Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
reichen Jungs, oder etwa nicht? Ist es dir nicht viel zu langweilig, mit deiner besten Freundin ein Glas Wein zu trinken und ein bisschen rumzugammeln?« Sie wusste, wie unfair das war, aber sie konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen.
»Und worum geht es hier wirklich ?«, fragte Kate. Lou zuckte nur die Achseln und konzentrierte sich aufs Rauchen.
»Hör zu, Lou, du bist toll, aber du bist nicht da, wenn ich abends ins Bett gehe oder morgens aufwache. Nach einem harten Arbeitstag kochst du mir keinen Tee, und du schrubbst mir in der Badewanne nicht den Rücken.«
Lou schnaubte abschätzig.
»Ich habe das Alleinsein einfach satt!«, rief Kate vehement. »Was ist denn daran so schlimm?«
Unversehens wurde es still zwischen ihnen. Ihre Worte schienen zwischen ihnen in der Luft zu hängen.
»Hast du Julian nach dem Pedigree-Pooch-Spektakel gevögelt?«, fragte Kate unvermittelt.
»Was hat das denn damit zu tun?«, entgegnete Lou erstaunt.
»Du hast an ihm geklebt wie eine Klette«, gab Kate bissig zurück. »Richtig peinlich.«
»Wie du dagesessen hast, mit verschränkten Armen und verkniffenem Mund, das war peinlich. Wir kamen uns vor, als hätten wir eine prüde, verklemmte Anstandsdame mit am Tisch sitzen. Alle anderen haben sich jedenfalls amüsiert.«
»Ach, so ist das, unter Amüsieren verstehst du, mit meinem Boss rumzuhuren, ja? Was hast du bloß immer mit Vorgesetzten? Musst du jeden knallen, der dir über den Weg läuft? Von mir aus kannst du gerne mit Tony rummachen, aber ich wäre dir dankbar, wenn du die Finger von meinem Boss lassen würdest.«
»Warum bist du bei Julian bloß so besitzergreifend, Kate, hm?« Lous Stimme klang ätzend vor Spott. »Hast du vielleicht selbst ein Auge auf ihn geworfen? Denn sollte das der Fall sein, lass dir eins gesagt sein: Du bist nicht sein Typ.«
»Ich habe bestimmt kein Auge auf ihn geworfen. Mach dich nicht lächerlich!«
» Ich soll mich nicht lächerlich machen? Ich stelle mich jedenfalls nicht plötzlich so an, als sei ich bei der Sitte! Werd endlich erwachsen, Kate. Erwachsene vögeln. Komm damit klar!«
»Ich muss mit ihm zusammenarbeiten!«, schrie Kate ungehalten.
»Na und? Du hast ihn doch nicht gevögelt. Also, was ist dein Problem?«
»Mein Problem ist«, entgegnete Kate mit vor Wut gepresster Stimme, »dass diese ganze Aufreiß-Nummer mal witzig war, als wir Mitte zwanzig waren, aber mittlerweile ist sie nur noch erbärmlich. Du hast keinerlei Selbstachtung, keinen Ehrgeiz und kein Selbstwertgefühl. Die einzige Beziehung, die du in den letzten zehn Jahren hattest, war die mit einem verheirateten Mann. Du willst doch tief drin auch geliebt werden, oder? Du willst wie wir alle jemanden, dem du nicht egal bist und den es wirklich interessiert, wie dein Tag war, oder nicht?«
Kate unterbrach sich, hin und her gerissen zwischen Wut und Mitleid. Sie schaute Lou an und wartete auf eine Reaktion. Ihre Freundin versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie am ganzen Körper zitterte. Hastig griff sie nach der Weinflasche und füllte ihr Glas auf.
Kate seufzte und ließ sich dann auf die Couch fallen.
»Du bist intelligent, Lou«, sagte sie sanft. »Wieso arbeitest du in einer Bar? Was ist aus deinen Karriereträumen geworden? Und wenn das Ausschenken dein Traumberuf ist, wieso hast du nicht längst deine eigene Kneipe? Du bist dreiunddreißig. Du solltest nicht stellvertretende Geschäftsführerin sein; du könntest die Inhaberin sein!«
»Ich bin glücklich und zufrieden, so wie es ist«, murmelte Lou trotzig.
»Nein, bist du nicht«, widersprach Kate vorsichtig. »Wärst du das, würdest du dich nicht von Junkfood ernähren und bedeutungslosen Sex mit Männern haben, denen du von Herzen egal bist.«
»Ach, aber du bist ja so verdammt perfekt!«, zischte Lou boshaft. »Was zum Teufel weißt du schon vom Vögeln? Wann warst du das letzte Mal mit einem Mann im Bett, Kate? Wann hast du das letzte Mal gefickt ? Sex hat nichts mit Blümchen und Liebesgedichten zu tun und damit, auf einem Scheiß-Podest angebetet zu werden, weißt du. Sex ist Aufregung und Kribbeln und Schmerz. Sex heißt durchgevögelt zu werden, bis dir Hören und Sehen vergeht. Nicht gähnende Langeweile im Bett, Missionarsstellung und Licht aus! Und was Beziehungen angeht …«, Lou bebte am ganzen Leib, »… nehme ich ganz bestimmt keinen Rat an von einer Frau, die einen Profi bezahlen muss, um ihr Liebesleben auf die Reihe zu bekommen. Das ist echt armselig! Und
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