Alice im Zombieland (German Edition)
vergangenen Tage hatte seine Überkämmfrisur ein paar Mitkämpfersträhnen verloren, die sich zusammen mit den anderen wacker an seinen Schädel geklammert hatten. Meinetwegen?
„Ich will mich ja nicht … wie sagt man heutzutage? Mich in dein Biznez einmischen.“
Oh, wow! Wie süß, sie versuchen sich auf mich einzustellen . Verdammt! Das gab mir nur noch mehr Schuldgefühle.
„Diese Wälder sind gefährlich“, fuhr Pops fort. „Da treiben sich jede Menge wilde Tiere herum, es werden regelmäßig Tierkadaver gefunden.“
Ich dachte an die Monsterbraut und ihren Bräutigam, die ich gesehen hatte oder mir vielleicht eingebildet hatte zu sehen. Wie auch immer. Die gehörten sicher genauso zu einer Art wilder Tiere. Denen wollte ich nicht ohne meinen Baseballschläger zu einem persönlichen Meeting näher kommen.
„Tut mir leid“, sagte ich nach einem weiteren Niesen. „Wirklich.“
Nana murmelte erneut irgendwas von einer Lungenentzündung.
„Ich habe den Bus verpasst und wollte euch nicht belästigen.“ Wieder eine etwas überdehnte Wahrheit. „Es wird nicht mehr vorkommen. Das verspreche ich.“ Das war nichts als die Wahrheit und nur die Wahrheit. Ich würde sie nicht wieder auf die Sorgen-machen-Folter spannen.
„Du belästigst uns doch nicht.“ Nana tätschelte mir die Hand. „Wir lieben dich und wollen einfach nur …“
Ihr Kinn begann zu zittern, und sie konnte nicht mehr weiterreden. Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie wischte sie ungehalten mit dem Handrücken weg. Dann räusperte sie sich.
„Also …“ Schnief, schnief . „Du hast wegen deiner Mutter gefragt. Nachdem sie und dein Dad sich kennengelernt hatten, blieb sie abends meist zu Hause. Wenn sie zusammen loszogen, brachte dein Vater sie immer vor Einbruch der Dunkelheit zurück. Wir waren wirklich sehr beeindruckt deshalb, dabei ist uns ganz entgangen … Na ja, egal.“
Wussten sie, warum das so gewesen war? Hatte meine Mutter das gewusst? Oder hatte er ihr erst davon erzählt, nachdem er sie bereits eingefangen hatte?
Oje. So über meine Eltern zu denken … igitt!
„Hat Mom jemals von einem Freund mit dem Nachnamen Holland gesprochen?“, erkundigte ich mich, als mir wieder einfiel, was Cole gesagt hatte oder mir sagen wollte.
Nana runzelte nachdenklich die Stirn. „Holland … Holland … nein, der Name kommt mir nicht bekannt vor.“
„Deine Mutter war ziemlich schüchtern. Um die Wahrheit zu sagen, sie lernte nicht so leicht neue Leute kennen. Hat sich auch fast nie mit Jungen getroffen“, sagte Pops, nachdem er einen Bissen vom Braten hinuntergeschluckt hatte. „Eigentlich war dein Vater ihr erster richtiger Freund.“
Meine Mutter? Schüchtern? Für mich war sie immer übersprudelnd und voller Leben gewesen. Genauso wie Emma.
„Dein Vater brachte sie zum Lachen und hat sie zu solchen Dummheiten überredet“, sagte Nana und lächelte sanft. „Einmal haben sie sich schrecklich verkleidet und sind so zum Mittagessen gegangen. Ich bin sicher, dass die Leute sie angestarrt haben, aber als sie zurückkamen, waren sie nur am Lachen.“
Das konnte ich mir überhaupt nicht vorstellen. In meiner Gegenwart war mein Vater immer ernst gewesen, ziemlich gehetzt, selbst wenn er getrunken hatte.
Wir beendeten unser Dinner, ohne noch etwas zu sagen, und ich trottete in mein Zimmer. Es war das einzige im ersten Stock und ich hatte mein eigenes Bad. Meine Mutter hatte hier ihre Teenagerzeit verbracht. Wie hatte sie den Raum dekoriert, fragte ich mich. Nach ihrem Auszug hatte Nana ihre Sachen in Kisten verpackt und stattdessen ein Spielzimmer, dann ein Nähzimmer und jetzt ein Gästezimmer darin eingerichtet.
Ich hatte überhaupt nichts dekoriert. Die Wände waren noch genauso kahl wie bei meinem Einzug. Die Schachteln mit den Familienfotos, die Nana mir gegeben hatte, waren im Schrank verstaut. Ich hatte keine geöffnet, hatte nicht einen Bilderrahmen aufgehängt. Himmel, ich hatte mir nicht mal ein einziges Foto angesehen. Alles, wozu ich in der Lage gewesen war, war, die alten Sachen meiner Mutter durchzuschauen. Und das nur, weil Nana sie ausgegraben hatte. Ich nehme an, sie suchte eine Verbindung zu dem Kind, das sie verloren hatte.
Wieder Verbindung suchen. Etwas, das ich bisher nicht getan hatte, die Traurigkeit hatte mich überwältigt, mich davon abgehalten. Aber ich sollte diese Traurigkeit überwinden, oder nicht? Sonst wäre ich für immer eine schreckliche Tochter und Schwester. Ich meine, ich
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