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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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mit­ten aus ei­nem voll­be­setz­ten Re­stau­rant her­aus zu ent­fuh­ren. Ich hat­te nie ei­ne Chan­ce, uns zu ret­ten. Er woll­te mir die Chan­ce nicht ge­ben. Klug von ihm. Man muß ihn be­wun­dern, selbst wenn man ihn ab­sto­ßend fin­det. Er be­gehrt mich, weißt du – ent­schul­di­ge die Ab­schwei­fung.«
    »Be­gehrst du ihn?«
    »Kaum.«
    »Dann ist das ei­ne Ab­schwei­fung wohl nicht wert.«
    »Okay. Dann gibt es aber sonst nicht mehr viel zu er­zäh­len. Ich saß da und ver­such­te, mir et­was ein­fal­len zu las­sen, du saßt da und zeig­test ein sehr sym­pa­thi­sches und gut­ge­schnit­te­nes Ge­sicht, Pi­er­re saß da und müh­te sich ab, ein­drucks­voll zu wir­ken. Und Tri­plett steck­te uns al­le in die Ta­sche. Das war sau­be­re Ar­beit mit der einen Aus­nah­me, daß er be­züg­lich dei­ner Per­son nicht ge­nug Vor­sicht wal­ten ließ. Merk­wür­dig. Gott, ich se­he im­mer noch vor mir, wie Ri­chard den ar­men Pi­er­re über das Ge­län­der warf. Wenn du dich nur nicht ein­ge­mischt hät­test.«
    »Soll­te ich ru­hig sit­zen blei­ben, soll­te ich es zu­las­sen, daß sie Pi­er­re ent­führ­ten, daß sie ihn …«
    »Es tut mir leid, daß ich das ge­sagt ha­be. Ich woll­te dich nicht für Pi­er­res Tod oder sonst et­was ver­ant­wort­lich ma­chen. Es ist nur so, daß die­se Er­in­ne­rung mich ver­fol­gen wird. Im­mer wer­de ich …«
    »War­te. Wenn sie mit ihm ent­kom­men wä­ren, dann, so neh­me ich an, hat­ten sie nichts Gu­tes mit ihm vor.«
    »Nein. Wo­hin sie ihn auch ge­bracht hät­ten, sie hät­ten ihn ge­tö­tet.«
    »Wel­chen Un­ter­schied macht es dann aus, daß ich mich ein­ge­mischt ha­be? Schließ­lich hät­te ich ihn ja auch ret­ten kön­nen.«
    »Und sie hät­ten ihn spä­ter an ei­nem an­de­ren Ort um­ge­bracht. Aber du hast recht. Und viel­leicht war es gut, daß ich es ge­se­hen ha­be. Wir soll­ten uns un­se­re Op­fer nicht als Zah­len den­ken, als Zie­le auf ei­ner Ge­ne­ral­stabs­kar­te oder so et­was. Viel­leicht ist es gut, den Tod mit­zu­er­le­ben, zu …«
    »Bit­te, hör auf, Ali­cia. All dies Ge­re­de dar­über ist für mich zu kalt, zu di­stan­ziert.«
    »Kalt und di­stan­ziert, wie? Das ist ein­mal ei­ne Ab­wechs­lung: Du wirfst mir vor, kalt und di­stan­ziert zu sein. Ich bin es aber nicht mit Ab­sicht. Es ist – nun – es ist Teil der Auf­ga­be, neh­me ich an.«
    »Wel­cher Auf­ga­be?«
    »Der Auf­ga­be, ein Kil­ler oder doch ein Mit­glied ei­nes Kil­ler-Teams zu sein. Ei­ne di­stan­zier­te Hal­tung ge­gen­über dem Op­fer, kom­bi­niert mit ei­ner tief­emp­fun­de­nen Hin­ga­be an die Sa­che ist ein grund­le­gen­des Er­for­der­nis. Gott, Voss, sieh mich nicht so an. Ich bin kei­ne wahn­sin­ni­ge Mas­sen­mör­de­rin. Ich lie­be es nicht zu tö­ten, ich ha­be beim Tod ei­nes Op­fers kei­nen Schaum vor dem Mund. Bei un­se­ren Tref­fen ha­be ich ge­gen die­se At­ten­ta­te auf Ein­zel­per­so­nen ge­spro­chen. Sie rich­ten nicht viel aus, ihr Wert für die Sa­che im gan­zen ist frag­wür­dig. Das ist nur nutz­lo­ser Ter­ror, wäh­rend wei­ter­rei­chen­de Maß­nah­men ge­trof­fen wer­den soll­ten. Nie­mand ist auf mei­ner Sei­te, aus­ge­nom­men zwei der an­de­ren, und das nützt …«
    »Ent­schul­digt es dich, wenn du Ver­nunft­grün­de vor­trägst, wenn du dis­ku­tierst – und dann doch mit­gehst und bei dem At­ten­tat hilfst?«
    »Die­ser Ein­wand muß­te ja kom­men, und ich has­se dich da­für. Nein, es ent­schul­digt mich nicht. Ganz und gar nicht. Ich muß ih­nen hel­fen, denn an­dern­falls wä­re ich nicht im­stan­de, über­haupt et­was zu er­rei­chen. Über­fäl­le müs­sen durch­ge­führt, Leid muß ver­ur­sacht wer­den. Ich – bist du je auf den Ge­dan­ken ge­kom­men, was Ver­nunft­grün­de ge­gen ei­ne Ge­sell­schaft von Er­neu­er­ten, die al­le über­zeugt sind, sie brauch­ten ih­re sämt­li­chen künf­ti­gen Le­bens­span­nen, aus­rich­ten wür­den? Voss, wür­dest du dich mit uns an einen Tisch set­zen und dis­ku­tie­ren und Ver­zicht auf dein Recht zur Er­neue­rung leis­ten?«
    »Viel­leicht.«
    Sie lach­te.
    »Teu­fel, viel­leicht wür­dest du es wirk­lich tun. Aber du bist ein sel­te­ner Fall, das weißt du selbst.

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