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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Sprech­zim­mer. Ein häß­li­cher schwar­zer Dreh­schreib­tisch, der ge­fähr­lich auf sei­nem Zap­fen wa­ckel­te. Miß­ge­stal­te­te Kon­tur­ses­sel für die Pa­ti­en­ten (man muß­te schon wirk­lich krank sein, wenn man auch nur in Be­tracht zog, sich in einen zu set­zen). Der schie­fe Turm ei­nes Un­ter­su­chungs­wür­fels. Die ho­lo­gra­phi­schen Jagd- und Fi­sche­rei­bil­der, die die frü­he­ren Großen Au­gen­bli­cke der Me­di­zin er­setzt hat­ten (ih­re pas­to­ra­le Ein­fach­heit war viel an­spre­chen­der, und au­ßer­dem wa­ren die Großen Au­gen­bli­cke ein biß­chen zu blu­tig ge­we­sen). Ver­schie­de­ne Ge­rä­te und In­stru­men­te des ärzt­li­chen Be­rufs wa­ren un­or­dent­lich im Raum ver­streut. Ben kam hin­ter dem Schreib­tisch her­vor, der noch schrä­ger kipp­te, als sei­ne Hüf­te ihn streif­te. Sei­ne aus­ge­streck­te Hand schi­en sei­nen Kör­per hin­ter sich her­zu­zie­hen. Trä­nen stan­den ihm in den Au­gen. Mir auch.
    Er um­arm­te mich. »Ver­dammt noch mal, wie hast du mich so schnell er­kannt?« frag­te ich.
    »Ganz gleich, was für ein Ge­sicht du erbst, du wirst im­mer mit dem glei­chen däm­li­chen Aus­druck dar­auf ins Zim­mer kom­men.«
    Ben trat von mir zu­rück, und ich sah ihn mir an. Er war viel äl­ter ge­wor­den, was mich nicht über­rasch­te. Sein Ge­sicht hat­te tie­fe Fal­ten, und sein Kör­per zeig­te die Ma­ger­keit des Al­ters.
    Aber die wa­chen brau­nen Au­gen mus­ter­ten einen im­mer noch Zoll für Zoll mit dem Blick des Arz­tes, auch wenn man nicht zur Un­ter­su­chung kam und rein zu­fäl­lig vor ihm stand. Er wies mich an, mich zu set­zen. Ich tat mein Bes­tes, mich in die un­na­tür­li­che Stel­lung zu ver­bie­gen, die der Kon­tur­ses­sel ver­lang­te. Mir war, als spür­te ich durch mei­ne dün­ne Klei­dung die gro­ben Fä­den des Kis­sens (Ben kauf­te im­mer Aus­schuß­wa­re und Res­te).
    »Soll ich dich gleich un­ter­su­chen?«
    »Nicht jetzt. Zu of­fi­zi­ell. Ich kom­me mor­gen oder über­mor­gen wie­der. Gib mir einen Ter­min.«
    »Mor­gen früh um neun.«
    »Ich bin pünkt­lich, das ver­spre­che ich.«
    »Es gibt noch einen gu­ten Grund für ei­ne so­for­ti­ge Un­ter­su­chung, und ich bin si­cher, das Zen­trum hat es ver­mie­den, dich dar­über auf­zu­klä­ren.«
    »Und der wä­re?«
    Er stand auf, trat an das Fens­ter mit der länd­li­chen Sze­ne und blick­te hin­aus, als pul­sie­re das Bild vor Le­ben. Er kreuz­te die Ar­me und dach­te nach. Ich er­kann­te die An­zei­chen. Er nahm sei­ne pro­fes­sio­nel­le Hal­tung an.
    »Sa­bo­ta­ge ist der volks­tüm­li­che Aus­druck da­für, mein lie­ber Voss.«
    »Was? Sind wir wie­der in ei­nem an­ar­chis­ti­schen Zy­klus oder so et­was?«
    »In ge­wis­ser Wei­se ja. Vor al­lem in dem Sinn, daß An­ar­chie im all­ge­mei­nen An­grif­fe der Un­ter­drück­ten auf die glück­li­che­ren Men­schen über ih­nen mit ein­schließt.«
    »Und sie spren­gen Ge­bäu­de in die Luft? Ich ver­ste­he nicht, wie …«
    »Nein, dies­mal ist die Sa­bo­ta­ge auf Kör­per ge­rich­tet, nicht auf Ei­gen­tum. Das ist ganz neu und hat sich erst bei den in den letz­ten paar Mo­na­ten Er­neu­er­ten ge­zeigt. Ich selbst ha­be noch kei­nen Pa­ti­en­ten ge­habt, an des­sen Kör­per her­um­ge­pfuscht wor­den ist. Des­halb ha­be ich kei­ne un­mit­tel­ba­re Er­fah­rung mit Kör­persa­bo­ta­ge. Man hät­te statt an Sa­bo­ta­ge­ak­ten wahr­schein­lich nur an zu­fäl­li­ge De­fek­te oder in ei­ni­gen Fäl­len an ein Ver­sa­gen des Er­neue­rungs­pro­zes­ses ge­glaubt, wenn nicht ei­ner der ra­di­ka­len Ärz­te ein an­ony­mes Ge­ständ­nis ab­ge­legt hät­te. Und da fing man an, die Un­ter­la­gen durch­zu­se­hen, und …«
    »War­te mal! Ich kom­me längst nicht mehr mit. Sa­bo­ta­ge? Er­klä­re mir das.«
    »In die­sem Fall heißt Sa­bo­ta­ge, daß der Kör­per ei­nes Aus­ge­mus­ter­ten ver­än­dert wird, be­vor er oder sie in die Kam­mer geht. Et­was wird ent­fernt, oder et­was wird ein­ge­pflanzt, oder et­was wird ge­ra­de so weit ver­än­dert, daß es das Le­ben für den neu­en Be­sit­zer des Kör­pers – nun – un­be­quem macht. We­nigs­tens ei­ne

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