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Alicia II

Alicia II

Titel: Alicia II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Thurston
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Lö­cher in der Fens­ter­ver­dun­ke­lung. Bru wach­te gleich nach mir auf. Mit ei­ner bei­na­he re­flexar­ti­gen Be­we­gung be­gann sie, mei­ne Schul­ter zu strei­cheln. Be­hut­sam ent­fern­te ich ih­re Hand von mei­ner Haut.
    »Nein«, sag­te ich, »ich glau­be nicht, daß es uns heu­te mor­gen bes­ser ge­lingt. Du als Schau­spie­le­rin weißt, daß es un­klug ist, ein Stück zu wie­der­ho­len, das am vor­he­ri­gen Abend durch­ge­fal­len ist.«
    »Was jetzt un­klug ist, das ist Selbst­mit­leid.«
    »Das mag sein, aber für mich ist es wohl bes­ser, wenn ich mich un­be­merkt da­v­on­schlei­che.«
    »Nein, bleib. Ich ma­che dir Früh­stück. Ich ha­be …«
    »Das wä­re groß­ar­tig, ein­fach groß­ar­tig.«
    An­mu­tig roll­te sie sich aus dem Bett und lan­de­te auf den Fü­ßen. Ob ich es eben­so ge­schickt fer­tig­brach­te? Als Bru sich ent­fern­te, fiel mir mein Ter­min bei Ben ein.
    »O ver­dammt«, sag­te ich. »Wie spät ist es?«
    »Un­ge­fähr acht. Aber die Uhr …«
    »Ich muß ge­hen. Tut mir leid. Ich muß in ei­ner hal­b­en Stun­de ir­gend­wo sein.«
    Ich zog mich an, und Bru steck­te mir wäh­rend­des­sen Stücke von Hörn­chen in den Mund. Sie war noch nackt, und ich konn­te nicht um­hin, ih­ren Kör­per zu be­trach­ten und mich zu fra­gen, warum, zum Teu­fel noch mal, ich nichts zu­we­ge ge­bracht hat­te.
    »Wie lan­ge wird dein Ter­min dich auf­hal­ten?« er­kun­dig­te Bru sich, als ich fer­tig zum Ge­hen war.
    »Es soll­te nicht zu lan­ge dau­ern, wenn Bens Ma­schi­nen nicht au­ßer Be­trieb sind, was häu­fig ge­schieht, aber den gan­zen Vor­mit­tag be­stimmt nicht.«
    »Komm hier­her zu­rück, wenn du fer­tig bist.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Bit­te. Hör mit Pro­tes­ten auf, die schon über­stra­pa­ziert wa­ren, als das ers­te un­güns­tig be­strahl­te Lie­bes­paar sein Ho­ro­skop stu­dier­te.«
    »Und du meinst, du kannst …«
    »Das ist mir egal. Al­les. Komm nur zu­rück. Es kommt nicht dar­auf an, was wir tun oder was ge­schieht. Ich wer­de dich wie­der mit Hörn­chen füt­tern, wir wer­den uns über Phi­lo­so­phie un­ter­hal­ten, wir wer­den zum St.-Ethel-Schrein be­ten, es küm­mert mich nicht. Komm nur zu­rück.«
    »Gut.«
    Sie küß­te mich – keusch –, und dann wisch­te sie mir Kru­men von den Lip­pen. Wie sie mit blo­ßen Fü­ßen da­stand, kam sie mir klei­ner als ges­tern vor, als sei sie über Nacht ein­ge­schrumpft. Ich ging. Ich freu­te mich dar­auf, zu ihr zu­rück­zu­keh­ren, und ich wuß­te nicht, daß ich nicht zu­rück­keh­ren wür­de.
    Viel­leicht hät­te ich nach mei­nem Be­such bei Ben zu ihr zu­rück­keh­ren sol­len. Ich mach­te mich ein­mal auf den Weg nach Hough, ich ver­such­te mehr­mals, Bru zu be­su­chen. Aber was hät­te ich ihr sa­gen kön­nen? Lü­gen hät­te sie nicht ge­glaubt, und die Wahr­heit konn­te ich ihr nicht ge­ste­hen.
     

 
14
     
    Ben tat, als er­schre­cke er, als ich mit nur drei Mi­nu­ten Ver­spä­tung in sei­ner Pra­xis ein­traf.
    »Dich ha­be ich noch min­des­tens zwei Stun­den lang nicht er­war­tet.«
    »Nun …«
    »Ich war über­zeugt, du wür­dest erst auf­tau­chen, wenn die Hälf­te mei­ner Ar­beits­zeit vor­bei sei.«
    »Du hast ei­ne Ar­beits­zeit?«
    »Wer­de nicht sar­kas­tisch. Zieh dich aus.«
    »Ich dach­te, in ei­nem die­ser Din­ger kön­ne man die Klei­der an­be­hal­ten.«
    »Das ist hä­re­ti­scher Aber­glau­be, den die Ärz­te­ver­ei­ni­gung in die Welt ge­setzt hat. Klei­der stö­ren die Ge­nau­ig­keit der In­stru­men­te, be­son­ders wenn es so an­ti­quier­te sind wie mei­ne, die schon ein­mal einen Schlüs­sel­ring für ein ge­ris­se­nes Blut­ge­fäß ge­hal­ten ha­ben. Und auf je­den Fall will ich ge­nau se­hen, wie sexy der Kör­per ist, den man dir ge­ge­ben hat.«
    »Sexy ist nicht das rich­ti­ge Wort da­für. Nicht nach die­ser Nacht.«
    »Was ist denn in die­ser Nacht ge­sche­hen?«
    Ei­ne Fra­ge, die mir ge­ra­de recht kam. Ich be­rich­te­te ihm ru­hig von mei­nem Er­leb­nis mit Bru. Ben leg­te sei­ne spaß­haf­te Art ab und be­gann zu ni­cken, und hin und wie­der ließ er sein pro­fes­sio­nel­les Grun­zen hö­ren. Gleich­zei­tig führ­te er mich an den Un­ter­su­chungs­wür­fel,

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