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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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sag­te Ali­cia, »es ist ab­sto­ßend. Wie konn­ten in­tel­li­gen­te Men­schen so et­was tun? Wie konn­ten sie auf die­se Wei­se den­ken? Wie konn­ten …«
    »Lang­sam, mei­ne Lie­be, laß den Rück­blick das Wun­der der Ent­de­ckung nicht trü­ben. Die­se Leu­te wa­ren au­ßer­or­dent­lich op­ti­mis­tisch. Den­ke dar­an, sie hat­ten die Gren­zen der ge­ne­ti­schen Ma­ni­pu­la­ti­on, der kör­per­li­chen Hei­lung, der psy­chi­schen An­pas­sung über­schrit­ten. Du wür­dest stau­nen über all die son­ni­gen Theo­ri­en, die sie sei­ner­zeit auf das Er­neu­ern an­wand­ten. Die Leu­te, die an dem Pro­jekt ar­bei­te­ten, be­trach­te­ten es als glor­rei­che Er­run­gen­schaft. Mach dir klar, Ali­cia, daß sol­che Leu­te für ge­wöhn­lich nicht über ihr Fach­ge­biet hin­aus­bli­cken. Voss hier kann dir aus sei­nem ers­ten Le­ben ei­ni­ge Ein­sich­ten in die­se Art des Den­kens ver­mit­teln. Stimmt’s, Voss?«
    »Ja, es stimmt. Es hat Zei­ten ge­ge­ben, in de­nen mir der Ge­dan­ke, die En­kla­ve zu ver­las­sen, Ent­set­zen ein­flö­ßte.«
    »Die Vä­ter des Er­neu­erns«, fuhr Ben fort, »sa­hen nie vor­aus, wel­cher Ge­brauch da­von ge­macht oder daß es Grund­la­ge ei­nes gan­zen so­zia­len Sys­tems wer­den wür­de. Hät­ten sie wei­ter mit Lust und Lie­be dar­an ge­ar­bei­tet, ei­ni­gen we­ni­gen Aus­er­wähl­ten neu­es Le­ben zu ge­ben, an­de­ren ver­haß­tes Le­ben zu neh­men, und das al­les iso­liert von der üb­ri­gen Mensch­heit, dann hät­ten sie die­ser wohl einen nütz­li­chen klei­nen Dienst er­wie­sen, wie sie es in ih­rem Op­ti­mis­mus glaub­ten. Nur scha­de, daß sie in ih­rer Groß­mut zu vie­le glück­lich ma­chen woll­ten. Au­ßer­dem war das Er­neu­ern mei­ner An­sicht nach eins der Ge­heim­nis­se, die nie lan­ge be­wahrt wer­den kön­nen. Wie, zum Bei­spiel, hät­te man die frisch Er­neu­er­ten dar­an hin­dern sol­len, die Wun­der­wir­ker zu prei­sen, die ih­nen zu­sätz­li­che Le­bens­jah­re ge­schenkt hat­ten? Seht ihr, es gab zu vie­le Kom­pli­ka­tio­nen. Die Op­ti­mis­ten in den Er­neue­rungs­zen­tren woll­ten das Ge­schenk des Er­neu­erns der All­ge­mein­heit zu­gäng­lich ma­chen. Ein paar Weit­sich­ti­ge sa­hen Kon­se­quen­zen vor­aus, aber die Mensch­heits­be­glücker hiel­ten ih­re Spe­ku­la­tio­nen für ab­surd und für Schwarz­ma­le­rei. Ei­ne wei­se An­wen­dung der Er­neue­rung wür­de uns herr­li­che Zei­ten brin­gen, dach­ten sie. Die Un­heil­ver­kün­der ge­nös­sen es nur, die schlimms­ten Mög­lich­kei­ten zu er­wä­gen. Seht euch die Ge­schich­te der Or­gan­ver­pflan­zung an, sag­ten sie. Auch da hat es ei­ne Zeit­lang ne­ga­ti­ve Aus­wir­kun­gen ge­ge­ben, aber heu­te ist es selbst­ver­ständ­lich ge­wor­den. (Da­mals gab es bei Trans­plan­ta­tio­nen näm­lich kaum Schwie­rig­kei­ten, wißt ihr.) Folg­lich müs­se das Er­neu­ern all­ge­mein be­kannt­ge­macht wer­den, ent­schie­den sie. Sie mach­ten sich nicht klar, daß es für die Men­schen ein­fach zu gut war.«
    »Zu gut!« rief Ali­cia. »Al­so, Ben, das ist …«
    »Okay, viel­leicht war der Aus­druck schlecht ge­wählt. Aber ihr müßt ver­ste­hen – auch ich glau­be, das Er­neu­ern könn­te ei­ne wun­der­vol­le Sa­che sein. Der Ge­dan­ke, be­stimm­te Men­schen zu er­hal­ten, de­ren Exis­tenz uns bes­sert und er­leuch­tet, sagt mir zu. Vor­aus­ge­setzt, es gä­be ei­ne ver­nünf­ti­ge Me­tho­de der Kon­trol­le. Selbst das Spen­den von Kör­pern – wenn es frei­wil­lig durch Selbst­mör­der ge­schieht – ist nichts Bö­ses. Aber Tat­sa­che ist, wir er­neu­ern nicht un­se­re Göt­ter, und die Kör­per wer­den un­recht­mä­ßig in Be­sitz ge­nom­men, und viel­leicht hat es nie einen idea­lis­ti­schen Weg ge­ge­ben, Un­s­terb­lich­keit zu er­lan­gen. Viel­leicht sind al­le Kon­zep­te der Un­s­terb­lich­keit zum Un­ter­gang ver­ur­teilt, weil es um die Un­s­terb­lich­keit von Men­schen und nicht von Göt­tern geht. Wer weiß? Das ist auch so ein Dis­kus­si­ons­the­ma aus mei­ner Ju­gend. So, wie es ist, müs­sen wir ver­su­chen, das Sys­tem zu ver­nich­ten. In dem Au­gen­blick, als die Vä­ter des

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