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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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dass alles größer ist als bei uns .«
    Mit diesem Satz eröffnete Bert, so hieß der weltgereiste Dia-Vortragende, seinen Bilderabend. Bert war kein Hillybilly-Typ und gehörte auch nicht in die Riege khaki-behoster Globetrotter-Klugscheißer. Zurückhaltend gekleidet und von kräftiger Statur wäre er auch bei einer Lehrervollversammlung nicht aufgefallen.
    »Verspricht interessant zu werden«, sagte Ruth leise und meinte es ernst. Ich hatte keine Ahnung, wie sie das aus Berts erstem Satz heraushören konnte. Aber kaum, dass er die Bühne betreten hatte, schien sie dem Thema plötzlich weit zugeneigter als noch Minuten zuvor. Sie wurde zusehends zappeliger. Ob das an den zugegebenermaßen eindrucksvollen Dias lag? Erst nach der Hälfte des Vortrags bemerkte ich, dass dies eine von Ruths gelösten Atmosphären zu werden drohte. Soweit ich das in dem kleinen Lichtkreis seines Pultes sehen konnte, zwinkerte der Studienrat Ruth doch tatsächlich zu. Und offenbar erwiderte sie die Zeichen mit eleganter Rückhand. Genau ließ sich das nicht ausmachen. Jedes Mal, wenn ich Ruth ansah, versteckte sie sich hinter einem Unschuldsengelgesicht. Bert geriet über dieses Spiel im Halbdunkel ins Schleudern, stotterte manchmal, verwechselte Mississippi mit Missouri und schien dann die Lust an seinem eigenen Vortrag zu verlieren. Ich fragte mich, was Ruth an dem Kerl fand, das sie vom Fleck weg zu solchen Teenagersperenzchen veranlasste. Sie hat zwar einen Hang zu wuchtigen Kerlen. Und wer mit dem Kosenamen »Bärchen« belegt wurde, besaß Ruths höchste Zuneigung. Aber außer der Figur und der Tatsache, dass er mal sechs Monate durch die USA getourt war, hatte Bert nichts aufzuweisen.
    Nichts, was eine graue Hose und einen fusseligen Pullover
    wettgemacht hätte. Ungeachtet der Makel einer solchen Freizeitbekleidung hing Ruth den Rest des Vortrags irgendwo an Bert, nur nicht an seinen Lippen. Als das Saallicht endlich wieder aufflammte, trug sie einen geradezu postkoitalen Gesichtsausdruck zur Schau. So müssen Männer aussehen, wenn sie eine halbe Stunde im Pornokino gesessen haben.
    »Was machst denn du heut Abend noch so ?« , fragte sie mich. Sie versuchte, es unverfänglich klingen zu lassen, im Klartext hieß es jedoch: »Verzieh dich unauffällig. Ich hab hier noch was zu erledigen .«
    So hatte ich mir die Erweiterung ihres Horizonts zwar nicht vorgestellt, andererseits, schaden konnte es auch nicht. Hauptsache, Bert zauberte als Betthupferl nicht noch ein paar Thailandgeschichten aus seinem Kästchen. Aber man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu erkennen, dass die beiden an diesem Abend nicht mehr viele Worte verlieren würden ...
    Ich weiß nicht mehr, wie lange wir hier schon sitzen. Dieses Wallamaloo ist gar kein Ort. Es ist eine Art Zeitloch, eine Schleife, in der einmal Gedachtes oder Gesagtes nach einer Weile wiederkehrt, um sich nahtlos an einmal Gedachtes oder Gesagtes anzufügen.
    »Wo waren wir gerade ?« , frage ich, um mich aus der Schleife zu befreien. Ruth sieht mich an. »Wir waren gerade dabei festzustellen, dass nicht nur Nina unsere Mädelstour ganz anders gesehen hat .«
    Jetzt bin ich wohl dran. »Tut mir Leid. Aber wenn ich das von Steve vorher erzählt hätte, wärt ihr nicht mitgekommen .«
    »Ach, Unsinn«, lächelt Nina, »wir hätten dir nur vor deinem ersten Date etwas Rizinusöl in den Kaffee gekippt .«
    »Ich wollte einfach unbedingt, dass ihr mitkommt«, sage ich etwas hilflos.
    »Ist ja nicht schlimm«, sagt Ruth. »Merkwürdig, dass bei allem, was wir tun, ein Kerl dahinter steckt.«
    »So oder so«, bestätigt Nina.
    »Sag mal, Ruth«, fällt mir ein, »du hast nie wieder diese Bert-Geschichte erwähnt .«
    »Welche Bert-Geschichte ?« , will Nina wissen.
    Ruth atmet tief durch: »Deswegen wäre ich beinahe nicht mitgekommen .«
    Ich wechsele mit Nina einen schnellen Blick. Sie fragt mich stumm, ob wir uns Sorgen machen müssen, und ich antworte, dass ich nicht die geringste Ahnung habe.
    »Ich hab mich in den Typen verknallt«, sagt Ruth, »so ist mir das echt noch nie passiert .«
    »Wir waren bei einem USA-Diavortrag«, kläre ich Nina auf.
    »Du hast dich in einen Hillybilly verknallt ?« , fragt Nina entsetzt.
    »War mehr so die Lehrerliga«, sage ich, »fünfte Klasse Mathe und Heimatkunde .«
    »Scheußliche Klamotten«, sagt Ruth. Sie muss lächeln. »Aber die Sache mit dem Lehrer, das war's wohl. Er sah so aus, als könnte er gut mit Kindern. Das finde ich anziehend .«
    Ich

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