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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Je­den­falls sind wir in ei­ne Sack­gas­se ge­ra­ten. Zu­sätz­li­che Le­bens­span­nen zu ge­rin­gen Kos­ten oder Ge­rech­tig­keit für al­le. Ich muß mich aus­ru­hen, bin sehr mü­de, sei bit­te ru­hig.«
    Sie leg­te ih­ren Kopf an mei­ne Schul­ter und schlief ein.
    So­fort. Ihr Atem, leicht, aber hör­bar, war rhyth­misch, zu­frie­den. Sie schlief et­wa ei­ne hal­be Stun­de, was mir reich­lich Zeit zum Nach­den­ken ließ. Ich woll­te in den nächs­ten Jah­ren zu Ali­cia nicht in ei­ner Be­zie­hung ste­hen, die sich letz­ten En­des als wert- und sinn­los er­wei­sen muß­te. Ein Ana­ly­ti­ker moch­te an­de­rer Mei­nung sein, aber Zärt­lich­keit war nicht ge­nug, emo­tio­na­le Aus­brü­che ei­ner pla­to­ni­schen Zu­nei­gung wa­ren nicht ge­nug. Soll­te ich Ali­cia ver­las­sen, soll­te ich wie­der in den Raum ge­hen? Nein, mit die­sem Flucht­weg hat­te ich es be­reits ver­sucht, und da­bei hat­te ich ent­deckt, daß Flucht ein re­la­ti­ver Be­griff war. Ich muß­te auf der Er­de, bei Ali­cia blei­ben. Ich wür­de den Schmerz, von ihr ge­trennt zu sein, nicht er­tra­gen, so­viel war mir jetzt schon klar.
    Ich konn­te sie nicht ver­las­sen, und wenn ich bei ihr blieb, er­trank al­les in Bit­ter­keit. Der Ge­dan­ke, der im­mer wie­der auf­tauch­te, wäh­rend ich Ali­cia in mei­nen Ar­men hielt, lau­te­te: Ich muß et­was tun. – Ich wür­de et­was tun.
    Sie er­wach­te plötz­lich und tat, als ha­be sie nicht ge­schla­fen.
    »Und des­halb«, sag­te sie, »ist das Le­ben schön. Gän­se­blüm­chen wach­sen auf Atom­müll-Ab­la­ge­rungs­stät­ten, die Stadt wird an je­dem Tag, den der Wet­ter­plan vor­sieht, von der Son­ne be­schie­nen, der häß­li­che Sa­tel­li­ten-Mond ist bei­na­he tot, und wir, die wir hier in­ner­halb der ge­sun­ke­nen Ti­ta­nic ge­fan­gen sind, ver­mis­sen ihn nicht im ge­rings­ten. Was kann ich dir an­bie­ten?«
    »Nichts. Aber ich soll­te ge­hen.«
    »Nein, das soll­test du nicht. Bleib.«
    »Ich dach­te so­eben das Ge­gen­teil.«
    »Dann hör so­fort auf da­mit.«
    »Nicht so ein­fach.«
    »Okay, bleib nicht für im­mer. Bleib nur heu­te nacht, wie wär’s da­mit?«
    »Das sind noch et­wa zwei Stun­den.«
    »Groß­ar­tig. Oder hast du ei­ne Ver­ab­re­dung oder so et­was?«
    »So et­was. Hast du et­was da, das Kaf­fee äh­nelt?«
    »Und ob!«
    »Star­ken Kaf­fee?«
    »Mein Kaf­fee ver­wan­delt Löf­fel in ge­schmol­ze­nes Sil­ber.«
    »Ge­nau­so mag ich ihn.«
    »Groß­ar­tig.«
    Wir tran­ken Kaf­fee und spra­chen sehr we­nig. Ali­cia schlief wie­der ein. Ich fand ei­ne leich­te De­cke, brei­te­te sie über sie und ging.
     

 
8
     
    Es war zwar im­mer noch früh am Mor­gen, aber die Au­ßen­tür von Bens Bü­ro war nicht ver­schlos­sen. Ju­ne saß nicht auf ih­rem Pos­ten vor Bens Zim­mer, al­so klopf­te ich leicht an die In­nen­tür. Erst ra­schel­te es drin­nen, dann kam Ben. Er späh­te durch einen Spalt nach dem Ein­dring­ling aus, sah mich an, als kön­ne ich ein amt­li­cher und un­will­kom­me­ner Be­su­cher sein, und dann er­hell­te sich sein Ge­sicht, weil es nur der gu­te al­te Voss war. Er öff­ne­te die Tür weit. Über­rascht ent­deck­te ich Fal­ten in sei­nem jun­gen Ge­sicht und schwar­ze Rän­der um den Au­gen. Die Au­gen selbst wa­ren an­ders. Ob­wohl er lä­chel­te und mich mit sei­ner üb­li­chen Herz­lich­keit be­grüß­te, blie­ben die Au­gen leer, als sei er plötz­lich blind ge­wor­den und ver­su­che, mich dar­über zu täu­schen.
    »Wo ist Ju­ne?« er­kun­dig­te ich mich.
    »Ich weiß es nicht. Sie ist seit Ta­gen nicht mehr hier ge­we­sen und hat mir kei­ne Nach­richt ge­ge­ben.«
    Ich frag­te mich, ob sie ir­gend­wo mit Sta­cy ste­cke, woll­te aber über das The­ma nicht mit Ben spre­chen.
    »Als ich dich das letz­te Mal be­su­chen woll­te, warst du nicht in der Stadt.«
    »So ist es. Zu­min­dest war ich nicht im Bü­ro.«
    »Ein Auf­trag der Re­gie­rung, sag­te Ju­ne.«
    »Nein. Ich hat­te ihr auf­ge­tra­gen, das zu sa­gen, aber das war es nicht.«
    »Was war es denn?«
    Er be­trach­te­te mich mit die­sen lee­ren Au­gen, ver­zog leicht das Ge­sicht und for­der­te mich schließ­lich auf: »Komm her­ein. Ich ha­be ei­ne Men­ge

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