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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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ge­hört.
    Die Auf­zug­tür öff­ne­te sich, und in­di­rek­te Be­leuch­tung ging an. Wir sa­hen vor uns ei­ne Gang­way, die zu ei­ner hier oben auf­ge­bau­ten Schiffs­wand führ­te. Ne­ben der Gang­way dreh­te sich lang­sam ein großes Schau­fel­rad. Licht­ef­fek­te zu un­sern Fü­ßen schu­fen die Il­lu­si­on sich kräu­seln­den Was­sers. Aber ach, gleich jen­seits der Il­lu­si­on konn­te ich über mehr als fünf­zig Stock­wer­ke bis ins Foy­er hin­un­ter­se­hen. Ich war dank­bar, daß die Gang­way mit ei­ner ho­hen, trans­pa­ren­ten Sei­ten­wand aus­ge­stat­tet war. Pa­trio­ti­sche Hin­ter­grund­mu­sik be­glei­te­te lei­se un­se­ren Vor­marsch. Auf dem »Deck« kam uns ein Mann im Tro­pen­an­zug ent­ge­gen und frag­te, für wel­che Räum­lich­kei­ten wir uns ent­schie­den hät­ten. Pi­er­re ver­lang­te das Gramer­cy-Zim­mer. Der Mann nick­te und führ­te uns hin.
    Das Gramer­cy-Zim­mer war reich de­ko­riert, über­reich so­gar.
    Als ers­tes fiel ei­nem ein ro­tie­ren­der Kron­leuch­ter auf, des­sen un­zäh­li­ge Fa­cet­ten stö­rend glit­zer­ten. Es stan­den zu vie­le ele­gan­te Ti­sche mit Plüsch­de­cken, zu vie­le mit Ver­zie­run­gen über­la­de­ne Mö­bel­stücke her­um, der Fuß sank zu tief in den Tep­pich ein. Von al­lem war zu­viel da, viel­leicht ein­schließ­lich der Gäs­te. Schwa­cher Zi­gar­ren­rauch ging mir um­so mehr auf die Ner­ven, als ich nie­man­den rau­chen sah. Pi­er­re ver­lang­te ein pri­va­tes Spei­se­zim­mer. Ein Kell­ner führ­te uns an ei­ne der sau­ber in die ro­ten Samt­wän­de ein­ge­las­se­nen Tü­ren, und wir be­tra­ten ei­ne klei­ne­re Ver­si­on des Hauptraums. Ich fühl­te mich un­be­hag­lich. Ali­cia ging es of­fen­bar eben­so.
    »Das Zim­mer wirkt muf­fig«, sag­te sie zu Pi­er­re.
    »Das macht einen Teil sei­nes Char­mes aus, Kind.«
    »Sie sind das Kind, Pi­er­re.«
    »Ent­schul­di­gen Sie, Ali­cia, das soll­te nicht her­ab­las­send klin­gen.«
    »Tat es aber.«
    »Sie sind viel zu di­rekt.«
    »Zu di­rekt kann man gar nicht sein.«
    »Ich fra­ge mich, mei­ne Lie­be, ob Sie bei nä­he­rer Be­kannt­schaft we­ni­ger char­mant sein wür­den.«
    »Fra­gen Sie Voss. Er müß­te es bes­ser wis­sen als je­der an­de­re.«
    »Nun?« Pi­er­re setz­te für mich ein teuf­li­sches Grin­sen auf.
    »Char­mant«, sag­te ich, »ist nicht ganz das Wort, das ich be­nut­zen wür­de, um Ali­cia zu be­schrei­ben. Aber an­de­rer­seits kann­te ich sie am bes­ten, als sie neun Jah­re alt und ein Lau­se­mäd­chen ers­ter Gü­te war. Es ist schwie­rig, den ge­gen­wär­ti­gen Char­me ei­ner Frau wahr­zu­neh­men, wenn man sie mit neun ge­kannt hat.«
    Ali­cia lach­te.
    »Voss«, er­klär­te sie, »ich ver­mu­te, du woll­test ir­gend­wie di­plo­ma­tisch sein, und das ist dir miß­lun­gen. Oder du woll­test dich in epi­gram­ma­ti­scher Kür­ze aus­drücken, und es ist dir miß­lun­gen. So oder so, ich wer­de mei­ne al­ten Ge­schich­ten über dich für mich be­hal­ten.«
    »Bit­te, tun Sie das nicht, mei­ne Lie­be«, fiel Pi­er­re ein. »Ich lie­be al­le Ge­schich­ten, die auch nur den lei­ses­ten Hauch von Klatsch an sich ha­ben.«
    »Viel­leicht er­lie­gen Sie der Wir­kung die­ses his­to­risch ein­ge­rich­te­ten Raums.«
    »Nein, ich ha­be nur ein Ta­lent zur De­ka­denz. Voss hat es be­reits in Tä­tig­keit ge­se­hen.«
    Ich nick­te zu­stim­mend.
    »Da wir ge­ra­de von De­ka­denz spre­chen«, fuhr Pi­er­re fort, »wel­cher un­se­rer Schwä­chen sol­len wir hier nach­ge­ben?«
    »Kei­ner, wenn Sie nichts da­ge­gen ha­ben«, sag­te ich. »Ich ha­be mich heu­te schon zwei­mal be­trun­ken und bin von ih­ren Pil­len zwei­mal wie­der er­nüch­tert wor­den, und ich glau­be nicht, daß ich das ein drit­tes Mal aus­hal­ten wer­de.«
    »Das brau­chen Sie nicht. Sie ver­ken­nen den Zweck die­ses Lo­kals. Na­tür­lich kann man hier trin­ken, aber die Haupt­sa­che ist die his­to­ri­sche Be­die­nung. Al­les aus je­ner Pe­ri­ode, nach dem uns der Sinn ste­hen mag, kann uns auf­ge­tischt wer­den, so­fern es ver­füg­bar ist. Da ist ein Hand­buch.«
    Nach ei­ni­ger Dis­kus­si­on ent­schie­den wir uns für Pop­corn (im Hand­buch

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