Alice@Hollywood
nur so gesagt. Als Beispiel.«
»Du kannst mich doch nicht so einfach vor vollendete ... sag mal, hattest du was mit den Kerlen ?«
»Du hörst mir gar nicht zu .«
»Weil du mir nie was erzählst .«
»Das stimmt doch nicht. Ich hab dir vor drei Wochen schon davon erzählt .«
»Da hast du gesagt, du möchtest gern mal was mit Alice und Ruth unternehmen. Das klingt nach Waldspaziergang, aber doch nicht nach Weltreise .«
»Wie wär's mit ein bisschen Phantasie? Muss man dir immer mit dem Zaunpfahl kommen ?«
»Zahnstocher würd schon genügen. Bei dir muss ich ja von der Farbe des Lippenstifts auf den Zustand deiner Paarungsbereitschaft schließen .«
»Rot bedeutet: läuft nix .«
»Du hast doch nur rote Lippenstifte .«
»So einfach ist das .«
»Es macht dir also keinen Spaß mehr ?«
»Ich wollte damit nur sagen, dass du mich überhaupt nicht mehr wahrnimmst .«
»Was mir natürlich viel besser gelingt, wenn du dich mit deinen Freundinnen verdrückst. Wieso überhaupt New York?«
»Weil ich das Mittelmeer satt habe .«
»Toll. Hast es also satt. Und was ist mit dem Jungen ?«
»Nicht die Verantwortungsnummer! Hier geht es um einen blöden Urlaub. Es gibt auch so was wie Tagesmütter .«
»Ich werf doch deinetwegen nicht mein Geld zum Fenster raus .«
»Hast du längst getan. Der rosa Plüschmantel, in dem ich so lächerlich aussehe, den hab ich von dir .«
»Uii«, sage ich, »das klingt, als wenn ihr drei Probleme bekommt, wenn ihr eines lösen wollt .«
Ninas Blick ruht im Niemandsland zwischen Resignation und Hoffnung. Ein Gelände, in dem sich jeder verirrt. »Und das war eine exemplarische Auseinandersetzung«, sagt sie leise. »Es geht gar nicht um Inhalte. Dieselben Argumente gibt's auch, wenn wir den Wochenendeinkauf besprechen .«
»Irgendwann müsst ihr euch doch mal verstanden haben«, sagt Ruth.
»Ja. Da haben wir noch nicht miteinander geredet .« Nina seufzt.
»Aber jetzt ... unmöglich. Markus ist jemand, der mit der Axt im Walde eine Mücke zum Elefanten im Porzellanladen macht .«
Ich tausche einen stillen Blick mit Ruth. Sie setzt den Betroffenen-Ausdruck auf, den sie sonst für die Dritte Welt reserviert hat.
Dafür, dass Ninas Ehe auf der Liste der bedrohten Arten steht, bleibt sie erstaunlich gefasst. Uns einfach nur für ihre Flucht benutzt zu haben, bereitet ihr mehr Kopfschmerzen. Wir können Nina von ihrem schlechten Gewissen kurieren. Beziehungsprobleme sind ein vernünftiger Grund, Freundinnen auszunutzen. Wenn Ninas Sexualleben fast ausschließlich aus Versöhnungsnummern mit ihrem verständnislosen Ernährer besteht, scheint sie eine Menge Ärger zu haben. Und wenig Selbstvertrauen. Sie muss erst Tausende von Kilometern reisen, um den Mut aufzubringen, ihrem Chaos ins Gesicht zu sehen. Ich brauche immer nur eine Küche, um ein Problem zu wälzen, eine Cocktailbar, um das Gewälzte zu vertiefen, und ein Bett, um es zu lösen, wo immer es auch steht. Auf keinen Fall aber gleich einen ganzen Kontinent weiter westlich. Ich gebe Nina den Rat, wo wir schon mal hier sind, Küche und Cocktailbar gleich wegzulassen. Aber Nina ist, was Markus angeht, so durch den Wind, dass sie nicht mal Bock hat fremdzugehen.
»Schon mal mit einer Paartherapie versucht ?« , fragt Ruth.
»Gibt's eine, bei der ich Markus in der ersten Stunde den Mund zukleben darf ?«
»Ja«, bestätigt Ruth, »findest du im Internet unter Sado-Maso-Swingerclub .«
Nina lächelt: »Wisst ihr, die beste Therapie ist, mit euch hier zu sein. Vielleicht sollten wir nur versuchen, uns beim Autofahren nicht umzubringen .«
»Wir sind für dich da .«
Ruth hat Nina ihren Egoismus schon verziehen. Mir gibt sie mit einem Blick zu verstehen, dass nicht nur Nina ihre Freundinnen ausnutzt.
Kurz nachdem wir uns auf das Reiseziel geeinigt hatten, verabredete ich mich mit Ruth und Nina, um die Tickets zu buchen. Ruth war etwas früher dran und kam, um mich abzuholen. Nina wollten wir vor dem Reisebüro treffen. Sie hatte noch etwas mit Markus zu besprechen. Dass sie ihm bis dahin noch rein gar nichts von unseren Absichten erzählt hatte, erfuhren wir erst später. Ruth war guter Dinge, obwohl sie sich noch nicht gänzlich mit den USA anfreunden konnte. Sie war in politischer Hinsicht von bekannten Ressentiments geprägt. Ich musste ihr beibringen, dass wir nicht den US-Präsidenten besuchen wollten, sondern das Land, das er ungerechtfertigterweise regiert. Ich suchte mir ein Kleid aus, das farblich zu meiner
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