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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Schwei­gen, in­dem sie dar­auf hin­wies, so­lan­ge wir si­cher un­ter der Er­de blie­ben und uns nur sel­ten hin­aus­wag­ten, sei­en wir nicht be­fugt, sol­che Sa­chen zu be­ur­tei­len. Sie sag­te, wir be­trach­te­ten uns als die Aus­er­wähl­ten in­ner­halb der Eli­te, die für al­le an­de­ren Men­schen Ent­schei­dun­gen tref­fen dürf­ten. Und in Wirk­lich­keit sei­en wir Ein­sied­ler, die sich in dunklen Höh­len ver­steck­ten und je­den Kon­takt mit der rea­len Welt ver­mie­den, in­dem wir vor­gä­ben, zu ih­rem Fort­schritt bei­zu­tra­gen.
    »Je­den­falls«, er­griff Ben wie­der das Wort, »un­ter­stütz­te vie­les den Ge­dan­ken der Er­neue­rung – der Be­ginn wich­ti­ger Re­for­men, wis­sen­schaft­li­che Ent­de­ckun­gen und die Lö­sung von welt­wei­ten Pro­ble­men, die seit Jahr­zehn­ten über­fäl­lig war. So­gar die­ser un­ter­drück­te Glau­be an ei­ne Eli­te schi­en ge­recht­fer­tigt zu sein. Jetzt bin ich mir nicht mehr si­cher. Es gibt Leu­te, die die Er­neue­rung ab­schaf­fen wol­len. Ich be­zweifle, daß sie Er­folg ha­ben wer­den, so­lan­ge es ein großes Ge­schäft ist, aber mög­lich wä­re es schon. Al­so, ob zu recht oder zu un­recht, die Mas­sen re­vol­tie­ren. Oder doch ein klei­ner Pro­zent­satz der Mas­sen. Es heißt, die ers­ten Re­vo­lu­tio­näre hät­ten auch die ers­ten Ope­ra­tio­nen an sich vor­neh­men las­sen. Was mei­ner Mei­nung nach ei­ne Men­ge über Hin­ga­be und Op­fer­wil­lig­keit aus­sagt.«
    »Wo fin­den sie die Ärz­te?«
    »Das sind Ro­man­ti­ker, neh­me ich an.«
    »Wie bit­te?«
    »Ein Arzt hat Au­gen­bli­cke, in de­nen er einen alt­mo­di­schen Ope­ra­ti­ons­saal be­tre­ten und sich sei­nen Kit­tel von oben bis un­ten mit Blut be­kle­ckern möch­te, nur des nost­al­gi­schen Aben­teu­ers we­gen. Und die Ge­fahr, denk an die Ge­fahr! Wenn man ge­schnappt wird, er­hält man kei­ne Er­neue­rung mehr! Das ist ei­ne hand­fes­te Ge­fahr, das mußt du zu­ge­ben.«
    »Al­les ein biß­chen zu grau­sig für Ro­man­tik.«
    »Ich glau­be, du weißt nicht, was Ro­man­tik ist.«
    Er strich sich mit der Hand über das Hemd, als wol­le er Blut ab­wi­schen.
    »Ist das denn wirk­lich ein so großes Pro­blem?« frag­te ich. »Ich mei­ne, kann man die feh­ler­haf­ten Or­ga­ne nicht ein­fach er­set­zen?«
    »Durch­aus nicht, mein lie­ber Voss. Die Or­gan­bän­ke sind heut­zu­ta­ge nur noch Um­schlag­plät­ze. Wenn ein Or­gan oder ein Satz Or­ga­ne ein­trifft, was sel­ten ge­schieht, lie­gen schon lan­ge Lis­ten von An­wär­tern vor. Das ist ja so pa­ra­dox am Er­neu­ern: Wir brau­chen gan­ze Kör­per, und des­halb wer­den die ver­füg­ba­ren Tei­le im­mer knap­per. Und die Tei­le, die ver­füg­bar sind, wer­den von den Me­cha­ni­kern der Er­neue­rungs­kam­mern ei­fer­süch­tig ge­hor­tet. Kör­per, bei de­nen die Er­neue­rung nicht klappt, wer­den zer­stückelt, um Vor­rat für Fäl­le zu schaf­fen, in de­nen ein Er­satz not­wen­dig ist. Da­zu kommt, daß die Sa­bo­ta­ge­ak­te die War­te­lis­ten ver­län­gern, wäh­rend sie gleich­zei­tig bei den Er­neue­rungs­spe­zia­lis­ten An­fäl­le her­vor­ru­fen, weil haupt­säch­lich die Sa­bo­ta­ge den Be­darf an neu­en Or­ga­nen stei­gert. Man kann nicht ein­mal mehr mit Or­ga­nen han­deln. Frü­her war es mög­lich, ei­ne Nie­re ge­gen ein Herz, ei­ne Lun­ge für ei­ne Le­ber ein­zut­au­schen. Jetzt bringt man sie nicht ein­mal mehr da­zu, einen Arm für einen Fin­ger­na­gel an­zu­neh­men. Nur wenn Le­bens­ge­fahr vor­liegt, gibt es ei­ne Chan­ce, daß ir­gend et­was un­ter­nom­men wird. Manch­mal er­gat­tert man ein künst­li­ches Or­gan auf dem Schwar­zen Markt – die christ­li­chen Lob­by­is­ten tun al­ler­dings ihr Mög­lichs­tes, um dem Ein­halt zu ge­bie­ten –, aber Ver­laß ist nicht dar­auf, und es schafft auch so­wie­so zu vie­le Pro­ble­me für den Pa­ti­en­ten wie für den Arzt we­gen der Ab­sto­ßungs­ge­fahr und all dem. Ich fürch­te, wenn an dem Kör­per Sa­bo­ta­ge ver­übt wor­den ist, gibt es kaum et­was, das sich da­ge­gen tun lie­ße.«
    »Um so mehr Grund ha­be ich, mich heu­te nicht mehr un­ter­su­chen zu las­sen. Aber

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