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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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Chickenfilets. Markus tätschelt Nina den Kopf wie ei nem Cockerspaniel.
    »Die Köchin ist wohl verliebt!«, vermutet er, und glaubt tatsächlich, in ihn.
    Winselnd verschwindet Nina nach dem Essen in der Küche und lässt mich mit den drei Prachtexemplaren zu rück. Kevin interessiert sich ehrlich für meine Arbeit, und ich überlege, ob ich ihm die Sache mit Janina erzählen soll. Dazu kommt es allerdings nicht, denn Ronny beginnt plötzlich, sich ebenfalls für meinen Job zu interessieren. Also verlagere ich meine Beschreibungen auf ein paar All gemeinplätze zu den Themen Internet, Computer und Fernsehprogramm. Zu jedem Topic hat Ronny den pas senden Witz parat.
    »Wisst ihr, warum Frauen über vierzig keine Tage mehr kriegen?«, ist sein Beitrag zum Thema »Gesundheitsma gazin Praxis«, »weil das Blut in die Krampfadern geht!«
    Nina, die gerade mit dem Nachtisch das Wohnzimmer betreten will, macht auf dem Absatz kehrt, als sie den Witz hört, und steuert zurück in die Küche. Kevin entschuldigt sich und geht ihr nach, während Markus die Situation mit »haste was vergessen« kommentiert und ein Digitalfoto von seiner Nase schießt.

Ronny lacht noch immer über seinen eigenen Witz und beginnt schließlich von sich zu erzählen. Eine Zeit lang höre ich ihm sogar zu, und während er von dem Fitness-Studio berichtet, in dem ihm ein Schwuler schon mal ei nen Heiratsantrag gemacht hat, denke ich darüber nach, ob mir das ganze Gelaber egal sein kann, wenn er gut im Bett ist. Schließlich liegt mein letzter Sex schon eine Weile zurück, und Alex kann ich, so wie's aussieht, ja wohl auch abschreiben. Bisher hatte ich für mich immer festgesetzt, dass zum Sex auch ein Gefühl von Nähe und Verbunden heit gehören muss. Nicht gleich die große Liebe, so weit will ich gar nicht gehen. Aber immerhin mehr als nur die blanke Befriedigung. Das war sogar bei Fabian so, der immerhin eine halbe Stunde mit mir über Stephen King diskutieren konnte. Aber heute, nach so einem Tag, über lege ich ernsthaft, ob ich mir den Stammtisch-Komiker nicht einfach gönnen soll wie Demi Moore sich eine gute Zigarre. Ronnys Froschfinger streifen kurz über meinen Oberschenkel und lassen ein lautes Veto in meinem Ge hirn erklingen. Kein Frust-Sex!
    Ich blicke auf und sehe Kevin und Nina auf dem Zwei sitzer-Sofa gegenüber sitzen. Nina flirtet auf das Heftigste, während Kevin mitunter zu mir hinüberlächelt. Markus hat eine weitere Funktion seines neuen Fotohandys rausgefunden und macht gerade einen 46-Sekunden Film von einem Bierdeckel, den er mit seinem Zeigefinger über den Couchtisch schnippst. In der Sekunde hat Fröschel den Schlitz in meinem Rock entdeckt und ihn als eindeutige Aufforderung interpretiert. Seine Hand kriecht zielstrebig unter den Stoff. Ich springe auf, entschuldige mich und verschwinde im Bad.
    Das Fenster ist zu klein zum Fliehen, und ein passendes Gerät, um mir einen Fluchtweg durch die Keramik-Ka cheln zu stemmen, findet sich auch nicht. Ich bleibe gute zwanzig Minuten auf dem Badewannenrand sitzen, in der Hoffnung, Nina würde auf den Gedanken kommen, ich sei kollabiert. Dann würde sie einen Notarzt kommen las sen, der mich auf einer Trage aus der Wohnung herausschmuggelt. Aber Nina rührt sich nicht. Schließlich klaue ich ihr ein paar Klemmen aus dem Allibert, stecke mir die Haare hoch, wische mir den Lippenstift ab und verriegele den Schlitz in meinem Rock mit ein paar Sicherheitsna deln, die ich auch in Ninas Badezimmerschrank finde. Als ich das Bad verlasse, steht Ronny vor mir.
    »Es tut mir Leid«, sagt er, »ich hatte gedacht, du bist auch deswegen hier, du weißt schon. Ich meine, es ist ja klar, warum die uns beide eingeladen haben ...«
    Ich bin erstaunt. Als ich Ronny vor mir sah, hatte ich erwartet, er würde mich zurück ins Bad schieben und auf der Waschmaschine über mich herfallen. So viel Feingefühl habe ich ihm tatsächlich nicht zugetraut. Er entschuldigt
    sich noch einmal für seine plumpe Art, und wir trinken sogar noch ein Glas Wein zusammen. Als Nina kurz im Kinderzimmer verschwindet, um nach Thorben-Hendrik zu schauen, gesellt sich auch Kevin kurz zu uns, wird aber von Markus zurückgepfiffen. Er solle uns nicht stören, wäre doch offensichtlich, dass es zwischen Ronny und mir gefunkt habe. Außerdem solle Kevin noch ein Foto von ihm machen, wie Markus zwischen den beiden leeren Weinflaschen hindurchschaut, die er im Laufe des Abends getrunken hat. Das könne ein echt lustiges Bild

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