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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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der Mensch­heit im be­grenz­tes­ten Sinn wirkt. Mensch­heit als ei­ne Grup­pe ge­se­hen, die die se­gens­rei­chen Ta­ten sol­cher großen Män­ner ver­langt. Ach, Schei­ße, Voss, bring mich zum Schwei­gen! Ich will dich nicht an­grei­fen. Gott, es tut mir so leid, und da­bei ha­be ich ge­sagt, wir soll­ten das Ent­schul­di­gen nicht als Waf­fe ein­set­zen. Und doch will ich es ge­nau so be­nut­zen. Ich muß ge­hen.« Sie schritt über den Platz. Die Men­ge schi­en sich in­stink­tiv vor ihr zu tei­len. Ali­cia war schon auf der an­de­ren Sei­te an­ge­langt, als die Mas­se sich wie­der zu­sam­menschloß und mir den Blick ver­wehr­te. Als ich – viel zu spät – ver­such­te, ihr zu fol­gen, schlos­sen sich die Rei­hen ver­schwö­re­risch, so daß ich nicht un­ge­hin­dert hin­durch konn­te.
     

 
21
     
    Ich wan­der­te lan­ge Zeit durch die merk­wür­dig be­leb­ten Stra­ßen des St. Ethel-Camps, be­vor es mir däm­mer­te, daß Ali­cia nicht die Ab­sicht hat­te, heu­te nacht zu mir zu­rück­zu­keh­ren, daß ich hier ge­stran­det war, oh­ne auch nur einen Platz zum Schla­fen zu ha­ben. Es gab nur einen Ort, wo­hin ich ge­hen konn­te, und das war Ro­sa­lies Kir­che.
    Der In­nen­raum war dun­kel. Das biß­chen Licht, das durch die klei­nen Fens­ter ein­fiel, schuf Schat­ten, die nichts äh­nel­ten, was ich zu­vor in die­ser Kir­che ge­se­hen hat­te. Plötz­lich gin­gen die Lich­ter um die St. Ethel-Sta­tue an. Oh­ne un­ter­stüt­zen­de Be­leuch­tung aus an­de­ren Tei­len des Raums sah die Sta­tue ge­heim­nis­voll aus.
    »Ich hat­te Sie nicht er­war­tet, Mr. Ge­ragh­ty.«
    Ich er­schrak. Im ers­ten Mo­ment dach­te ich, nun ha­be die Sta­tue tat­säch­lich ge­spro­chen. Aber ich er­kann­te die Stim­me als die Ro­sa­lies.
    »Ich dach­te, Ali­cia könn­te hier sein«, ant­wor­te­te ich, nicht si­cher, in wel­che Rich­tung ich spre­chen soll­te.
    »Sie hat Sie al­lein ge­las­sen, ist Ih­nen da­von­ge­lau­fen?«
    »Ja.«
    »Das ist ih­re Ge­wohn­heit. Sie ist nicht völ­lig sta­bil.«
    »Sa­gen Sie – gibt es hier ein Ho­tel oder so et­was, wo ich die Nacht ver­brin­gen kann?«
    »Ge­hen Sie zum Kom­missar. Er wird ein Zim­mer für Sie fin­den. Ich glau­be, er hat ein Gä­stehaus. Zu ei­ner an­de­ren Zeit wür­de ich Ih­nen ein Zim­mer hier in der Kir­che an­bie­ten, aber heu­te nacht geht das nicht.«
    »Schon gut. Dan­ke.«
    Ich woll­te ge­hen.
    »Ich neh­me an, daß Sie sich uns nicht an­schlie­ßen wol­len«, sag­te Ro­sa­lie.
    »Ha­ben Sie ge­glaubt, ich wür­de es tun?«
    »Ei­gent­lich nicht. Ich ge­hör­te nicht zu de­nen, die sich für Sie ver­wand­ten.«
    »Wer hat sich für mich ver­wandt?«
    »Ali­cia na­tür­lich. Sie wünsch­te sich, daß Sie sich uns an­sch­lös­sen. Und es gab noch an­de­re. An­de­re, die mir im­mer noch ra­ten, erst ein­mal ab­zu­war­ten.«
    »Ver­geu­den Sie Ih­re Zeit nicht da­mit.«
    »Ge­nau das, was ich selbst den­ke. Aber Ih­re Freun­de, Ih­re An­hän­ger sind an­de­rer Mei­nung. Bei­na­he wünsch­te ich, Sie wä­ren be­reit. Ich könn­te Sie ge­ra­de jetzt brau­chen.«
    »Warum ge­ra­de jetzt?«
    »Man wird uns an­grei­fen. Ich glau­be nicht, daß wir sie­gen. Wenn Sie so gut sind, wie be­haup­tet wird, könn­ten wir viel­leicht sie­gen.«
    »Da­von glau­be ich kein Wort.«
    »Jen­seits der Stra­ße ist ein Park. Set­zen Sie sich dort­hin und pas­sen Sie auf. Le­ben Sie wohl, es war mir ei­ne Freu­de, Sie ken­nen­ge­lernt zu ha­ben, Held. Viel­leicht se­hen wir uns ein­mal wie­der.«
    »Das weiß man nie im vor­aus.«
    »So ist es. Oh, wenn Sie Ali­cia wie­der­se­hen …«
    »Ja?«
    »Sa­gen Sie ihr bit­te, ich hät­te kei­ne an­de­re Wahl ge­habt.«
    Ich ging auf die Tü­re zu, dann blieb ich noch ein­mal ste­hen.
    »Es gibt im­mer ei­ne an­de­re Wahl, Ro­sa­lie.«
    »Viel­leicht für Sie, Held.«
    Ich zuck­te die Schul­tern und nick­te, über­zeugt, daß Ro­sa­lie mei­ne Ges­ten se­hen konn­te, ob­wohl ich an ei­ner dunklen Stel­le des Raums stand. Oh­ne einen Blick zu­rück auf die Sta­tue ver­ließ ich Ro­sa­lies Kir­che und fand die Bank, die sie er­wähnt hat­te. Als ich mich nie­der­setz­te, sah ich, daß Bot­schaf­ten in das Holz ge­schnitzt wa­ren

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