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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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kon­ser­viert, bis ein neu­er Kör­per zur Ver­fü­gung steht, dau­er­te es nicht mehr lan­ge, und ir­gend­ei­nem Ge­nie in ei­ner der ers­ten Er­neue­rungs­kam­mern kam die Idee, man kön­ne Kör­per re­kru­tie­ren, um die kon­ser­vier­ten Be­wußt­seinszen­tren auf sie zu über­tra­gen. Al­ler­dings hie­ßen die­se An­stal­ten da­mals noch nicht Er­neue­rungs­kam­mern, weil sich die Wör­ter Er­neu­ern und Aus­mus­tern noch nicht in un­se­re wun­der­voll fle­xi­ble Spra­che ein­ge­schli­chen hat­ten.«
    »Du sprachst vom Re­kru­tie­ren«, sag­te Ali­cia. »Da­von wuß­te ich über­haupt nichts.«
    »Nun, das war da­mals, und der Brauch hielt sich nicht lan­ge. Aber von ihm stam­men all die Ver­si­che­rungs­ver­trä­ge her, die es heut­zu­ta­ge gibt. Siehst du, es er­gab sich, daß zu je­ner Zeit Men­schen mit voll­kom­men nor­ma­len Kör­pern exis­tier­ten, die kein In­ter­es­se dar­an hat­ten, ihr elen­des Le­ben bis zu En­de zu füh­ren. Vie­le Jahr­zehn­te lang hat­ten Psy­cho­lo­gen und Psych­ia­ter die Ver­hin­de­rung von Selbst­mor­den als ho­hes Ide­al hin­ge­stellt. Jetzt hat­ten sie plötz­lich die sehr ge­le­gen kom­men­de Ein­sicht, viel­leicht sol­le man Men­schen, die zu ver­zwei­felt wa­ren, als daß man ih­nen den Selbst­mord noch aus­re­den konn­te, all den Schmerz und die Ver­stüm­me­lun­gen er­spa­ren, die den Akt im all­ge­mei­nen be­glei­ten. Ins­ge­heim und mit ei­ni­gem In­ter­es­se an den psy­cho­lo­gi­schen Fak­to­ren des Er­neu­erns be­gan­nen sie ih­re Zu­sam­men­ar­beit mit den Wis­sen­schaft­lern und Tech­ni­kern der Er­neue­rungs­zen­tren. Sie lie­fer­ten die Kör­per ver­zwei­fel­ter Men­schen, die ent­we­der aus ei­ge­nen Grün­den oder aus Er­wä­gun­gen, die ih­nen die Er­neue­rer ein­ge­bla­sen hat­ten, sich be­reit er­klär­ten zu ster­ben, in­dem sie ih­re Kör­per spen­de­ten. Des­halb …«
    »Ben«, frag­te Ali­cia, »was meinst du mit Er­wä­gun­gen?«
    »Das ist die pri­mi­ti­ve Form der Ver­si­che­rung. Meis­tens wa­ren es im Grun­de fi­nan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten, die die Leu­te zum Selbst­mord trie­ben. Sie hat­ten Fa­mi­li­en oder ge­lieb­te Men­schen, die sie nicht ver­sor­gen konn­ten oder für die sie sich ein bes­se­res Le­ben wünsch­ten. Die Er­neue­rer bo­ten den Selbst­mör­dern für ih­re Hin­ter­blie­be­nen groß­zü­gi­ge Be­loh­nun­gen an. Je­der Han­del war an­nehm­bar, wenn nur ein Kör­per da­bei her­aus­sprang. Na­tür­lich wur­den Selbst­mör­der mit kör­per­li­chen De­fek­ten nicht so ge­ne­rös be­han­delt wie sol­che in gu­tem Zu­stand, aber das war schließ­lich Ge­schäft. Die For­scher hat­ten zwei­fel­los auch die Her­an­züch­tung von Schön­heit als wün­schens­wer­tes Selbst­mord­ziel im Au­ge. Hat­te ein Spen­der kei­ne An­ge­hö­ri­gen, wur­de er über­re­det, ir­gend­ei­nem gu­ten Zweck Geld zu spen­den, und oft war es ein Zweck, der wei­te­re For­schungs­ar­bei­ten auf dem Ge­biet der Er­neue­rung er­mög­lich­te. Das war ein raf­fi­nier­ter Trick un­se­rer fi­nan­zi­ell ver­ant­wor­tungs­be­wuß­ten Pio­nie­re. Ich mei­ne, es herrsch­te da­mals zwar kein Man­gel an Sub­ven­ti­ons­gel­dern, aber da sie ihr Pro­jekt ziem­lich ge­heim hiel­ten, muß­ten sie qual­vol­le do­ku­men­ta­ri­sche Ma­nö­ver durch­füh­ren, um an die Gel­der her­an­zu­kom­men. Trotz­dem be­sorg­ten sie sich un­ge­ach­tet al­ler Schwie­rig­kei­ten ei­ne gan­ze An­zahl von Kör­pern. Be­weis­ma­te­ri­al dar­über, daß Men­schen end­lich er­neu­ert wer­den könn­ten, sta­pel­te sich zu Ber­gen. Die psy­chi­schen Ne­ben­wir­kun­gen wa­ren mi­ni­mal und meis­tens po­si­tiv. Es ist schon merk­wür­dig, sich in ei­nem neu­en Kör­per zu be­fin­den, aber da­bei ist es doch ein schö­nes Ge­fühl, rich­tig? Kei­ne phy­si­schen Nach­wir­kun­gen. Al­les war bes­tens. Es gab nach­weis­lich See­len, und sie konn­ten von Men­schen ma­ni­pu­liert wer­den. Sie wa­ren nicht schwie­ri­ger zu ma­ni­pu­lie­ren oder zu steu­ern als Mi­kro­wel­len. Im Grun­de leich­ter. Ein Sprung vor­wärts in der Evo­lu­ti on!«
    »Gott«,

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