Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
Vom Netzwerk:
Leu­ten Mei­nun­gen auf­zu­drän­gen, die zwei­hun­dert Jah­re lang die glei­chen ge­blie­ben wa­ren. Sieh mal, ich will kein Ur­teil über sei­nen Wert fäl­len, über sein …«
    »Ich ver­ste­he. Sein Wert als mensch­li­ches We­sen könn­te dei­nem Glau­ben, daß er ster­ben muß­te, in die Que­re kom­men, stimmt’s? Der Tod ei­ner be­stimm­ten Per­son ist schreck­li­cher als der Tod ei­ner Fi­gur, ei­nes Dings, ei­ner Num­mer in ei­nem At­ten­tats­plan?«
    Ali­cia, die schon ein gan­zes Stück von mir ent­fernt saß, drück­te sich in die Couch­e­cke. Ich wuß­te nicht, ob der Haß in ih­ren Au­gen ihr selbst oder mir galt.
    »Ganz wie du willst«, sag­te sie.
    »Nein, Ali­cia! Du er­zählst mir das al­les. Du hast da­mit an­ge­fan­gen. Sprich wei­ter. Er­klä­re es mir. Wer weiß, viel­leicht mußt du ei­nes Ta­ges für Tri­pletts Team mit dem Fin­ger auf mich wei­sen, da­mit …«
    »Gott­ver­dammt noch mal, das ist nicht fair!«
    Ich nahm einen tie­fen Atem­zug, ver­such­te, mei­nen Kör­per der Kon­trol­le mei­nes Geis­tes zu un­ter­wer­fen. Mei­ne Ar­me fühl­ten sich an, als woll­ten sie um sich schla­gen, mei­ne Bei­ne trieb es, un­ter mir zu­sam­men­zu­bre­chen. Es war so­viel Schmerz in mei­nem Kopf, daß ich kei­nen spe­zi­el­len Schmerz fand, auf den ich mich hät­te kon­zen­trie­ren kön­nen.
    »Nein, es ist nicht fair. Tut mir leid. Ich ge­be mir Mü­he, es zu ver­ste­hen, ei­ne Sa­che, die in mei­nen Au­gen wie ein Mord aus­sieht, mit dei­nen Au­gen zu be­trach­ten. Ich … ich lie­be dich, und ich möch­te …«
    Ali­cia lach­te plötz­lich, ein har­tes, durch­drin­gen­des La­chen, das mehr von ei­nem An­griff an sich hat­te als ih­re Wor­te.
    »Groß­ar­tig«, sag­te sie. »Herr­lich. End­lich, in der Mit­te ei­ner Dis­kus­si­on über mei­ne Vor­zü­ge und Feh­ler als Mör­de­rin sagst du mir, daß du mich liebst. Wie sin­nig und ro­man­tisch von dir! Möch­test du die Gift­phio­le mit mir tei­len, oder tun wir das im Frei­en? Kön­nen wir …«
    »Ver­zeih mir, ich ha­be nur ver­sucht … ich woll­te dir nur zei­gen, daß … ich weiß nicht, was ich woll­te. Ich sag­te, ich lie­be dich, um dir die Si­cher­heit zu ver­mit­teln, daß ich dich nicht be­schul­di­ge, daß ich dich nicht …«
    »Du hast ge­ra­de ge­sagt, du liebst mich. Du liebst mich gar nicht, und doch hast du es ge­sagt.«
    »Das ist nicht wahr. Aber viel­leicht doch. In ge­wis­ser Wei­se. Viel­leicht …«
    »Du liebst mich al­so nicht. Und?«
    »Ich lie­be dich. Das soll­te ich nicht, aber …«
    »Na­tür­lich sollst du es, du kannst es, du darfst es. Du kannst drei Rie­sen­schrit­te tun und mich lie­ben. Ich wün­sche mir, daß du mich liebst, ha­be es mir im­mer ge­wünscht seit ich weiß nicht mehr wann. Sag nichts, er­läu­te­re mir nichts, hal­te dich nicht bei Aus­deu­tun­gen auf. Halt mich fest, das ist am bes­ten, halt mich fest.«
    Die Be­we­gung, mit der sie sich aus ih­rer Couch­e­cke ab­stieß, er­in­ner­te mich an einen Schwim­mer, der sich von der Stan­ge am Rand des Bass­ins löst. Ich hielt sie lan­ge Zeit in mei­nen Ar­men, be­vor wir von neu­em spra­chen.
    »Ich kann nicht er­klä­ren, wie mir heu­te zu­mu­te war«, sag­te Ali­cia, »als wir in die­sem gräß­li­chen Lo­kal wa­ren, in die­sem häß­li­chen, über­de­ko­rier­ten Raum, den Pi­er­re so lieb­te. Wäh­rend ich dar­über nach­dach­te, wie ver­fah­ren al­les war und wie ich dich und mich aus der Sa­che her­aus­ho­len und Tri­plett er­rei­chen und da­von ab­brin­gen kön­ne, das durch­zu­füh­ren, was im­mer er pla­nen moch­te, da­mit ich nicht hin­ein­ver­wi­ckelt wur­de und oh­ne Schuld blieb – wäh­rend ich über all das nach­dach­te, kehr­ten mei­ne Ge­dan­ken doch im­mer wie­der zu der Fra­ge zu­rück, wie es mög­lich sei, daß Pi­er­re für einen so häß­li­chen Raum, ein so häß­li­ches Lo­kal schwär­me. Ich bin schon im L’Etre ge­we­sen, und auch die­ses Re­stau­rant has­se ich. Wie konn­te er ein Le­ben oder den Teil ei­nes Le­bens der­ar­tig scha­len, tri­via­len Din­gen wei­hen?«
    »Von sei­nem Ge­sichts­punkt aus wa­ren sie nicht tri­vi­al. Tri­vi­al war in sei­nen Au­gen die Re­bel­li­on, die dir teu­er

Weitere Kostenlose Bücher