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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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süß zusammengekuschelt geschlafen habe. Bei meinem Abi-Ball hat mein Vater eine Rede ge halten und mich als sein Murmel geortet, woraufhin ich mich für den Rest des Abends auf der Toilette eingeschlos sen habe. Schlimmer sind eigentlich nur noch Kosenamen wie »Scheißerchen« und »Pummel«. Ich schwöre, wenn ich jemals einen Freund haben sollte, der mich Murmel nennt oder Murmelchen, Urmel, Krümel oder alles, was auch nur entfernt so klingt, dann binde ich ihn mit Hand schellen am Abfluss unter dem Waschbecken an und wan dere nach Australien aus.
    Wenn Mama noch nicht mal im Auto sitzt, denke ich, habe ich genug Zeit für alle anstehenden Erledigungen.
    Mein erster Weg führt mich in den Supermarkt. Meine Mutter hat einmal gesagt, den wahren Charakter eines Menschen fände man heraus, wenn man einen Blick in dessen Kühlschrank würfe. Also muss ich versuchen, ein wenig Charakter zu demonstrieren. Probiotischer Joghurt lässt mich agil und lebensbejahend wirken. Kein Molke drink, das ist öko. Und schon gar nicht den überteuer ten Magermilchtrunk in 50- ml- Fläschchen mit Aloe Vera versetzt. Das gibt sofort den Anschein, als liefe ich nur einem von Frauenzeitungen propagierten Trend hinterher.
Dann kaufe ich Lachsschinken an der Wursttheke, denn bei bestimmten Produkten kommt es auf die Frische an.
Und Kochschinken, abgepackt und eingeschweißt. Denn der ist ja ohnehin vorbehandelt. Für meinen Vater sicher
ein Indiz dafür, dass ich mir Gedanken mache. Übers Einkaufen und entsprechend auch über das Leben. Sprudelwasser darf nicht mehr als 4,99 der Kasten kosten, ich
bin ja nicht verschwenderisch, aber eine frische Ananas kommt auch in meinen Einkaufswagen. Hin und wieder
kann man sich auch mal was gönnen. Das vermittelt alles in allem, glaube ich, ein recht solides und sympathisches
Bild von mir. Jetzt schnell noch ein paar Putenschnitzel, Sahne, Paprika und Reis gekauft, falls wir nicht essen gehen und ich etwas kochen muss. Und dann geht's zum Friseur.
    Ich springe ins Auto und fahre entspannt los. Aber es ist Freitagnachmittag. Sämtliche Straßen sind verstopft, weil sie allesamt in der Mitte aufgerissen und als Baustelle mar kiert sind, sodass man den Eindruck gewinnt, jedes Haus bekäme seine eigene U-Bahn-Station. Chaos. Keine Am pel entlässt während der Grünphase mehr als zwei Autos in die Freiheit, und die Rotphase dauert lange genug, um den fünften Harry Potter rückwärts zu lesen. Kurzum: Das wird knapp. Mein Handy klingelt.
    »Hallo, Murmel. Wir sind an der Raststätte Soester Bör de. Deine Mama muss schon wieder aufs Klo. Ansonsten kommen wir aber gut voran. Wenn kein Stau ist, sind wir in einer guten Stunde da. Vorausgesetzt, dass Mama nicht noch ein paar Mal raus muss.«
    Dann legt mein Vater auf, ohne eine Antwort abzuwar ten. Er hat Angst, sich durch das Handytelefonieren ei nen Gehirntumor einzufangen, und spricht immer nur das Nötigste. Als ich ihm das Handy vergangene Weihnachten geschenkt habe, wollte er es ursprünglich gar nicht anneh men. Erst als ihm ein Dutzend Ärzte versichern konnten,
    dass die Strahlung unbedenklich ist, solange man nicht mit dem Handy unterm Kopfkissen schläft, hat er sich ent schieden, das Risiko einzugehen. Jetzt findet er es sogar ganz praktisch, vom Fußballplatz aus zu Hause anzurufen und zu sagen, dass der TSV Blau-Weiß gerade eine per fekte Abseitsfalle aufgebaut hat. Ob meine Mutter mit diesen Informationen viel anfangen kann, weiß ich nicht, aber es gibt ihr die Möglichkeit, in Ruhe Lindenstraße zu schauen, denn Papa ist gut beschäftigt.
    Endlich springt die Ampel wieder auf Grün, und ich husche, zusammen mit einem Lieferwagen von »Essen auf Rädern« über die Kreuzung. Friseur fällt, in Anbetracht der verbleibenden Zeit, nun doch flach. Die Haare kann ich mir ja auch einfach hochstecken. Das spart Zeit, und meine Mutter findet es sicher praktisch und uneitel. Ein glatter Pluspunkt. Und ich sollte schließlich noch meine Wohnung aufräumen, denn wenn meine Eltern ein Chaos vorfinden, muss ich ohne Abendbrot ins Bett.
    Ich erwische die nächsten zehn Dunkelgelbphasen und bin schon eine halbe Stunde später zu Hause.
    Das Durcheinander bei mir hält sich in Grenzen, und das Saugen geht auch schneller, als ich dachte. Mehr Sor gen macht mir der Tabakgeruch, denn meine Eltern wis sen nicht, dass ich seit fünfzehn Jahren rauche. Nicht, dass ich ein Problem damit hätte, zu meiner Entscheidung für das Nikotin zu stehen, aber dann sind

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