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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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kör­per­lich zu lie­ben. Schon das al­lein …«
    »Es hat … hat kei­nen Zweck, wei­ter dar­über zu re­den. Auch mir tut dei­ne Im­po­tenz leid. Ich bin …«
    »Im­po­tenz ist nicht ganz das rich­ti­ge Wort. Schließ­lich ist es kei­ne Fehl­funk­ti­on, die auf ein kom­pli­zier­tes Zu­sam­men­wir­ken von emo­tio­na­len oder kör­per­li­chen Stö­run­gen zu­rück­zu­füh­ren ist. Ei­ner dei­ner kost­ba­ren Aus­ge­mus­ter­ten hat sich die Zeit ge­nom­men, die­sen Kör­per zu sa­bo­tie­ren, be­zie­hungs­wei­se ihn sa­bo­tie­ren zu las­sen. Da­mit woll­te er be­stimmt nicht er­rei­chen, daß ich eu­rer ach so herr­li­chen Sa­che bei­tre­te.«
    Ich weiß nicht, warum ich in die­sem Au­gen­blick sol­chen Wir­bel mach­te, warum ich auf der Be­deu­tung von Wör­tern her­um­ritt. Was war das in mei­nem Un­ter­be­wußt­sein, das Im­po­tenz zu ei­nem so ge­fähr­li­chen Wort mach­te? Wenn Ali­cia es sag­te, es laut aus­sprach, ge­riet ich aus der Fas­sung. Ich hat­te das Ge­fühl, sie im Stich ge­las­sen zu ha­ben. Den Akt aus wel­chem Grund auch im­mer nicht zu­stan­de zu brin­gen, war ei­ne Sa­che, und ei­ne ganz an­de­re war es, die­ses Ver­sa­gens we­gen der Im­po­tenz an­ge­klagt zu wer­den. Ich ver­mu­te, mein Är­ger über den Vor­wurf ent­lud sich in Groll auf mei­nen Sa­bo­teur. Bis zu die­sem Au­gen­blick hat­te ich dem frü­he­ren Be­sit­zer mei­nes Kör­pers in mei­nen Ge­dan­ken kei­ne be­son­de­re Iden­ti­tät ein­ge­räumt. So­bald der gu­te al­te Er­nie der Sa­bo­teur wur­de, schi­en er an Ei­gen­stän­dig­keit zu ge­win­nen. Zu­min­dest war er der Mann, der mich zu mei­ner ge­gen­wär­ti­gen frus­triert-ro­man­ti­schen Hilf­lo­sig­keit ver­ur­teilt hat­te. Das war ein aus­rei­chen­der Grund, ihn zu has­sen, be­son­ders wenn ich da­bei in Ali­ci­as sü­ßes Ge­sicht sah. Ich re­kon­stru­ier­te den Mann in mei­nem Geist und haß­te ihn aus gan­zem Her­zen. Und die Re­kon­struk­ti­on war so ein­fach, weil er aus­sah wie ich.
    Ali­cia blieb län­ger als ei­ne Mi­nu­te stumm. Ich glau­be, sie rang mit den Wor­ten, die sie sa­gen woll­te. Schließ­lich flüs­ter­te sie ganz lei­se: »Ich ha­be nicht nur über dei­ne kör­per­li­che Im­po­tenz ge­spro­chen. Die kann ich ak­zep­tie­ren, ich könn­te mich da­mit so­gar für den Rest mei­nes Le­bens ab­fin­den. Den Rest mei­nes nie­mals er­neu­ert wer­den­den Le­bens. Es ist ei­ne ge­ring­fü­gi­ge Sa­che, Voss. Wie du sag­test, nichts wei­ter als ei­ne blo­ße phy­si­sche Fehl­funk­ti­on. Trau­rig, aber für mich nicht be­ängs­ti­gen­der, als wenn du einen Arm oder ei­ne Nie­re ver­lo­ren hät­test, wenn du falsche Zäh­ne tra­gen müß­test. Aber siehst du denn nicht ein, daß du auf je­der wich­ti­gen Ebe­ne im­po­tent bist? Du bist ge­sell­schaft­lich im­po­tent, du paßt nir­gend­wo­hin. Du funk­tio­nierst un­ter Men­schen nur, wenn du ei­ne dei­ner Po­sen an­nimmst – un­ter de­nen die des ga­lak­ti­schen Hel­den üb­ri­gens die blö­des­te ist. Und wie steht es mit dei­ner Im­po­tenz als mensch­li­ches We­sen? Du hältst dich aus al­lem her­aus, Voss. Du spielst mit mir, du amü­sierst dich mit Ben an lah­men So­phis­te­rei­en, du kannst nicht ein­mal mit Sta­cy, den du stän­dig als dei­nen groß­ar­ti­gen gu­ten Freund hin­stellst, of­fen re­den. Je­sus und Ethel, wenn du mit uns in kei­ner Wei­se di­rekt und en­ga­giert zu ver­keh­ren ver­magst, wie kann ich dann er­war­ten, daß du dich für ei­ne gott­ver­damm­te Sa­che ein­setzt? Dir kann man so­viel Le­bens­span­nen ge­ben, wie man will, du bleibst trotz­dem im­mer drau­ßen, du ver­schmähst trotz­dem je­de ech­te Be­rüh­rung mit ei­nem von uns. Wenn du dar­aus ein gu­tes Ar­gu­ment für die Er­neue­rung kon­stru­ie­ren kannst, wür­de ich es gern hö­ren. Aber des­sen un­ge­ach­tet wirst du im­mer ein großer Mann sein, Voss. Das mei­ne ich ehr­lich. Ein wirk­lich großer Mann. Ein Mann, der, so­lan­ge sein Le­ben einen fes­ten Rah­men hat – zum Bei­spiel ein wis­sen­schaft­li­ches La­bo­ra­to­ri­um oder ei­ne Missi­on auf ei­nem fer­nen Pla­ne­ten –, sich als Held er­weist, der Gu­tes zum Wohl

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