?« , fragte Blondie leise.
    Jens-Uwe nickte. »Und dringender, als ich bislang angenommen hatte.«
    Er stand auf, legte, ganz der Familienvater, einen Arm um meine Schulter und geleitete mich zur Tür. »Keine weiteren Fragen. Und jetzt tun Sie mir einen Gefallen und freuen sich einfach, okay ?«
    Er wehrte sofort mit beiden Händen ab.
    »Aber nicht hier drinnen!«
    Sanft geschubst fand ich mich auf dem Flur wieder. Schön, das war mal wieder Platz 1 im »Mach-dich-zum-Idioten«-Contest. Aber ich war eine Idiotin mit vier Wochen Urlaub zur besten Jahreszeit. Mein zweiter Freudenschrei führte zur teilweisen Evakuierung des Gebäudes.
    Ich muss laut lachen. Ruth und Nina sehen mich an, als hätte mir die Sonne über Wallamaloo ein paar Zellen durchgeschmort. Ruth nimmt meine Kaffeetasse und wirft einen neugierigen Blick hinein: »Vielleicht bestell ich mir auch lieber so was .«
    »Ich musste grad an meinen Chef denken«, sage ich.
    »Dann bleib ich doch bei meinem Zeugs .«
    Für Ruth stimmt etwas nicht, wenn man im Urlaub an zu Hause denkt. An die Arbeit zu denken ist therapiewürdig. Für Leute, die's im Urlaub wie zu Hause haben wollen, empfiehlt sie ein Erschießungskommando.
    »Alles in Ordnung, Süße ?« , fragt sie besorgt.
    »Es ist völlig okay zu lachen, wenn man an seinen Chef denkt«, sagt Nina, »ich würde mir Sorgen machen, wenn sie deswegen weint .«
    Ruth fängt an, Theorien über mich und mein Nicht-los-lassen-können zu fabulieren, und Nina verteidigt mich und versucht zu widerlegen, was Ruth als psychischen Defekt bezeichnet. Als endgültigen Beweis für mein Absolut-loslassen-Können führt sie meine Ballerorgie im Kürbisfeld an. Ruth meint, sicher zu Recht, dass das nur ein Ausrutscher gewesen sei. Sie ereifern sich richtig, ignorieren mich dabei aber völlig.
    Ich werde wie bei einer Podiumsdiskussion nur ab und zu mit ' mitleidigen Blicken der Experten bedacht.
    Das können nur Freundinnen: über einen herziehen, während man daneben sitzt. Wir kennen uns lange genug, dass ich sie dafür nur lieben kann. Früher nannte man uns das »Trio fatale«. Wir haben alles gemeinsam gemacht, wir haben uns alles geteilt. Partyglück, Dramen, Jungs. Eine hatte immer eine Party, zu der sie die beiden anderen mitnehmen konnte.
    Eine war immer gut genug drauf, die Dramen der anderen aufzufangen. Und eine hatte immer einen Kerl, den sie bei passender Gelegenheit weiterreichen konnte. So oft es ging, arrangierten wir kurze Trips. Was wir uns so leisten konnten und was so angesagt war: Ibiza, Santorin, Gomera. Irgendwann wurde anderes wichtiger. Kinder,

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