Alice Browns Gespuer fuer die Liebe
unbehaglich. Sie konnte Emily nicht anschauen. Stattdessen versuchte sie, sich auf den stechenden, bohrenden Schmerz der vergangenen Tage zu konzentrieren, die erdrückende Enttäuschung in ihrer Brust, die ihr fast die Luft abgeschnürt hatte, und den entsetzlichen Geschmack im Mund, immer wenn sie an Johns Job dachte.
Emily stand auf und schickte sich an zu gehen.
»Er ist vollkommen verrückt nach Ihnen, wissen Sie«, sagte sie leise. Und dann schloss sie behutsam die Tür hinter sich.
Lou
V erdammt noch mal, Lou!«, polterte Tony ungehalten. »Was soll das heißen, du kommst nicht? Heute Abend ist die Party des Premiership Clubs; nur die Jungs, keine Ehefrauen, keine Freundinnen. Da brauche ich jeden Einzelnen von euch, und dich ganz besonders, damit du mit tiefem Ausschnitt und kurzem Rock hinter der Theke stehst. Wie soll ich denn sonst sechzig testosterontriefende Kerle bei Laune halten?«
Lou saß in ihrem ältesten Bademantel mit Kaffeefleck vorne drauf auf der Couch und umklammerte entschlossen das Telefon. »Ich habe es dir doch schon gesagt, Tony: Ich bin krank. Und außerdem bin ich stellvertretende Geschäftsführerin, keine Stripperin!« Tony war einfach unglaublich. Julian würde nie im Leben so mit Kate reden. Die perfekte kleine Kate. Die perfekte kleine Kate, die in ihrem ganzen disziplinierten Leben noch nie auch nur einen einzigen Tag blaugemacht hatte. Weiß der Himmel, warum die sich über ihren Chef beschwerte. Julian bezahlte ihr einen Haufen Geld, ohne im Gegenzug dafür zu erwarten, dass sie für seine Kunden die Nutte spielte. »Du hast doch eine Stripperin für sie gebucht, oder ?«, hakte sie skeptisch nach.
»Natürlich habe ich eine Stripperin gebucht, verdammt!«, fuhr Tony sie an, aber er klang nicht besonders überzeugend. »Aber darum geht es nicht. Suzy und die Kinder übernachten heute bei ihrer Schwester. Ich dachte, du gehst schnell in den Sex-Shop um die Ecke und besorgst dir ein Krankenschwesterkostüm. Dann wollte ich uns mit der Überwachungskamera filmen, ehe wir aufmachen; ich dachte, wir schauen uns das dann nachher im Büro an; ein bisschen versaute Action, wenn wir den Pöbel endlich auf die Straße gesetzt haben. Aber wenn es Madame zu viel ist, zur Arbeit zu erscheinen …«
»Tony, ich bin krank .«
» Und ich bin geil! Verflucht, Lou; hätte ich gewusst, dass du dich so anstellst, hätte ich mir erst gar nicht die Mühe gemacht …«
»Ach, wann hast du dir denn irgendwelche Mühe gemacht …?«, fiel Lou ihm scharf ins Wort. »Das muss völlig an mir vorbeigegangen sein.«
Der brauchte sich nicht zu wundern, dass sie blaumachte. Tony war alles andere als ein netter, fürsorglicher Arbeitgeber, und Zapfhähne zu bedienen (unter anderem den von Tony) war es ihr nicht wert, sich dafür aus dem Bett zu quälen. An manchen Tagen bekam sie Gänsehaut bei dem Gedanken, unter Menschen zu gehen, und genau das war das Problem bei ihrem Job – man musste nicht nur seine Arbeit machen, man musste auch noch nett zu den Gästen sein, und nach ihrer Auseinandersetzung mit Kate war Lou alles andere als nett. Nichts auf der Welt konnte sie heute dazu bewegen, sich anzumalen, zur Arbeit zu schleppen und diese Idioten auch noch anzulächeln.
»Ich verstehe einfach nicht, was du in letzter Zeit immer hast«, schwadronierte Tony ungerührt weiter. »Du bist so zickig; und beim letzten Mal warst du frigide wie eine Klosterschwester. Herrgott …!« Lou hörte förmlich, wie es in Tonys Gehirn klick machte. »Du bist doch nicht etwa schwanger, oder? Verdammt, das will ich dir nicht geraten haben; das wäre eine absolute Katastrophe. Suzy würde Hackfleisch aus mir machen.«
»Nein, Tony«, entgegnete Lou. »Ich bin nicht schwanger.«
»Ach, Gott sei Dank!« Er klang ganz schwach vor Erleichterung.
»Ich habe die Grippe. Der Arzt hat gesagt, ich soll mich ins Bett legen und den Rest der Woche ausruhen. Am Montag bin ich wieder da.«
» Montag erst? Aber morgen läuft Fußball! Du weißt doch, wie das immer ist – der Laden wird gerammelt voll sein. Und was ist mit dem Junggesellenabschied am Samstag? Allein schaffen Jake und Paul das nie.«
»Jake und Paul schaffen das mit links. Und danke für dein Mitgefühl. Fantastische Führungsqualitäten, die du mal wieder an den Tag legst, Tony … Wirklich, du bist der Beste!«
Und damit legte Lou auf und warf das Telefon quer durchs Zimmer. Sie hatte die Nase voll von Tony, genauso wie von Kate. Sollten die beiden
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