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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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ent­deckt wür­de. Noch da­zu im Hin­ter­zim­mer ei­ner Kir­che. Komm, ich ken­ne einen Weg hin­aus.«
    Wir stie­gen ei­ne Trep­pe hin­un­ter und schlüpf­ten aus ei­ner Sei­ten­tür, die eher in einen Wand­schrank als auf die Stra­ße zu füh­ren schi­en. Die Nacht war dun­kel und ein biß­chen neb­lig.
    Na­he­bei wur­de et­was ge­kocht, das ich nicht ganz iden­ti­fi­zie­ren konn­te, aber es brach­te mir zu Be­wußt­sein, wie hung­rig ich war. Ali­cia führ­te mich durch ein La­by­rinth von Stra­ßen zu ei­nem Platz, wo ei­ne Fei­er ab­ge­hal­ten wur­de. Ver­schie­de­ne Leu­te tanz­ten, an­de­re wan­der­ten Arm in Arm um­her.
    »Was ist das?« frag­te ich.
    »Ich weiß es wirk­lich nicht. Ir­gend­ein Fest, viel­leicht oh­ne be­son­de­ren An­laß. Im St. Ethel-Camp tun sie so et­was oft. Man­che sa­gen, die Fes­te be­ruh­ten auf al­ten Bräu­chen, an­de­re be­haup­ten, sie sei­en ein­ge­plant wie al­le an­de­ren Din­ge, die die Aus­ge­mus­ter­ten ver­ges­sen las­sen sol­len, was ih­nen be­vor­steht. Jetzt graust es dir, wie?«
    »Wo ich auch hin­ge­he, ha­be ich den Ein­druck, es ist ei­ne große Ver­schwö­rung im Gan­ge, mir Schuld­ge­füh­le ein­zu­bleu­en.«
    »Oder viel­leicht, um die Schuld zu ent­fer­nen, die be­reits da ist. Von ei­ner Ver­schwö­rung weiß ich nichts, aber ich wür­de gern da­für sor­gen, daß du dich schul­di­ger fühlst, als du es ge­gen­wär­tig zu tun scheinst. Die Art von Mord, die du …«
    »Bit­te, zer­re nicht al­le die al­ten Ar­gu­men­te wie­der her­vor. Ich be­kom­me sie oft ge­nug von Ben zu hö­ren.«
    »Das soll­te dir zu den­ken ge­ben.«
    »Wie­so?«
    »Die Men­schen, die dich lie­ben, dich wirk­lich lie­ben, sor­gen sich um dich. Die Men­schen, die sich Mü­he ge­ben, dich zu über­zeu­gen, daß du den­ken mußt wie sie, mö­gen die mit­fühlends­ten Men­schen über­haupt sein.«
    »Oder die fa­na­tischs­ten.«
    Ei­ne Frau in un­se­rer Nä­he hat­te ein paar Klei­dungs­stücke ab­ge­legt und tanz­te mit blo­ßen Brüs­ten durch die Men­ge.
    Man­che Din­ge än­dern sich nie.
    »Mög­lich, daß ich bei der Ver­fol­gung mei­nes Ziels ten­den­zi­ös wer­de, aber sieh es ein­mal mit mei­nen Au­gen an: Du bist ein Berg an Stumpf­heit. Wie kann ich fort­fah­ren, dich zu lie­ben, wenn ich weiß, daß du ge­gen al­les bist, wor­an ich glau­be?«
    »Ich bin nicht ge­gen dich, ich bin nur …« Mir fiel nicht ein, was ich sa­gen soll­te, ich wuß­te selbst nicht, was ich mein­te.
    »Be­sor­gen wir uns et­was zu es­sen. Ich kann nicht gleich­zei­tig dis­ku­tie­ren und hun­gern.«
    »Das ist ein tak­ti­scher Zug. Aber ich bin auch hung­rig. Ge­hen wir.«
    Wir fan­den einen Stand, an dem es fla­che Fla­den mit in­ter­essan­ten Ge­wür­zen dar­auf gab. Un­ser Fla­den schmeck­te köst­lich, und wir spül­ten ihn mit ei­ner gelb­li­chen Flüs­sig­keit hin­un­ter, die einen zart­sü­ßen Bei­ge­schmack hat­te. Am Rand des Plat­zes ent­deck­ten wir ei­ne Bank und sa­ßen dort lan­ge Zeit schwei­gend.
    Ali­cia woll­te mich nicht an­se­hen. Sie be­ob­ach­te­te die Leu­te auf dem Platz, die Tän­zer und die Spa­zier­gän­ger, Nar­ren, die sich im Vor­über­ge­hen vor ihr ver­beug­ten, Kin­der, die den Er­wach­se­nen zwi­schen den Fü­ßen her­um­lie­fen. Ich be­rühr­te Ali­ci­as Hand, und an­schei­nend merk­te sie es ei­ne gan­ze Wei­le nicht. Schließ­lich sag­te ich: »Es tut mir leid.«
    »Gott, Voss, laß uns nicht wie­der in ei­ne sol­che Stim­mung ge­ra­ten. Dir tut es leid, mir tut es leid, ver­zeih, wenn ich dir weh­ge­tan ha­be, und all die­ser Un­sinn. Im Grun­de möch­test du nur, daß ich dir et­was Be­ru­hi­gen­des sa­ge.«
    »Ist das nicht ver­ständ­lich?«
    »Nein. Durch­aus nicht. Aber frag mich nicht, warum. Die Er­klä­rung wä­re ei­ne eben­sol­che Fal­le wie das dau­ern­de Ent­schul­di­gen.«
    Sie blick­te wei­ter auf Din­ge, die sie nicht zu se­hen schi­en.
    Ich hät­te sie gern in den Arm ge­nom­men.
    »Es ist nicht mei­ne Ab­sicht, dir ir­gend­wel­che Fal­len zu stel­len. Und es ist auf­rich­tig ge­meint, wenn ich sa­ge, es tut mir leid. Und wenn es nur we­gen der Tat­sa­che wä­re, daß ich un­fä­hig bin, dich

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