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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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aus der Führungsetage umbringt. "Oder mit ihm schläft und ihn erst anschließend umbringt. Das war's also. Die einzig vernünftige Erklärung: Sie wollten mir einen Mord anhängen.
    »Alice. Wie lange arbeiten Sie schon bei uns ?« Mein Chef versah seine Stimme mit der Langmut eines Schäfers, der seinem Hund das Schachspielen beibringen will.
    >Der checkt meine Alibis<, dachte ich und antwortete mit gebotener Vorsicht: »Sieben Jahre .«
    »Na, dann müssten Sie wissen, wie's läuft«, sagte er geduldig. »Der Urlaubsantrag wird gestellt. Er wird genehmigt. Oder er wird abgelehnt. Ihrer ist genehmigt .«
    Gut, dachte ich, wenn er so tut, als sei es das Normalste der Welt, dann werde ich genauso cool sein. Ich drückte meine Coolness mit einem Freudenschrei aus, dessen Tonhöhe einen Mitarbeiter veranlasste, die Werksfeuerwehr zu alarmieren.
    »Was ist los ?« , fragte mich Katja, unsere Praktikantin. Ihr Gesicht verriet äußerste Erregung: »Gehaltserhöhung ?«
    »Besser!« Ich baute die Spannung auf.
    »«Beförderung ?« , fragte Max aus der Graphik.
    »Besser!«
    »Etwa ein Firmenparkplatz ?« , fragte Henning, unser Netzwerkmeister. Ungläubigkeit kennzeichnete alle Gesichter.
    »Noch besser!«
    Das Erstaunen kannte keine Grenzen mehr.
    »Etwa ...?«
    »Genau«, triumphierte ich, »mein Urlaubsantrag ist durch. In zwei Wochen geht's los .«
    Sofort sackten alle Mienen unter den Gefrierpunkt. Sekundenlanges Schweigen.
    Ich dachte erst, Neid hätte ihnen die Sprache verschlagen. Kurz überlegte ich, ob die anderen von jetzt an glauben würden, ich sei für das billige Vergnügen eines Wunschurlaubs zur Beischlafmörderin geworden. Eine verständliche Reaktion. Aber es war Mitleid!
    »Oh-oh«, machte Katja.
    »Was ?« , fragte ich unsicher, »muss ich jetzt 'ne Party für alle im Hyatt geben?«
    Die anderen standen alle auf und verteilten sich in der Kantine auf Nachbartische, als hätte ich plötzlich Viren verspritzt. Nur Henning blieb sitzen, todesmutig. Er war der Dienstälteste im Office.
    »Süße«, begann er, »wie lange arbeitest du schon hier ?«
    Ich ahnte jetzt, dass diese Frage nur gestellt wird, wenn sich dahinter irgendeine Perfidie verbirgt.
    »Da sägt jemand an deinem Stuhl«, setzte Henning hinzu, sich vollständig in Mitgefühl verwandelnd.
    >Alice, du bist eine Idiotin<, dachte ich. Ganz klar. Ich sollte abgeschossen werden. Man wird in Urlaub geschickt, in der Zwischenzeit wird die Nachfolgerin eingearbeitet, und bei der Rückkehr sieht man sich auf einen Posten als Rauchmelder abgeschoben. Die passende Stimmlage dazu hatte ich ja. Nicht zu fassen. Im Hochgefühl des Sieges hatte ich den nahe liegendsten Grund für die Genehmigung meines absurden  Urlaubswunsches schlichtweg übersehen. Mein Handy klingelte. Es war Ruth: »Und? Was ist? Kannst du ?«
    »Das ist noch nicht entschieden«, gab ich tonlos zurück. Ich war entschlossen, Jens-Uwe direkt ins Gesicht zu fragen, wer meine Nachfolgerin werden soll. Ich stürmte in sein Büro. Das heißt, das wollte ich. Denn vor seiner Tür saß sie schon. Und natürlich der Playboy-Klassiker. Blond, kurzer Rock, dicke Dinger, nicht mal halb so alt wie mein Chef. Geiler Bock. Ich ging auf das ahnungslose Mädel zu und hielt ihr drohend den Zeigefinger unter die Nase: »Schmink dir das ab! Dazu hast du nicht das Format, Blondie !«
    Blondie zuckte zusammen und sah mich verständnislos an. Ich ließ sie links liegen und rauschte ins Büro. Demonstrativ ließ ich die Tür laut ins Schloss knallen. Jens-Uwe sah nicht mal auf. Feist verschanzte er sich hinter seinem Schreibtisch. Eiskalte Managerfratze. Es machte ihm nichts aus, mich lächelnd abzuservieren. Er rechnete mit meiner Wut, aber das spielte für ihn keine Rolle mehr. In zwei Wochen war er mich los.
    »Also ?« , fragte ich barsch, »Was soll das Getue?«
    Er schien mich erst jetzt zu bemerken. Er blickte mich verwirrt an, dann zeigte er mit einem Finger auf ein Ohr.
    »Sorry. Klingelt immer noch mächtig«, sagte er lauter als nötig. Dann zog er sich zwei Ohropax aus den Gehörgängen.
    »Was gibt's ?«
    Mut reicht immer nur für eine große Tat am Tag. Den Auftritt konnte ich jetzt nicht mehr wiederholen. Aber es ging ja auch hinten rum.
    »Ja, also, das mit dem Urlaub muss ich mir noch mal überlegen. Ich meine, gibt es jemanden, der in der Zwischenzeit meinen Job machen kann? Ich meine, so gut ?« , versuchte ich es, nicht ganz so hinten rum.
    »Alice, Sie sind eine Idiotin !« , gab er

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