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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Dräh­te und ro­tes Tuch bloß.
    Ben dreh­te sich um und sah mich an. Ein schmerz­haf­tes Krib­beln über­lief mei­nen gan­zen Kör­per.
    »Warum wer­den wir in der Er­neue­rungs­kam­mer nicht sorg­fäl­ti­ger un­ter­sucht?«
    »Das ist be­reits an­ge­regt wor­den. Von mir und ei­ni­gen we­ni­gen an­de­ren. Aber die meis­ten mei­ner lie­ben Kol­le­gen wol­len nichts da­von hö­ren. Schon vor Be­ginn der Sa­bo­ta­ge­ak­te hat die Ärz­te­ver­ei­ni­gung ent­spre­chen­de Maß­nah­men ver­ei­telt. Vor Jah­ren war ein­mal ge­plant, den Kam­mern Kli­ni­ken an­zu­schlie­ßen. Die Ärz­te­ver­ei­ni­gung ver­hin­der­te das mit dem Ar­gu­ment, es sei bes­ser, wenn der Er­neu­er­te frei­wil­lig zu ei­nem Arzt oder ei­ner Kli­nik sei­ner ei­ge­nen Wahl ge­he. Auf die­se Wei­se er­hal­te er in­di­vi­du­el­le Be­treu­ung – und die Ärz­te er­hal­ten mehr Geld. Jetzt be­haup­ten sie au­ßer­dem, die An­pas­sung nach der Er­neue­rung sei so schon schwer ge­nug, und wenn ei­ne Un­ter­su­chung einen grö­ße­ren Feh­ler des Kör­pers ent­hül­le, kön­ne der Schock für den frisch Er­neu­er­ten zu­viel sein. Viel­leicht ein gu­ter Ein­wand, wenn auch ein biß­chen zu ra­tio­na­lis­tisch. Den­ke dar­an, was du in den letz­ten Ta­gen hast durch­ma­chen müs­sen – wel­chen psy­chi­schen Schock könn­test du ver­kraf­ten?«
    »Kei­nen großen.«
    »Rich­tig. Und dann ist da noch ein wei­te­res Pro­blem, ein ziem­lich blöd­sin­ni­ges. Die für die Kam­mern ver­ant­wort­li­chen Bü­ro­kra­ten wol­len ein­fach nicht zu­ge­ben, daß an Kör­pern her­um­ge­pfuscht wird. Sie be­ste­hen dar­auf, das Ge­re­de über feh­ler­haf­te Hül­len, wie sie sich aus­drücken, sei über­trie­ben und da es von of­fen­kun­dig die ei­ge­nen In­ter­es­sen wahr­neh­men­den Ärz­ten stam­me, wie sie sich aus­drücken, sei es wahr­schein­lich so­gar un­wahr. Las­sen wir ih­re Lo­gik bei­sei­te, die Haupt­sa­che ist, daß das Ge­rücht über feh­ler­haf­te Hül­len ih­rem kost­ba­ren Image in der Öf­fent­lich­keit scha­det. Au­ßer­dem fürch­ten sie, ih­re Kun­den könn­ten mehr von ih­nen ver­lan­gen, als sie im Au­gen­blick fä­hig sind zu ge­ben. Ich kann sie bei­na­he ver­ste­hen. Schließ­lich gibt es bis­her nicht vie­le be­weis­kräf­ti­ge In­for­ma­tio­nen über Sa­bo­ta­ge­ak­te. Und ganz ge­wiß kei­ne so­li­den Nach­for­schun­gen. Zur Zeit fällt es ih­nen noch leicht, die Sa­che mit ei­nem „Puh!“ ab­zu­tun. Aber sie wer­den sich da­mit be­schäf­ti­gen müs­sen …«
    »Warum wer­den denn die Kör­per über­haupt be­schä­digt? Wie ist es zu all dem ge­kom­men?«
    »Das weiß nie­mand si­cher, aber man kann es leicht er­ra­ten. Stell dir vor, was du emp­fin­den wür­dest, wenn du wüß­test, dein Kör­per wer­de ei­nem neu­en Be­sit­zer ge­ge­ben und dir das Le­bens­licht im Al­ter von sechs- oder sie­ben­und­zwan­zig für im­mer aus­ge­bla­sen.«
    »Na­tür­lich ha­be ich oft dar­über nach­ge­dacht. Das tut je­der. Aber …«
    »Aber nichts. Ich will jetzt kei­ne Dis­kus­si­on über das Für und Wi­der der Er­neue­rung an­fan­gen. Das ha­ben wir al­le durch­ge­macht, im Col­le­ge oder sonst­wo. Zum Teu­fel, es hat ei­ne Zeit ge­ge­ben, als ich fest da­von über­zeugt war, die bes­ten Ei­gen­schaf­ten der Mensch­heit sei­en es wert, er­hal­ten zu wer­den, und die Er­neue­rung sei ei­ne wun­der­ba­re Me­tho­de, es zu tun. Es war mei­ne ehr­li­che Mei­nung, die Er­neue­rungs­ge­set­ze sei­en lo­gisch und der Trend, ei­ne eli­täre Grup­pe zu schaf­fen, in ei­ner über­be­völ­ker­ten Welt selbst­ver­ständ­lich. So we­ni­ge nur brauch­ten für so vie­le ge­op­fert zu wer­den, er­in­nerst du dich an das hüb­sche Schlag­wort? Ich ha­be all die­sen Un­sinn ge­glaubt. Ver­mut­lich glau­be ich ihn in ei­nem egois­ti­schen Eck­chen mei­nes Un­ter­be­wußt­seins im­mer noch.«
    Wir brach­ten es nicht fer­tig, uns an­zu­se­hen. Das ge­sch­ah im­mer, wenn Leu­te die ideo­lo­gi­sche Ba­sis der Er­neue­rung dis­ku­tier­ten. Ein­mal, als wir im Auf­ent­halts­raum der En­kla­ve dar­über spra­chen, brach­te Se­le­na uns al­le zum

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