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Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Alicia - Gefaehrtin der Nacht

Titel: Alicia - Gefaehrtin der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Michelsen
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her, dass der Abkömmling des Fürsten meinen Leib verlassen hatte? Ich konnte es unmöglich sagen. W ir trugen keine Uhren und führten keine Kalender, die Sonne ging auf und unter, die Jahreszeiten kamen und gingen. Und ich alterte nicht, im Gegenteil, je länger ich bei den Salizaren lebte, umso kräftiger und schöner war ich geworden. Mein Haar war eine tiefschwarze Mähne und der Körper makellos, meine Haut war rein und glatt, wenn auch blass, und an mir war kein einziges Gramm Fett zu viel. Meine Taille war schmal, die Schultern dagegen breiter geworden und meine Brüste voll, dabei bewegte ich mich mit der Geschmeidigkeit einer Wildkatze.
    « Länger, Alicia, viel länger. Überlege, wie viele Blutfeste du seither begangen hast! Aber das ist ohne Bedeutung. Du vergisst immer wieder, dass Alesh kein Menschenkind ist. Wir Salizaren wachsen und reifen viel schneller.»
    Etwas zog sich in meiner Brust zusammen, als ich an das glitschig rote Bündel dachte, das zwischen meinen geöffneten Beinen hinausgeglitten war. Laurean legte seine Hand auf meinen flachen Bauch und das beengte Gefühl, das mir das Atmen erschwert hatte, verschwand. Ich atmete tief aus.
    «Der Tag ist nah!», f lüsterte Laurean. «Glaube mir, Alicia! Alesh ist reif und wenn der verräterische Desan die Mönche des Heiligen Vânatŏr zu uns führt, dann werden wir kämpfen.»
    « Aber was ist mit den Morganthen? Warum sind stets wir das Ziel der Mönche, warum greifen sie nicht die anderen Blutdurstigen an?», wollte ich wissen.
    «Das tun sie ja, Alicia, aber die Morganthen sind nicht wie wir, das habe ich dir schon erklärt. Sie sind feige und scheuen nicht davor zurück, sich den Mönchen zu unterwerfen, um ihre Haut zu retten. So haben sie die Jahrhunderte überlebt, doch wir Salizaren haben unseren Stolz und lassen uns niemals versklaven. Dann lieber vernichtet werden! Aber das wird nicht geschehen, denn es ist so vorbestimmt, dass Alesh den Stamm retten wird.»
    «Aber, Laurean, wieso sollte ein Blutdurstiger sich den Mönchen unterwerfen? Ich meine, sie sind doch nur … Menschen. Wir sind stärker als sie, sogar die Morganthen! So feige kann ein Blutdurstiger doch gar nicht sein!»
    Ich hatte mich aufge setzt und funkelte Laurean kampflustig an.
    «Und überhaupt, w arum sollte ein Mensch einen Blutdurstigen gefangen nehmen? Dass sie uns töten wollen, weil sie uns fürchten, das sehe ich ja noch ein. Aber warum versklaven? Was nützen wir ihnen denn? »
    «Nun, Alicia, das ist ganz einfach! Überlege doch nur, welchen Reiz wir auf die Menschen ausüben. Blutdurstige sind stark und ermüden niemals. Die Mönche ziehen ihren Gefangenen die Reißzähne, sie legen sie in Ketten, sie lassen sie ohne Rast und Ruhe arbeiten, sie quälen sie und ...»
    «Halt!», rief ich aus. «Das kannst du doch nicht im Ernst meinen . Sie sind doch immerhin Mönche, also Männer des Glaubens!»
    «Es sind vor allem Menschen, Alicia», gab Laurean zurück, «und damit schwach und gierig zugleich. Sie erhöhen ihr jämmerlich kurzes Leben, indem sie andere zu Untertanen machen. Hast du vergessen, dass der Orden des Vânatŏr sich schon vor langer Zeit von eurer christlichen Kirche losgesagt hat? Sie nennen sich heilig und dennoch sind sie nichts als ein geheimer Bund, dessen höchstes Ziel ist, die Blutdurstigen zu jagen. Sie gehen jede Verbindung ein, die ihnen nützlich ist, um uns zu schaden, und ihre Sitten haben nichts mehr mit dem gemein, was du von einem Mönch erwarten würdest. Nach dem Massaker durch die Morganthen hatten sie unsere Vernichtung zu ihrem Lebensziel erhoben. Doch inzwischen sind sie mehr und mehr dazu übergegangen, die Blutdurstigen zu unterwerfen und zu versklaven.»
    «Aber ich verstehe immer noch nicht, wie ein Mönch, der ja nur Mensch ist, solche Macht über uns ausüben kann!»
    «Du hast doch in dieser Nacht gesehen, was mit unserer Schwester geschehen ist?»
    Ich schauderte bei der Erinnerung an das grausige Schauspiel und nickte.
    «Ja», sagte ich. «Das werde ich gewiss niemals vergessen. Ich begreife nur nicht, was es war, das er da über ihr ausgeschüttet hat. Der ganze Körper hat sich aufgelöst, wie kann das sein?»
    «Erinnerst du dich, als ich dir sagte, dass du niemals wieder eine Kirche betreten darfst? Allein die Nähe könnte dich schwächen und die Gefahr, mit bestimmten Gegenständen in Berührung zu kommen, ist groß. Die Mönche des Vânatŏr verwenden ein geweihtes Wasser aus einer Klosterquelle. Sie

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