Alice im Zombieland (German Edition)
einschloss. Heftig atmend saß ich auf dem Klodeckel, zog die Knie hoch und kämpfte gegen die Tränen an.
Minuten, vielleicht sogar Stunden vergingen, aber weder Kat noch Dr. Wright fanden mich.
Was sollte ich tun? Was zum Teufel sollte ich tun? Ich hatte bereits den Bus verpasst und wollte auf keinen Fall Nana anrufen, damit sie mich abholte. Ich konnte … ich konnte heute einfach nicht in ein Auto steigen. Zu niemandem. Wenn jemand meinetwegen sterben sollte, würde ich dieses Schuldgefühl nie wieder loswerden.
Dir ist doch klar, wie irrational du bist, oder?
Ja, das war mir klar. Aber half mir das weiter? Nein.
Mein Zuhause war nur ein paar Kilometer entfernt. Ich kann laufen, beschloss ich. Ja, das war die perfekte Lösung. Es wäre kein Wagen im Spiel, und ich bekäme ein bisschen Bewegung, die ich so sehr benötigte. Langsam beruhigte ich mich wieder.
Das Gewitter würde jeden Moment losgehen, wahrscheinlich würde ich bis auf die Haut durchnässt sein, bis ich ankam, aber niemand würde in Gefahr gebracht werden. Das war alles, was zählte.
6. KAPITEL
Guter Rat von einer sterbenden Raupe
Das Dinner an diesem Abend war eine ziemlich verkrampfte Angelegenheit. Nana war früher nach Hause gekommen, und ich war nicht da gewesen. Sie hatte sich Sorgen gemacht. Etwa ein Dutzend Mal hatte sie meine Handynummer gewählt, aber ich war nicht rangegangen. Ich hatte mir gedacht, dass sie darauf bestehen würde, mich abzuholen, und dass Protest meinerseits auf taube Ohren stieße. Also hatte ich sie direkt zur Mailbox umgeleitet, mir ihre Nachrichten angehört und jedes Mal per SMS geantwortet und ihr versichert, ich sei auf dem Weg und mir ginge es gut.
„Weshalb hast du denn ein Handy, wenn du‘s nicht benutzt?“, schimpfte sie gerade.
„Ich hab‘s doch benutzt.“ Mir war kalt, meine Nase fühlte sich verstopft an und ich musste erneut niesen, dabei hoffte ich, das Ding fiele mir ab. „Ich hab dir eine SMS geschickt.“ Mehrere Male.
Sie verzog ungehalten das Gesicht. „Und ich hatte keine Ahnung, wie ich darauf antworten sollte. Ich habe bis jetzt immer nur Nummern in mein Handy getippt.“
„Ich zeig dir, wie es geht“, versprach ich ihr, obwohl mich allein der Gedanke daran nervös machte. Ich konnte mir schon vorstellen, wie das ablief. Sie würde ständig ihre Lesebrille zurechtrücken und meine Instruktionen wiederholen, als hätte ich griechisch gesprochen, bis sie mich schließlich bitten würde, doch lieber alles in einer Sprache aufzuschreiben, die sie verstehen konnte. Es gab aber keine Sprache, die sie verstand, also würden wir nicht weiterkommen.
„Du zeigst es mir?“, fragte Nana.
Na bitte! Schon wiederholte sie, was ich gesagt hatte. „Ja.“
„Du? Wo du nicht mal genug Grips hast, um dich so lange vor dem Regen unterzustellen, bis ich komme und dich abhole?“
Wie um meine eigene Blödheit zu unterstreichen, musste ich wieder niesen. „Ja.“
„Das reicht, jetzt bringe ich dich aber zum Arzt.“ Sie warf ihre Serviette auf den Tisch. „Wahrscheinlich hast du dir eine Lungenentzündung geholt!“
„Ich bin nicht krank, Nana. Wirklich.“ Es war ja nicht so, dass ich in ein medizinisches Labor gegangen wäre, mir eine gemischte Platte der leckersten Viren genommen und mich daran gelabt hätte.
Sie holte tief Luft … erleichtert. Dann nahm sie ihre Serviette wieder vom Tisch. „Na gut. Wenn du morgen kein Fieber hast, erlaube ich dir, mir zu zeigen, wie man eine SMS verschickt.“
Oh, oh. Vielen Dank! „Was hast du denn gemacht, wenn Mom zu spät gekommen ist?“ Ich schob die Erbsen mit der Gabelspitze auf meinem Teller hin und her. „Sie hatte doch noch kein Handy.“
Pops sah mich stirnrunzelnd an. „War das der Sinn der Übung heute? Du hast uns solchen Schrecken eingejagt, um zu verhindern, dass wir den Mobilfunkvertrag kündigen? Wirklich, Ali, das war nicht nötig. So was würden wir dir nicht antun.“
„Das hatte damit überhaupt nichts zu tun“, sagte ich. „Mir war einfach danach zu laufen.“ Das stimmte hundertprozentig. „Bei dem Gewitter und dem Regen hätten wir uns gar nicht verstehen können. Außerdem hatte ich Angst, dass ich womöglich vom Blitz getroffen werde, wenn ich das Handy an mein Ohr halte. Eine SMS schreiben war besser.“ Wieder die reine Wahrheit - allerdings ein bisschen gekürzt, ohne einige einschlägige Details.
„Bitte geh nicht mehr zu Fuß nach Hause“, sagte Pops streng.
Streng und besorgt. Im Laufe der
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