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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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ei­ne ein­zi­ge wei­te­re Le­bens­span­ne zu ge­ben, ei­ne ein­zi­ge Chan­ce noch, Un­recht wie­der­gutz­u­ma­chen und Wun­der zu wir­ken, nur noch ei­ne Le­bens­span­ne, um wei­te­re Feh­ler zu be­ge­hen, um die große Lie­be zu fin­den. Im­mer wie­der zwang ich mich auf­zu­wa­chen. Ali­cia, die sich um mich sorg­te, aber klug ge­nug war, kei­ne Fra­gen zu stel­len, flüs­ter­te mir nur tröst­li­che Wor­te zu und er­kun­dig­te sich, ob ich et­was es­sen oder trin­ken wol­le. Ich konn­te nicht es­sen oder trin­ken.
    End­lich, als wir bei Ben wa­ren und er sich so gott­ver­dammt fröh­lich zeig­te, so glück­lich über den Er­folg der Missi­on, muß­te ich ihm sa­gen: »Ben, es war un­recht.«
    »Komm, komm, Voss, halt mir jetzt kei­ne Mo­ral­pre­digt. Das hat­ten wir al­les schon ein­mal. Ich ken­ne die Ar­gu­men­te bei­der Sei­ten, ich …«
    »Nein, das mei­ne ich gar nicht. Ich will kei­ne Col­le­ge-Dis­kus­si­on ab­hal­ten. Ich glau­be, wenn ich noch ei­ne Dis­kus­si­on über Ethik und Mo­ral über mich er­ge­hen las­sen müß­te, wür­de ich ster­ben. Ich will nur sa­gen, daß es – un­recht war. Es tut mir leid, daß ich es ge­tan ha­be.«
    »Ver­giß es, Voss. Das geht vor­bei.«
    »Du hast un­recht. Ich ha­be un­recht. Es war nicht not­wen­dig, sie zu tö­ten.«
    »Du bist nur aus der Fas­sung. Da­mit ha­be ich ge­rech­net, es ist ei­ne na­tür­li­che Re­ak­ti­on, und es ist nur lo­gisch …«
    »Halt mir nicht dau­ernd vor, was lo­gisch ist. Nichts ist lo­gisch. Mil­lio­nen in Gas­kam­mern zu schi­cken, Städ­te zu bom­bar­die­ren, be­wohn­te As­te­roi­den zu spren­gen, einen lä­cher­li­chen ma­gi­schen Staub in ei­ne Er­neue­rungs­kam­mer zu brin­gen. Nichts da­von ist lo­gisch.«
    »Ich fin­de, du soll­test dich aus­ru­hen. Dann …«
    »Ich bin mir nicht ein­mal si­cher, daß es un­recht war. Ich be­daue­re es nur. Ich wünsch­te, ich hät­te es nicht ge­tan, ich per­sön­lich. Bei je­dem an­de­ren hät­te ich viel­leicht ein ge­sun­de­res Ur­teil, ich könn­te so­gar an­er­ken­nen, daß er gu­te Ar­beit ge­leis­tet hat, aber, beim Teu­fel, ich wünsch­te, ich hät­te es nicht ge­tan. Sag nichts mehr. Ich will nichts dar­über hö­ren, daß es rich­tig war und daß das Recht vie­ler vor dem we­ni­ger kommt oder daß Rech­te ab­ge­wo­gen wer­den müs­sen.«
    Ben nick­te und ver­fiel in das Schwei­gen, das ich ver­langt hat­te. Ali­cia sag­te: »Ich kann nicht an dei­ne Mil­lio­nen See­len den­ken. Ich se­he im­mer­zu die to­te Che­ryl vor mir. Ich se­he Che­ryl, und ich stel­le mir Sta­cy vor. Sie sind die ein­zi­gen To­ten, die Be­deu­tung für mich ha­ben. Die an­de­ren …«
    Sie be­en­de­te ih­ren Satz nicht. Wir schwie­gen al­le, bis ich er­klär­te: »Ich kom­me mir tö­richt vor. Ich ge­be mir zu­viel Mü­he, Schmerz zu emp­fin­den, und ich emp­fin­de auch Schmerz, aber er läßt nach. Sorgt ein­fach da­für, daß ich den Mund hal­te, oder gebt mir et­was, das mich ein­zu­schla­fen zwingt. Daß ich schla­fe, oh­ne zu träu­men, kannst du das tun?«
    Ben nick­te.
    Am nächs­ten Tag un­ter­such­te er mich, ließ das Ab­sor­ber-Wis­sen lö­schen und mein­te, mit den Ope­ra­tio­nen könn­ten wir je­der­zeit an­fan­gen. Ich hat­te sie ganz ver­ges­sen, aber ich sag­te, ja, brin­gen wir es hin­ter uns. Ben ver­sprach, die not­wen­di­gen Vor­be­rei­tun­gen zu tref­fen.
    Er schick­te Ali­cia und mich in ein ver­las­se­nes Ge­bäu­de, das, wie ich bei un­se­rer An­kunft fest­stell­te, ganz in der Nä­he des L’Etre lag. Bei­na­he hät­te ich vor­ge­schla­gen, daß wir uns im Re­stau­rant ei­ne Gour­met-Mahl­zeit leis­te­ten, aber dann dach­te ich, daß wir sie bei­de nicht ge­nie­ßen wür­den.
    Im vier­ten Stock­werk des frü­he­ren Bü­ro­ge­bäu­des be­fand sich ei­ne voll mö­blier­te und ziem­lich lu­xu­ri­öse Woh­nung. Vie­le Bil­der hin­gen an den Wän­den, die Mö­bel wa­ren kost­bar, im Schlaf­zim­mer stand ein kreis­run­des Bett, und das Bad war prunk­voll de­ko­riert. Ich nahm ein Bad, nur um mir die horn­bla­sen­den Ku­pi­dos und die Was­ser­spei­er und die hüb­schen Da­men und die Schnör­kel an­se­hen zu kön­nen.
    Ben kam

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