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Alice at Wonderland

Alice at Wonderland

Titel: Alice at Wonderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunzel Gaw
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Als sie in die Mittagspause geht, haucht sie mir noch ein »macht Spaß, mit dir zu arbeiten« zu, und streichelt mir über den Arm. Sie gibt mir sogar ihre Karte. Vielleicht könnten wir zwei Hübschen ja mal einen Kaffee zusammen trinken.
    Mit gemischten Gefühlen sehe ich ihr hinterher, als mein Telefon klingelt. Es ist Nina. Sie lädt mich für heute Abend zu sich zum Essen ein. Nur so, weil sie das ohnehin schon lange mal machen wollte, sagt sie. Und dann erwähnt Nina ganz beiläufig, dass auch ein Arbeitskollege von Markus kommen wird. Und ganz beiläufig rutscht ihr heraus, dass der Typ Ronny heißt, umwerfend aussieht und Single ist.
    »Alles klar, Schätzchen«, sage ich »aber ich brauche wirklich niemanden, der mich verkuppelt.«
    Natürlich streitet Nina jegliche Hintergedanken ve hement ab. Dass ich ihr von Alex erzählt hätte und wie enttäuscht ich gewesen sei, als er mich versetzt hat, hätte überhaupt nichts mit der Einladung zu tun. Irgendwie finde ich es zwar süß, wie Nina sich um mein Liebesleben bemüht, aber ich sage ab. Ich bin nicht in Stimmung, und auch die Aussicht auf ihr fantastisches indisches Butter-Chicken und die Beschreibung von Ronnys Waschbrett bauch können mich nicht umstimmen.
    Nachdem ich aufgelegt habe, schicke ich Alex noch schnell eine E-Mail:
    Hi! Allmählich fängt es an zu nerven, dass du dich nicht meldest. Ich gehe jetzt Mittag essen. In ca. einer halben Stunde bin ich zurück. Dann will ich wissen, wo du letzte Woche gesteckt hast! LG, Alice
    Klick und weg. Während ich in der Kantine lustlos in meinem Frikassee stochere, überlege ich, ob das Kürzel LG für »Liebe Grüße« nicht ein wenig zu hart war. Ich hasse es, wenn jemand seine Mails oder SMSen so unter schreibt. Das klingt irgendwie so vorgetäuscht freundlich. Etwas Nettes kürzt man nicht ab. Entweder man meint es so, dann kann man sich die Zeit nehmen, es auszuschreiben, oder man meint es nicht so, dann reicht eben die Abkürzung.
    DFDGS - DWET - ILD - DS
    Danke für den grandiosen Sex. Du warst echt toll. Ich liebe dich. Dein Stecher.

    Jede Frau würde dahinschmelzen, wenn sie so eine romantische Mail bekommt.
    Als ich wieder an meinen Arbeitsplatz komme, ist na türlich noch keine Antwort von Alex da. Vielleicht war
    ich ja doch etwas zu bissig. In dem Moment kommt mein Chef und legt mir einen Ausdruck des Textes für die Gameshow auf den Schreibtisch.
    »Hier, Alice. Den hat Janina geschrieben, als Sie essen waren. Er ist großartig. Ich möchte, dass Sie ihn sofort ins Netz stellen.«
    Und schon ist der Boss wieder weg.
    Ich überfliege den Text kurz und stelle fest, dass es ex akt die Ankündigung ist, die ich am Vormittag mit Janina verfasst habe. Lediglich in der Kopfzeile steht jetzt nicht mehr »Serververzeichnis/Alice/GameshowText« sondern »EigeneDateien/Janina/Gameshow«. Dieses Miststück. Was für eine falsche Schlange. Ich sehe mich in der Re daktion um und entdecke Janina, wie sie unschuldig mit Herrn Bartholomäus plaudert. So. Jetzt bist du dran. Ent schlossen, sie zu rupfen, zu frittieren und mit viel scharfer Soße zu verspeisen, gehe ich auf sie zu.
    »Ach, Alice! Ich hab dich überall gesucht!«, lächelt mich das Luder an. »Der Chef wollte den Text haben, als du zu Tisch warst. Da hab ich ihn schnell rübergezogen und bei mir ausgedruckt. Irgendwie hat dein Drucker gestreikt!«
    Blödsinnige Ausrede, denke ich, während ich meine 45er durchlade und auf sie anlege.
    »Janina ist Gold wert!«, zwinkert mir Herr Bartholomäus anerkennend zu und deutet auf eine graue Map pe mit Schwarzweiß-Graphiken. »Janina hat einen neuen Look für unser Gästebuch-Forum gebastelt. Ist echt groß artig geworden!«
    So, jetzt reicht's entgültig. In Gedanken hat sie meine 45er bereits an der Stirn und ich den Finger am Abzug. Es war Notwehr, werde ich vorgeben, und jeder Richter der Welt wird mich freisprechen. Ich atme noch einmal tief durch, und dann höre ich mich sagen:
    »Tolle Idee. An so was bastele ich auch schon eine Weile herum!«
    Janina wittert ihre Chance zur Flucht, schnappt sich die
    Mappe und düst davon. »Ich muss zum Chef. Er will jetzt meine Entwürfe sehen!« Und weg ist sie.
    Bartholomäus schaut ihr verliebt hinterher, während ich meine Waffe resigniert wieder einstecke. Es gibt Killer und Frauen, die Sherry trinken, denke ich. Also werde ich mir wohl heute eine Flasche besorgen. Bartholomäus be merkt, dass ich innerlich vor Wut zittere. Und er versucht, mich

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