Alice im Zombieland (German Edition)
versprochenen Link zu YouTube geschickt, deshalb vermutete ich, dass dies wieder eine ihrer „wahren Geschichten“ gewesen war. Ich fand nur Artikel über den Tod seiner Freunde, die an dieser merkwürdigen Blutkrankheit gestorben waren, wie Kat berichtet hatte. Anti-Fäulniserreger-Syndrom nannten sie es. Auf der Homepage der Schule wurde Cole auch nicht erwähnt. Er war nicht Mitglied in irgendwelchen Klubs, Teams oder Komitees.
Über seine Ex war ebenfalls nichts zu finden, obwohl ich alle möglichen Links anklickte, um etwas zu erfahren, irgendwas.
Ich kannte Frostys und Bronx‘ richtige Namen nicht, also hatte es keinen Zweck, nach ihnen zu suchen.
Aus einem Impuls heraus versuchte ich es mit meinem eigenen Namen, nur um zu sehen, was andere fanden, wenn sie dasGleiche mit mir machten. Das Erste, was erschien? Artikel über den Unfall und das tragische Schicksal des Mädchens, das alles verloren hatte.
Mit mehr Wucht als nötig schaltete ich den Computer ab. Es gefiel mir nicht, dass jeder auf Erden das lesen konnte und mich bemitleidete.
Um mich von meiner Ablenkung abzulenken, nahm ich eine Dusche, zog ein Tanktop und Baumwollshorts an und trocknete mir die Haare. Ich war über das Mädchen, das mich im Spiegel anblickte, überrascht.
Unter meinen hellen blauen Augen lagen dunkle Schatten. Meine Wangen waren eingefallen, wenn auch gerötet. Meine Lippen schienen vom vielen Herumkauen darauf leicht geschwollen. Ich sah zerbrechlich aus. Schwach. Plötzlich ergab Coles Bemerkung über die Märchenfigur einen Sinn. Er hatte mir kein Kompliment gemacht. Er dachte, ich wäre eine Art Aschenputtel, das eine helfende Fee benötigte und sich nicht gegen Mackenzie behaupten konnte. Vielleicht hatte er recht. Ein harter Windstoß könnte mich umpusten.
Ich musste anfangen zu trainieren. Ich musste schlafen. Meine Mutter wäre entsetzt, wenn sie mich so sehen könnte. Meinem Vater würde es nicht auffallen, es sei denn, jemand sagte es ihm - dafür wäre er zu betrunken. Dann allerdings hätte er mir beim Essen einen Vortrag gehalten. Wenn du deine Kräfte nicht trainierst, wie willst du dich da gegen die Monster verteidigen? Emma hätte sich Sorgen gemacht - hatte sich Sorgen gemacht in meiner Vision. Was ich am meisten hasste, war, wenn sie sich Sorgen machte.
Ich ging zum Fenster, um die Vorhänge zuzuziehen. Heute Nacht gibt es kein Waldbeobachten, beschloss ich. Kein Aufschrecken bei jedem Pfeifen des Windes, bei jedem flatternden Schatten. Ich würde mein Gebet sagen und versuchen zu schlafen. Falls mich Albträume plagten, würde ich lesen.
Bevor ich die beiden dunklen Stoffbahnen zusammenziehen konnte, begann meine Haut zu kribbeln, die Härchen in meinem Nacken richteten sich auf - wie immer, wenn ich mich beobachtet fühlte. Mein Herz hämmerte wild, während ich hinausblickte und hektisch die Umgebung scannte.
Kein Anzeichen von Bridezilla und ihrem Bräutigam. Kein Anzeichen von irgendwelchen Lebewesen. Zitternd schloss ich den Vorhang und schirmte mich vor der Nacht draußen ab, aber ich ging nicht vom Fenster weg. Ich wartete eine Minute, zwei Minuten, versuchte mich wieder etwas zu beruhigen.
Die Zähne zusammengebissen, riss ich den Vorhang auseinander. Eine Bewegung links. Als ich genauer hinsah, erkannte ich eine große muskulöse Gestalt in Schwarz gekleidet. Die Gestalt blieb stehen, drehte sich um - und ich blickte in strahlend violette Augen.
Werde ich jemals irgendwas Normales erleben, fragte ich mich am nächsten Morgen, als ich zum Bus trottete. Nachdem ich Cole vielleicht oder vielleicht auch nicht gesehen hatte, war ich wie geplant ins Bett gegangen, wurde aber von schlechten Träumen geweckt. Ich hatte erst versucht zu lesen und war schließlich im Zimmer auf und ab gewandert, ständig verfolgt von diesen violetten Augen.
Hatte ich ihn nun gesehen oder mir das nur eingebildet?
Sicher doch nur eingebildet. Cole würde garantiert nicht vor meinem Haus stehen und mich beobachten. Außerdem kannte er meine Adresse gar nicht. Die hatte ich nicht mal Kat gegeben.
So abgelenkt, wie ich wegen meiner Gedanken war, achtete ich nicht darauf, den Kopf zu senken und niemanden anzusehen. Im hinteren Teil des Busses entdeckte ich Justin Silverstone, den Jungen mit dem dunklen Haar und den schokobraunen Augen.
Er lächelte mir freundlich zu und winkte mich zu sich. Ich konnte ihn schlecht ignorieren, ohne ihn zu beleidigen. Und ich konnte ihn schlecht beleidigen, da ich ihm irgendwie noch
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