Alicia II
wohl?« sagte Cheryl. »Sie kommt zu sich. Eine bemerkenswert widerstandsfähige junge Dame, diese Nancy Donner. Falls das ihr richtiger Name ist.«
»Warum sollte er es nicht sein?«
Cheryl lachte.
»Sie halten mich tatsächlich für so naiv, wie ich mich benehme. Die Naivität ist für die Public Relations; ich lasse sie am Ende jedes Arbeitstages hier zurück. Aber ich erkenne aus der Art, wie Sie die junge Dame berühren, daß Nancy keine Fremde für Sie ist, daß sie …«
Alicia stöhnte von neuem, und diesmal öffnete sie die Augen.
»Cheryl!« Dann sah sie mich. »Voss, was …«
Cheryl lächelte.
»Sehen Sie wohl?« sagte sie. »Okay, um was geht das alles? Ich weiß, auf den unteren Ebenen hat es eine Störung gegeben, aber hier oben weiß niemand, was es war. Die Sicherheitsbestimmungen werden bestimmt nicht wegen einer aus dem Public-Liaison-Büro gebrochen werden. Meiner Meinung nach haben Sie jedoch beide damit zu tun. Habe ich recht?«
»Ich weiß nicht, was Sie …«
»Sie wollen mich wohl auf den Arm nehmen, Geraghty. Ich weiß, daß die Männer, die sich verspätet der Besichtigung anschlossen, auf Sie angesetzt waren. Beide verschwanden, sobald sie Sie gehen sahen, ohne mir eine Erklärung zu geben oder sonst etwas. Erzählen Sie.«
Sie blickte von mir zu Alicia und wieder zurück. Wir schwiegen.
»Dann erzählen Sie es mir eben nicht. Das ist ziemlich gleichgültig. Es gibt hier Leute, die im Verhören geschickter sind.«
»Cheryl, ich werde Sie töten«, sagte Alicia leise. Ihre Stimme hatte einen Klang, den ich bei ihr noch nie gehört hatte.
Cheryl lachte.
»Womit?« fragte sie. »Sie haben keine Waffen, das habe ich nachgeprüft. Aber ich.«
Sie hob die Hand, in der sie während unseres ganzen Gesprächs eine kleine Pistole gehalten hatte.
»Ich will nicht alle Punkte verlieren, die mir für die Festnahme von Ihnen beiden gutgeschrieben werden. Ich brauchte eine Chance, die mir eine Beförderung einträgt. Das hier wird mir nützen, da bin ich ganz sicher. Ich brauche denen oben nur das Signal zu geben, und …«
»Nein, das werden Sie nicht tun.« Alicia, die stand, kam hinter ihrem Schreibtisch hervor.
»Alicia!« rief ich.
Cheryl lächelte, wich aber zwei Schritte zurück.
»Also Alicia«, sagte sie. »Das sollte eine wertvolle Information für sie sein, wenn sie – kommen Sie mir nicht näher, Nancy, Alicia, wie Sie auch heißen mögen …«
Cheryls Warnung ließ Alicia keinen Augenblick innehalten.
Ich bewegte mich auf die beiden zu. Ich wußte nicht genau, was ich tun konnte – Alicia aus dem Weg stoßen, Cheryl anspringen, was sich gerade anbot. Alicia sah es und winkte mich zurück.
»Okay, das langt.« Cheryl hob die Pistole auf Augenhöhe und zielte.
»Schießen Sie ruhig«, sagte Alicia. »Mir ist es gleich.«
»Halt!« brüllte ich.
Ich machte einen Satz auf Alicia zu. Sie wich mir aus. Cheryl wurde abgelenkt, und der Schuß ging nach oben, statt einen von uns zu treffen. Alicia stürzte sich auf sie und warf sie aus dem Gleichgewicht. Die Pistole fiel Cheryl aus der Hand.
Alicia sah es, griff aber nicht danach. Statt dessen packte sie Cheryl, und sie begannen, miteinander zu ringen. Ich hatte wieder festen Fuß gefaßt, nahm die Pistole auf und sah den beiden zu, die sich über den Fußboden rollten.
»Alicia«, sagte ich, »es ist gut, ich habe die Pistole. Laß sie los, wir können fliehen, wir können …«
»Nein, Voss«, flüsterte Alicia, und mehr sagte sie nicht. Der Kampf zwischen ihr und Cheryl spielte sich in seltsamem Schweigen ab, in dem nur die dumpfen Laute der sich wälzenden Körper zu hören waren. Keine von beiden schien die andere besiegen zu können. Langsam brach Alicia Cheryls Griff um ihren Arm, schob sie ein Stück weg, faßte ihren Hals und würgte sie.
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