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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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Hobby-Fotografen nichts weniger brauchen als die handfeste Bestätigung, dass sie so gut nie werden können, waren nur nackte Frauen drin. Hin ter all dem steckte ehrliches Bemühen, aber das hatte der Erfinder des Schwarzpulvers auch. Der Wunsch, ein bisschen Feuerwerk zu veranstalten, führt schnell zu globalen Konflikten. Ich betrachte die Postkarte.
    Hi Alice,
    sorry, dass das jetzt sooo lange gedauert hat. Ich nehme an, du hast inzwischen echt Hunger. Ich empfehle Seite 39, Steak-Sandwich mit Ros marin. Das geht eindeutig am schnellsten. Gruß, Alex
    Eine sehr filigrane Handschrift, mit dem selbstbewusst- schwungvollen Namenszug unterschrieben. Feingefühl und Stärke in einem. Ich sollte mich als Graphologin ver suchen. Ich glaube schon, dass man aus der Handschrift auf den Charakter schließen kann. Alice kritzele ich zur Probe auf ein Stück Papier. Ganz klar, wer das sieht, weiß sofort, dass er es mit einer Massenmörderin zu tun hat.
    Ich beschließe, mich für das Geschenk zu revanchieren. Eine halbe Stunde später stehe ich in Lissys Geschenkar tikel- und Kunstgewerbeladen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hier richtig bin. Ihre Geschenkartikel-Abteilung schrammt knapp an Nanu-Nana vorbei. Mäuse mit gro ßen Füßen als Plüschfigur, Mäuse mit großen Füßen auf Papier, Tassen, Tellern, Untersetzern und ähnlicher Schmuseersatz für Sekretärinnen. Das Kunstgewerbe ist eher gewollt und nicht gekonnt. Ohnehin ist es immer mehr Gewerbe als Kunst, und es erstaunt mich, wie viele Menschen offenbar von der Herstellung von Tischlampen leben. Vielleicht lässt sich hier trotzdem etwas finden. Und wenn es nur eine Idee ist. Ich muss leider zugeben, dass ich im Moment keinen Plan habe, was man einem Mann schenkt, den man gar nicht kennt.
    Lissy thront hinter dem kleinen Tresen mit der Kasse. Ihr einziger Anspruch an das Berufsleben ist ein minima ler Bewegungsaufwand. Für die Laufarbeiten leistet sie sich eine Aushilfe, die ausschließlich durch die Mäuse mit den großen Füßen finanziert wird.
    »Hallo, Alice. Nichts zu tun?«
    »Nöö«, sage ich, »läuft entspannt. Arbeite im Moment viel von zu Hause.«
    »Klingt traumhaft«, lächelt sie, »das wär 'n Job für mich.«
    Lissy hat zwei große Feinde. Den Weg von ihrer Wohnung hierher und das neue Ladenschlussgesetz. Sie kann nicht begreifen, dass Leute zu einer Zeit einkaufen gehen, wenn sie es sich vor dem Fernseher gemütlich machen will. Jetzt ist sie immer gezwungen, ihre Öffnungszeiten mit der Programmzeitschrift abzustimmen.
    »Suchst du was Bestimmtes?«
    »Ein kleines Geschenk. Für A...« Ich komme ins Sto cken. »Ainen Arbeitskollegen«, setze ich wenig überzeu gend hinterher.
    Warum lüge ich? Vielleicht, weil meine Freundinnen mir nie abkaufen, dass ich etwas mit einem Mann zu tun haben könnte, das sich weit jenseits des Schlafzimmers ab spielt. Wenn ich auch noch zugebe, dass ich ihn gar nicht kenne, glauben die sofort, ich hätte mir einen Betthasen aus irgendeiner Internet-Kontaktbörse gefischt.
    »Aaa-haa!«, sagt Lissy gedehnt.
    Das ist genau dieser Unterton. Sie ist schon hellhörig geworden.
    »Hat er Geburtstag oder so?«
    »Nein, hat er nicht. Und auch nicht oder so«, sage ich.
    Super-Antwort, Alice. Ich kann in Lissys Gesicht se hen, dass sie vollends davon überzeugt ist, auf eine ver steckte Leidenschaft gestoßen zu sein. Und jetzt kommt todsicher die Unschuldstaktik.
    »Na ja, an was hast du denn gedacht?«
    Da steht die Falle, ich kann sie sehen, die Klappe ist offen, und drinnen liegt der Köder. Verdammt, ich hätte mir das besser überlegen sollen. Fieberhaft suche ich nach dem harmlosesten Grund für ein Geschenk. Geburt, Hochzeit, Todesfall, eine nette Geste.
    »Eine nette Geste«, sage ich, »ja, genau. Er hat mir bei einem Problem geholfen und das soll ein kleines Danke schön sein.«
    Klingt vielleicht nicht nur in meinen Ohren wie gerade ausgedacht.
    »Ach so«, sagt Lissy und tut so, als habe sie gänzlich das Interesse verloren. »Ich habe diese Kaffeetassen mit Namen drauf, das geht immer. Wie heißt er denn?«
    Netter Versuch, Lissy.
    »Nee, das isses nich«, sage ich. Alex würde das abscheu liche Ding sofort in die Tonne werfen. Was fällt der ein, mir so was zu schicken? Einfallslose Kuh. Und er hätte Recht.
    »Bisschen helfen musste mir schon«, drängt Lissy, »ist er alt, jung, verheiratet? Solo?«
    Das kann auch nur mir passieren. Ich will mich ganz unverbindlich bei jemandem bedanken und lande bei

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